"Jedes Dorf muss seine Identität behalten""Nohfelden ist meine Heimat, für die es sich einzusetzen lohnt"

Nohfelden · Die Nohfelder Bürger wählen an diesem Sonntag, 10. Juni, zum dritten Mal direkt ihren Bürgermeister. Amtsinhaber Andreas Veit, CDU, und der Nohfelder Ortsvorsteher Jörg Vogt, SPD, bewerben sich für diese Aufgabe. Die SZ stellt die beiden Kandidaten vor. Heute: Jörg Vogt.Von Hoffnung und Macht handelt das Merkbuch der Bekenntnisse, aber auch vom Lieblingsessen und der Lebensphilosophie. 19 Fragen hat die SZ Jörg Vogt gestellt. Hier seine Antworten.

 SPD-Bürgermeisterkandidat Jörg Vogt an seinem Lieblingsplatz, der Nohfelder Burg. Foto: B&K

SPD-Bürgermeisterkandidat Jörg Vogt an seinem Lieblingsplatz, der Nohfelder Burg. Foto: B&K

Nohfelden. "Der Bürgermeister ist zunächst Leiter der Verwaltung und hat die Beschlüsse des Gemeinderates umzusetzen. Darüber hinaus ist er aber auch ein bisschen der Vordenker." So sieht Jörg Vogt, SPD, der Herausforderer von Amtsinhaber Andreas Veit, CDU, seine Arbeit als Bürgermeister. Der 56-jährige Nohfelder Ortsvorsteher will nämlich neuer Bürgermeister der Gemeinde werden. Darüber entscheiden die Bürger an diesem Sonntag, 10. Juni.Der Bürgermeister kann und muss nach Ansicht von Vogt, aktiv die Themen beeinflussen und in den Rat bringen, die die Gemeinde voranbringen. Vogt: "Er muss die Vorarbeit leisten, dass der Rat eine gute Entscheidungsgrundlage hat." Wobei der Bürgermeister nicht alleine da stehe, für Vogt ist es ein Vorteil, wenn eine starke Partei diesen unterstützt. Wobei in Nohfelden ja bekanntermaßen keine Partei eine eigene Mehrheit im Rat hat. Vogt: "Verantwortungsvolle Kommunalpolitik heißt, mit allen zusammenzuarbeiten. Im Großen und Ganzen funktioniert das bei uns." Dabei dürfe man selbstverständlich den Bürger nicht vergessen, von dem viele Anregungen kommen können. "Ob dann alles angesichts leerer Kassen umgesetzt werden kann, was wünschenswert ist, ist eine andere Frage", sagt der SPD-Bewerber. Das Einbinden der Menschen aus seiner Heimatgemeinde, die Zusammenarbeit mit den Vereinen liegt ihm besonders am Herzen. Wie diese Zusammenarbeit aussehen soll, das habe er mit seinem Wahlkampfslogan gut beschrieben: Zuhören, entscheiden, machen.

Finanzen/Wirtschaft: Wobei für ihn die wichtigste Aufgabe in der Gemeinde in den kommenden Jahren ganz klar ist: "Über allem steht die Sanierung der Finanzen." Die Gemeinde drückt ein großer Schuldenberg: 18 Millionen Euro Kassenkredite sind aufgelaufen, vier Millionen Euro langfristige Schulden. Das jährliche strukturelle Defizit beträgt zurzeit 1,2 Millionen Euro. Und dies muss Nohfelden in den kommenden Jahren auf Null zurückfahren. Das heißt, im Rahmen der Schuldenbremse muss die Gemeinde das Defizit in jedem Jahr um 120 000 Euro verringern. Dieses sogenannte Haushaltssicherungskonzept hat der Gemeinderat bis 2015 auf den Weg gebracht. Es sieht Einsparungen, aber auch Steuererhöhungen vor.

Das alleine aber, so Vogt, reicht nicht. Die Gemeinde brauche zusätzliche Einnahmen. Der Bürgermeisterkandidat: "Die Wirtschaft muss stärker angekurbelt werden." Deshalb will er das Gewerbegebiet Dommersbach erschließen, die Kosten für die Gemeinde betragen etwa 500 000 Euro. Die Gemeinde müsse dieses Gelände vorhalten, um Betrieben, die sich ansiedeln oder die erweitern wollen, schnell Flächen anzubieten. Sonst wanderten diese ab. Vogt sagt: "Das war ein Versäumnis der vergangenen Jahre."

