Mainz. Jeder zehnte Anrufer bei der rheinland-pfälzischen Telefonseelsorge leidet unter Depressionen. Wie die Verantwortlichen gestern in Mainz mitteilten, wandten sich im vergangenen Jahr insgesamt rund 80 000 Männer und Frauen an die Beratungsstellen, die überwiegend in Zusammenarbeit zwischen katholischer und evangelischer Kirche getragen werden.Heiner Seidlitz von der Telefonseelsorge in Kaiserslautern betonte, der Anteil der Depressiven an der Gesamtzahl der Anrufer steige. Allerdings sei unklar, ob es tatsächlich gesamtgesellschaftlich eine Zunahme gebe. Ärzte stellten heute häufiger als früher eine psychische Erkrankung fest. Zudem habe der Stress im Berufsleben zugenommen, und Menschen seien eher bereit, wegen dieser Erkrankung einen Mediziner aufzusuchen.

Depressive schilderten Konzentrationsstörungen oder Schlafprobleme, fühlten sich bedrückt, kraftlos und ohne jeden Antrieb. Sie litten am Leben, hätten ihr Selbstwertgefühl verloren und zögen sich zurück. Seidlitz nannte es wichtig, Anrufern mit Depressionen das Gefühl zu vermitteln, dass sie nicht alleine seien. Es gelte, die Menschen vorbehaltlos annehmen. Oft könnten sie sich nicht vorstellen, dass es Hilfe für sie gebe. Die Einrichtungen, die telefonisch jederzeit kostenlos erreichbar sind, arbeiten nach eigenen Angaben eng mit Bündnissen gegen Depressionen zusammen. Die Telefonseelsorge sei für Depressive und deren Angehörige eine wichtige Anlaufstelle. Hier könnten sie über ihr Leid sprechen, ohne ihr Gesicht zu verlieren, so Seidlitz. kna