Ist Marpinger Rathaus ein teurer Klotz am Bein?

Marpingen · Die Union wollte einen Neubau für die Gemeindeverwaltung. Die Sozialdemokraten erreichten mit ihrer Mehrheit, das alte Rathaus zu sanieren. Es ist fertig, der Streit darüber allerdings längst nicht beigelegt.

Marpingen. Wer auf sich aufmerksam machen will, braucht einen Aufhänger. Ein heißes Eisen, worüber viele diskutieren. Am besten ein Streitthema, bei dem die Meinungen weit auseinanderklaffen.So sehen's auch die Marpinger Christdemokraten. Für ihr neues Parteiorgan, das unter dem Titel Marpingen aktuell jetzt erstmals 1000fach CDU-Mitgliedern und parteibuchunabhängigen Vertretern wie Vereinsvorsitzenden zuging, schießt sich Bernd Müller auf ein Prestigeobjekt der Kommune ein: auf die millionenschwere Sanierung des Rathauses. Nach Ansicht des Unionsfraktionschefs im Gemeinderat eine "unendliche Geschichte". Und damit für ihn offensichtlich der passende Aufhänger für das Erstlingswerk, das nach seinen Angaben nun in unregelmäßigen Abständen, aber beständig erscheinen soll.

Doch reicht das Thema überhaupt noch für einen öffentlichen Schlagabtausch? Seit mehreren Monaten ist das alte, sanierte Rathaus nebst Neubau bezogen. Im Gemeinderat hatten die Kommunalpolitiker nicht nur einmal darüber gestritten. Die SPD, - mit Linke und Grünen hält sie die Mehrheit - befürwortete das Konzept. Die CDU auf der Oppositionsbank warb stattdessen vergebens für einen Neubau. Also schon längst ein gezündeter Sprengstoff in den politischen Gremien. Und trotzdem provozieren die Zahlen, die Müller nennt, erneuten Ärger.

In seinem Beitrag der vierseitigen Postille schreibt er: "Die Plankosten für den Umbau lagen bei einer Million Euro (...)." Das sei Anfang 2009 gewesen. "Bereits im September 2009 stiegen die Plankosten auf 2,3 Millionen Euro. (...) Mittlerweile liegen die Kosten für den im Volksmund als 'Weltraumstation mit Hasenkastenbüros' bezeichneten Anbau bei drei Millionen Euro - einer Verdreifachung der Plankosten". Müllers Fazit: "Unsere Alternative wäre ein moderner Neubau gewesen, der, mit privaten Partnern finanziert, ein ganzheitliches Konzept abgebildet hätte". Für nur 2,1 Millionen Euro.

Wie nicht anders zu erwarten, erntet der Union-Mann von seinem SPD-Kollegen Volker Weber heftigen Widerspruch. Inklusive Verwunderung, das Thema jetzt nochmals aufzukochen: "Prinzipiell ist das doch nichts Neues." Was ihn aber in Fahrt bringt, seien die falschen Angaben. Weber: "Dass nur eine Million Euro geplant waren, stimmt so nicht." Von Anfang an sei bekannt gewesen, dass es sich um ein altes Haus handle. Und jeder wisse, der Altbauten auf Vordermann bringen lässt, dass zusätzliche Kosten überraschend auftauchen können. Sein Beispiel: das Gebälk in der oberen Etage. Dies habe sich erst während der laufenden Arbeiten als marode herausgestellt. Außerdem bezweifelt der SPD-Fraktionsvorsitzende, dass ein Neubau für 2,1 Millionen Euro zu haben gewesen wäre. Dafür hätte es im Übrigen auch keine Zuschüsse aus dem damaligen Konjunkturpaket von Land und Bund gegeben. Dieses Geld sei für Sanierungen zweckgebunden gewesen. Seine Bilanz: "Das Flugblatt strotzt vor inhaltlichen Fehlern."

Ähnlich reagiert Bürgermeister Werner Laub (SPD). "Überholt, veraltet, falsch dargestellt" sind seine Prädikate für das CDU-Druckerzeugnis. "Ein Neubau für diesen Preis wäre illusorisch gewesen." Er geht vielmehr von vier Millionen Euro aus. Und während die Zuschüsse für die Rathaussanierung bis zu 90 Prozent betragen hätten, "hätten wir für einen Neubau keinen bekommen", ist Laub überzeugt. Zudem bilanziert er die tatsächlichen Kosten auf "höchstens 2,6 Millionen Euro" samt Fördergeld.

Bernd Müller widerspricht: "Auch für einen Neubau hätte es Konjunkturgeld gegeben."Fotos: Privat

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