Mit der Stiftung Sonne für Nohfelden sei man auf einem guten Weg, weitere Einnahmen zu erzielen, die dann der Kommune zugute kommen und indirekt den Haushalt entlasten. "Wir erwarten auch alle vom Ferienpark einen Schub nach vorne. Ich bin überzeugt, dass das so kommt", unterstreicht Vogt.

Trotzdem werde man am weiteren Sparen nicht vorbeikommen. Der SPD-Bewerber: "Das ist jetzt schon schwierig." Nohfelden sei nun mal eine große Flächengemeinde, müsse zum Beispiel ein großes Straßennetz unterhalten. Vogt betont: "Wir müssen versuchen, möglichst viel an Infrastruktur zu bewahren. Jedes Dorf muss seine Identität behalten." Ohne stärkere finanzielle Hilfe von Bund und Land gehe es aber trotz allem nicht. Wohl auch nicht ohne weiteres Bürgerengagement. Wie das aussehen könnte, habe man beim Bau des Funktionsgebäudes auf dem Festplatz in Nohfelden gezeigt, das Bürger und Vereine mit einem Zuschuss der Gemeinde errichtet haben.

Tourismus: "Wir sind alle froh, dass der Ferienpark am Bostalsee im Bau ist", betont Jörg Vogt. Die Aufbruchstimmung in der Gemeinde sei spürbar, es werde auch im Umfeld schon investiert. Wobei er die Dörfer stärker mit einbinden will, die nicht direkt am See liegen: "Wir müssen alle Dörfer fit machen, bei den Bürgern das Bewusstsein schaffen, dass sie auch touristische Angebote machen." Dabei gehe es nicht um teure Investitionen. VJörg ogt nennt Beispiele: Platzkonzerte der Musikvereine, ein Luftgewehr-Schießturnier eines Schützenvereines für Touristen. "Da haben letztlich alle etwas davon."

Verkehr: Die geplante Modernisierung des Bahnhofsumfeldes findet die Unterstützung des SPD-Bürgermeisterkandidaten. Gerne würde er auch mehr Geld in die Sanierung der Straßen stecken. Der SPD-Politiker: "Die sind nicht unbedingt in einem guten Zustand."

Bildung: Gemeinsam habe man viel Geld in den Ausbau der Kinderbetreuung investiert. Ab dem kommenden Jahr gibt es in der Gemeinde 50 Krippenplätze. Vogt: "Das sind Investitionen in die Zukunft. Die steigern die Attraktivität der Gemeinde." Für falsch hält er es nach wie vor, dass die Grundschule Wolfersweiler geschlossen wurde. Auch wenn an diesem Fakt nicht mehr zu rütteln ist.

Im Wahlkampf setzt Jörg Vogt vor allem auf Hausbesuche. Das werde von den Bürgern positiv aufgenommen. Vogt zitiert einen Bürger: "Der hat gesagt, schön, dass man Sie mal in natura sieht."

Was ist ihre größte Hoffnung?

Jörg Vogt: Dass die lange Friedenszeit im Nachkriegseuropa anhält und man sich vielleicht in anderen Teilen der Welt ein Beispiel daran nimmt.

Was macht Ihnen Angst?

Vogt: Die zunehmende Gewaltbereitschaft im zwischenmenschlichen Bereich, aber auch im Rahmen der politischen Auseinandersetzung.

Was können Sie nicht ausstehen?

Vogt: Bequemlichkeit. Faulheit.

Welches Buch lesen Sie gerade?

Vogt: Momentan bleibt mir keine Zeit zum Lesen eines Buches. Ansonsten lese ich aber gerne. Mein Lieblingsautor ist John Grisham.

Was ist ihr Lieblingsessen?

Vogt: Ein direktes Lieblingsessen habe ich nicht. Dafür kocht meine Frau zu gut und abwechslungsreich.

Was bedeutet für Sie eigentlich Macht?

Vogt: Macht ist die Voraussetzung dafür, dass man Dinge nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten kann.

Was würden Sie durchsetzen, wenn Sie einen Tag lang Bundeskanzler wären?

