Afrikanische Schweinepest im Anmarsch Jäger alarmiert wegen drohender Schweinepest

Saarwellingen/Saarlouis · Saar-Jäger wollen mehr Wildschweine vor Ausbruch der Schweinepest schießen, um die Ansteckungsgefahr zu verringern.

 Wildschweine sind schlaue Tiere und lassen sich nicht leicht jagen. Doch ihr Bestand, glauben Experten, sollte reduziert werden, damit die Gefahr der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest sinkt.

Wildschweine sind schlaue Tiere und lassen sich nicht leicht jagen. Doch ihr Bestand, glauben Experten, sollte reduziert werden, damit die Gefahr der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest sinkt.

Foto: dpa/Lino Mirgeler

Bedrohlich klingen die Meldungen, die über die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) verbreitet werden. Jetzt sind bereits Wild- und Hausschweine, die das nur für die Tiere tödliche und für den Menschen ungefährliche Virus in sich tragen, „westlich von Warschau“ und im Osten Tschechiens festgestellt worden. Zwar wandert das Schweinepest-Virus mit den Wildschweinen nur zehn Kilometer im Jahr, wie der Geschäftsführer der Vereinigung der Jäger des Saarlandes (VJS), Johannes Schorr, der SZ auf Anfrage erklärte. Doch die Einschleppung des Virus, das für die deutschen Schweinezüchter existenzbedrohend werden könnte, geschieht nach Einschätzung der Experten des Friedrich-Löffler-Instituts durch den Menschen. Wenn etwa Lastwagenreifen mit dem ASP-Virus behaftet sind, oder die Lkw-Fahrer aus Osteuropa infizierte Fleischwaren bei ihren langen Touren auf den Rastplätzen entlang deutscher Autobahnen entsorgen, können Wildschweine sich dort anstecken. „Wir haben auch im Saarland einige große Speditionen, in denen viele Fahrer aus Osteuropa arbeiten“, sagte Schorr.

So sind die 3400 in der VJS organisierten Jäger und die Experten des Saar-Umweltministeriums bereits in intensiven Beratungen, was im Ernstfall zu tun ist. „Im Benehmen mit Vertretern der obersten Jagdbehörde und der Tierseuchen-Experten haben wir eine Meldekette eingerichtet“, sagte der Landesjägermeister und VJS-Chef Josef Schneider der SZ.

Deutschlandweit wird derzeit darüber debattiert, ob nicht der Bestand an Schwarzkitteln bereits jetzt erheblich mittels intensiverer Bejagung reduziert werden muss, um die Gefahr der Ansteckung mit dem ASP-Virus zu minimieren. Doch das ist leichter gesagt als getan. „Wir haben 2017 eine Strecke von 5728 Stück Schwarzwild erlegt“, erklärte Schorr. Das seien mehr als 1000 Wildschweine weniger als im Rekordjahr 2013 gewesen, als 6860 Wildschweine im Saarland geschossen wurden. „Optimal sind die Voraussetzungen, wenn Schnee liegt und Halbmond ist. Dann können die Jäger die Wildschweine am besten sehen“, sagte Schorr. Doch diese optimalen äußeren Bedingungen sind bei dem Schmuddelwinterwetter im Saarland selten gegeben. Es gibt zwar keine Schonzeit für Wildschweine, nur Sauen mit Frischlingen dürfen nicht geschossen werden. Doch die Schwarzkittel sind schlau. Selbst bei Drückjagden am helllichten Tag schießen die Jäger manchmal 30, manchmal aber auch nur drei Wildschweine, so Schorr.

Auch an den Futterplätzen für Wildschweine, den so genannten Kirrungen, sind die Wildschweine wählerisch geworden. „Mais auszulegen bringt nicht viel“, sagte der VJS-Geschäftsführer. Besser sei es, die Schwarzkittel mit Haribo und Pralinen anzulocken, um sie vor die Flinte zu bekommen.

Vom Einsatz militärischer Waffentechnik, wie breit in der deutschen Jägerschaft debattiert, hält Schorr nichts. „Bei uns im Saarland sind Taschenlampen als Hilfsmittel erlaubt, die nicht an den Waffen montiert sind“, betonte Schorr. Nachtzieltechnik mit Infrarot sei nach dem Waffengesetz ohnehin verboten. Auch das Aufstellen von Gattern, so genannte Saufänge, in der Größe von 20 mal 30 Metern, in die eine ganze Rotte passe, sei „reine Theorie“. „Wie soll man diese Tiere dann töten? Das wird dann ein Schlachthof, das ist nicht waidgerecht“, erklärte Schorr mit Verweis auf die ethische Grundhaltung der Waidmänner und -frauen.

Deshalb sind die Jäger im Saarland einigermaßen ratlos. „Wir wissen nicht, wie wir die Population senken können“, räumte Schorr ein. Die Wildschweine hätten einen optimalen Lebensraum, der durch den gesteigerten Mais- und Rapsanbau noch besser geworden sei. „Der Tisch in Wald und Flur ist reichlich gedeckt“, sagte Schorr.

Für das Saarland sei von Vorteil, dass es keine großen Schweinezuchtbetriebe wie in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Niedersachsen und Ostwestfalen gebe, sagte Landesjägermeister Schneider. Die meisten der über hundert Schweinehalter im Saarland hätten etwa fünf oder sechs Schweine, es gebe aber keine Betriebe über 500. Insgesamt gibt es im Saarland gut 4000 Hausschweine. Bei den Großbetrieben in den genannten Bundesländern stünden dagegen bis zu 5000 Schweine in einem Stall.

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