Johanneum ist der große Verlierer

Homburg. So eindeutig zugunsten der einen und gegen die andere Schule haben sich die Eltern der zukünftigen Fünftklässler in Homburg noch selten entschieden. Entsprechend lang beziehungsweise fröhlich waren dann auch die Gesichter. "Wir sind sehr zufrieden", sagte Jürgen Helwig, Schulleiter des Saarpfalz-Gymnasiums

 Im kommenden Schuljahr werden diese Viertklässler Fünftklässler sein, wo sie weiter lernen möchten, das ist nun entschieden: Bei den Homburger Gymnasien schnitt das Saarpfalz-Gymnasium bei den Neuanmeldungen am besten ab. Foto: Patrick Pleul/dpa

Im kommenden Schuljahr werden diese Viertklässler Fünftklässler sein, wo sie weiter lernen möchten, das ist nun entschieden: Bei den Homburger Gymnasien schnitt das Saarpfalz-Gymnasium bei den Neuanmeldungen am besten ab. Foto: Patrick Pleul/dpa

Homburg. So eindeutig zugunsten der einen und gegen die andere Schule haben sich die Eltern der zukünftigen Fünftklässler in Homburg noch selten entschieden. Entsprechend lang beziehungsweise fröhlich waren dann auch die Gesichter. "Wir sind sehr zufrieden", sagte Jürgen Helwig, Schulleiter des Saarpfalz-Gymnasiums. Das hat seinen Grund in einem deutlichen Plus und 110 Anmeldungen, die nun auf seinem Schreibtisch liegen. Das bedeuteten vier Klassen mit etwa 27 bis 28 Schülern. Im eher schwachen Jahr 2011/2012 verzeichnete das Gymnasium lediglich 75 Anmeldungen (siehe Infografik).Enttäuschung hingegen im Johanneum, das deutlich abgeben musste: 64 neue Fünftklässler aus heutiger Sicht bedeuten auch erstmals nur drei Klassen. "Wir sind nicht froh darüber", sagt Schulleiter Helmut Seiwert. Etwa 15 Fünftklässler in spe entschieden sich dabei für Latein als erste Fremdsprache, eine Lateinklasse werde es dennoch geben, kündigte Seiwert an. Hier würden dann noch Schüler hineinwechseln, die sich immerhin noch als zweite Wahl vorstellen konnten, mit Latein zu beginnen. Ebenfalls zustande kommen werde die EU-Klasse mit bilingualer Ausrichtung, die letztlich auch zum zusätzlichen Abi-Bac führt, sagte Seiwert. Zu den Ursachen für das dicke Minus könne er im Moment noch nichts sagen. Die Gründe müssten noch genauer analysiert werden. Das müsse nun sehr sorgfältig geschehen. "Dann müssen wir sehen, wie wir darauf reagieren."

Direktor Helwig sieht das gute Abschneiden des Saarpfalz-Gymnasiums darin begründet, dass versucht wurde, die bewährten Dinge, "die wir haben, den Eltern näher zu bringen". Dazu zählt er das Bemühen, die Kinder dort abzuholen, wo sie "von der Grundschule herkommen", das System der Schülerpaten, die Klassenleiterstunde, die nicht nur - wie vom Ministerium vorgeschrieben - in der fünften Klasse angesetzt werde, sondern auch noch in der sechsten. Sie diene dazu, auftretende Probleme jenseits der Fachstunden in Ruhe besprechen zu können.

Ebenfalls ein Pluspunkt für sein Gymnasium ist für Helwig das Programm "Fördern statt sitzen bleiben", an dem die Schule teilnehme. Und es sei gelungen herüberzubringen, dass Französisch als erste Fremdsprache sinnvoll sei, etwa weil dabei richtig Grammatik gelernt werden könne. Honoriert worden sei zudem die Informatik, die auch schon in der Unterstufe einsetze.

Das Christian-von-Mannlich-Gymnasium verzeichnete zwar mit 116 Anmeldungen weniger als im starken Schuljahr 2011/2012, doch Direktor Wolfram Peters sieht das als normale Schwankung. Das liege noch im Rahmen, sei ganz normal und etwas, "was wir erwartet haben". Die große Stärke seiner Schule sieht er im Englisch-Profil. "Das ist das, was uns auch saarlandweit auszeichnet." Alle Schüler beginnen hier in der fünften Klassen mit sieben Wochenstunden Englischunterricht. Ab der Klassenstufe sieben kann man sich dann auch für Unterricht in einigen Fächern auf Englisch entscheiden. Ungünstig sei, so Peters, nur die Gesamtzahl der Anmeldungen: Ab 29 Schülern werde die Klasse geteilt - so werde es bei 116 Anmeldungen insgesamt wohl nur vier statt wie im vergangenen Schuljahr fünf Klassen geben - und die seien vermutlich recht groß.

Zwischen den Anmeldezahlen und der Anzahl der tatsächlich eingeschulten Fünftklässler gibt es übrigens immer gewisse Schwankungen, etwa bedingt durch Zu- oder Wegzüge - das kann sich also an der ein oder anderen Schule auswirken, allerdings ist die Abweichung in der Regel gering.

Sie lag nach Aussage der Kreisverwaltung in der Vergangenheit bei einem Schüler, manchmal waren es auch fünf Schüler, selten mehr.

Meinung

Jetzt hilft nur noch Ehrlichkeit

Von SZ-RedakteurinUlrike Stumm

Das ist schon bitter für das Traditionsgymnasium Johanneum: Nur 64 Kinder wollen hier im nächsten Schuljahr die fünfte Klasse besuchen, statt vier wird es drei Klassen geben. Da war man bislang mehr gewohnt. Dazu gibt's (noch) keinen demographischen Faktor, auf den man's eindeutig schieben könnte: Die beiden anderen Gymnasien können nämlich durchaus zufrieden sein. Die Frage nach dem Warum muss die katholische Privatschule also noch beschäftigen. Dabei liegen einige Punkte auf der Hand - zumindest für alle, die von außen darauf sehen. Die Verantwortlichen werden nicht darum herumkommen, sich ehrlich mit dem auseinander zu setzen, was so gerne als "längst vergangen" abgestempelt wird.

Harte Schläge hat das Gymnasium einstecken müssen: das Bekanntwerden des Missbrauchsskandals, was verschärft wurde, da der Wille zur Aufklärung nicht klar zu erkennen war und ist. Dann gab's das unselige Hickhack um die Rektorin Eva-Maria Wenzel-Staudt, die am Ende die Segel strich und sich wegbewarb. Ob diese Dinge als Erklärungen für das ernüchternde Minus bei den Anmeldungen ausreichen, sei mal dahingestellt. Zu leugnen, dass sie eine große Rolle bei der Entscheidung vieler Eltern gespielt haben, ist schlicht naiv.

Die Schule muss sich umkrempeln, Offenheit zum Grundprinzip machen, wenn sie weiter bestehen will. Falls sie dazu überhaupt noch die Chance hat. Ob dies nun der Anfang vom Ende einer langen Schulgeschichte ist, wird sich spätestens bei den nächsten Anmeldezahlen zeigen.

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