Hilfsorganisation Johanniter wollen im Saarland Fuß fassen

Saarbrücken · Nach der Übernahme des landesweit größten privaten Anbieters von Krankentransporten hat die Hilfsorganisation noch mehr vor. Sie plant den Betrieb von Kitas und den Einstieg in den Rettungsdienst.

 Der Rettungsdienst ist einer der Bereiche, in denen sich die Johanniter-Unfall-Hilfe engagiert – bald auch im Saarland?

Der Rettungsdienst ist einer der Bereiche, in denen sich die Johanniter-Unfall-Hilfe engagiert – bald auch im Saarland?

Foto: Johanniter/Löwenherz

Die Gemeinschaft der Hilfsorganisationen im Saarland bekommt Zuwachs. Neben dem Deutschen Roten Kreuz, dem Malteser-Hilfsdienst, dem Arbeiter-Samariter-Bund, der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft und dem Verein Notfallseelsorge und Krisenintervention Saarland will in den kommenden Monaten und Jahren auch die Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) im Saarland Fuß fassen – auch im Rettungsdienst.

Gerade erst hat die JUH, die in der Tradition des evangelischen Johanniterordens steht, die Geschäftsanteile der Homburger Ambulanz Frisch GmbH – mit ihren 100 Mitarbeitern und 20 Krankentransportwagen der landesweit größte Akteur im privaten Krankentransport – übernommen. Dies war nur der erste Schritt, wie die Antworten des JUH-Landesverbandes Hessen/Rheinland-Pfalz/Saar auf Fragen unserer Zeitung verdeutlichen.

Mit mehr als 22 000 Beschäftigten, knapp 37 000 ehrenamtlichen Helfern und rund 1,3 Millionen Fördermitgliedern ist die Johanniter-Unfall-Hilfe nach eigenen Angaben eine der größten Hilfsorganisationen Europas. Das Saarland ist bislang beinahe ein weißer Fleck auf der JUH-Landkarte, die Organisation ist nur mit dem Kreisverband Völklingen „in kleinem Rahmen“ vertreten, wie Sprecherin Saskia Schimpf sagt. Der Verband beschäftige derzeit „weniger als zehn hauptamtliche Mitarbeiter“ und habe knapp 1000 Mitglieder. Derzeit liege der Schwerpunkt im Hausnotruf und der Erste-Hilfe-Ausbildung. In einem Radius von etwa 30 Kilometern um Völklingen bieten die Johanniter etwa Haushaltshilfe, häusliche Betreuung und Besuchsdienste an.

„Unser langfristiges Ziel ist es, im Saarland ähnliche Johanniter-Strukturen aufzubauen, wie wir sie heute schon in Hessen und Rheinland-Pfalz haben“, sagte Schimpf. Dort beschäftigt die JUH knapp 3000 hauptamtliche und rund 3200 ehrenamtliche Mitarbeiter und Helfer. „Die Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. als gemeinnützige, christliche Hilfsorganisation bietet zahlreiche Dienste am Nächsten an, die natürlich auch der saarländischen Bevölkerung zugutekommen sollen“, so Schimpf. Die Ausweitung des Hausnotruf-Angebots und der Betrieb von Kindertagesstätten seien angedacht, ebenso Aktivitäten im Bereich ambulante Pflege, sofern es die Gegebenheiten zuließen und der Bedarf da sei. Ehrenamtliche Strukturen seien „selbstverständlich nicht ausgeschlossen“.

In der Rettungsdienst-Szene wurde die Übernahme der Ambulanz Frisch durch die Johanniter aufmerksam registriert, weil Frisch als bislang einziges privates Unternehmen im Saarland eine öffentliche Rettungswache betreibt (in Beckingen-Erbringen). Wächst also für Rotes Kreuz, Malteser und Arbeiter-Samariter-Bund neue Konkurrenz heran? Dazu erklärt Johanniter-Sprecherin Schimpf, die Rettungswache Erbringen werde auch weiterhin von der Ambulanz Frisch betrieben, für das Rettungsdienstpersonal und die Bevölkerung bleibe alles so, wie es ist.

Allerdings: Dass die Johanniter-Unfall-Hilfe ihre Aktivitäten im Saarland ausweiten wolle, schließe auch die Einsatzdienste mit ein. „Es ist nicht unser Ziel, andere Anbieter zu verdrängen, wir wollen uns bei Neuvergaben einbringen“, sagt Schimpf. „In Zeiten steigender Einsatzzahlen im Rettungsdienst, des demografischen Wandels sowie des Fachkräftemangels sehen wir für alle Beteiligten Vorteile, wenn ein zusätzlicher Leistungserbringer Ressourcen beisteuern kann.“

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