Vogt: Grundsätzlich glaube ich, dass auch ein Bundeskanzler alleine nichts durchsetzen kann. Wenn ich es doch könnte, würde ich die unverschämt hohen Einkommen von Managern oder Vorstandsvorsitzenden begrenzen.

Welcher Politiker ist Ihr Vorbild?

Vogt: Helmut Schmidt, dessen Lebensleistung ich insgesamt bewundere. Als Parlamentarier Herbert Wehner, der in seiner Abgeordnetenzeit fast keine Sitzung des Deutschen Bundestages versäumt hat.

Welche drei Dinge würden Sie mit auf eine einsame Insel nehmen?

Vogt: Ein Aufenthalt dort zwecks Erholung käme jetzt gerade recht. Dazu würden mir eine bequeme Liege, ein gutes Buch und ein Walkman genügen.

Welchen Menschen würden Sie gerne kennen lernen?

Vogt: Bundespräsident Gauck. Er ist sich als Person des öffentlichen Lebens stets treu geblieben. Er könnte es schaffen, der Bundespräsident aller Deutschen zu werden.

Was bedeutet Geld für Sie?

Vogt: Geld ist nicht alles. Jeder täglich acht Stunden arbeitende Mensch sollte aber mindestens so viel verdienen, dass er von diesem Geld ein menschenwürdiges Leben führen kann.

Was ist Ihre Lebensphilosophie?

Vogt: Leben und leben lassen!

Worüber können Sie lachen?

Vogt: Über einen guten Witz, aber auch manchmal über mich selbst.

Wen ertragen Sie nur mit Humor?

Vogt: Da fällt mir jetzt niemand ein. Ich versuche zumindest, meine Mitmenschen ernst zu nehmen.

Können Sie Kritik vertragen?

Vogt: Wenn Sie konstruktiv und über der Gürtellinie ist - dann ja.

Was ist Ihr Lieblingsort in der Gemeinde Nohfelden?

Vogt: Die Nohfelder Burg.

Was ist die wichtigste Aufgabe in Nohfelden in den kommenden fünf Jahren?

Vogt: Durch Verbesserung der Gemeindefinanzen den Handlungsspielraum erreichen, mit dem wir wichtige Aufgaben angehen können.

Wenn Sie sich etwas von den Bürgern wünschen könnten (außer, dass alle Sie wählen), was würden Sie sich wünschen?

Vogt: Ich würde mir wünschen, dass mehr Bürger über den Satz von John F. Kennedy nachdenken würden: Frage nicht, was dein Land dir geben kann, sondern frage dich, was du deinem Land geben kannst!

Bitte vervollständigen Sie den Satz: Nohfelden ist . . .

Vogt: . . . meine Heimat, der Mittelpunkt meines Lebens, für den es sich lohnt, sich einzusetzen. "Zuhören! Entscheiden! Machen!"

Wahlslogan auf den Plakaten von Jörg Vogt, SPD

Zur Person

Jörg Vogt ist 56 Jahre alt, verheiratet und hat eine erwachsene Tochter. Er ist im gehobenen Polizeidienst beschäftigt, arbeitet bei der Führungsgruppe der Polizeidirektion Kaiserslautern. Seit 1988 ist er Mitglied der SPD, seit 1989 gehört er dem Nohfelder Ortsrat an, seit 1999 dem Gemeinderat. Vogt ist seit 2002 Ortsvorsteher von Nohfelden. Seine Hobbys sind Fußball und Musik. Seit 1988 ist er Vorsitzender des Musikvereines Nohfelden, spielt Klarinette und Saxofon. vf

Hintergrund

 Jörg Vogt. Foto: Knut Berwanger

Jörg Vogt. Foto: Knut Berwanger

8850 Nohfelder Bürger sind am kommenden Sonntag, 10. Juni, zur dritten Urwahl ihres Bürgermeisters aufgerufen. Es bewerben sich Amtsinhaber Andreas Veit, CDU, und der Nohfelder Ortsvorsteher Jörg Vogt, SPD. Die Wahllokale haben am Sonntag von acht bis 18 Uhr geöffnet. Anschließend werden die Stimmen ausgezählt. Das Einlaufen der Ergebnisse können Interessierte ab 18 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses verfolgen. vf

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