"Ist das Schiff schon untergegangen?"

Saarbrücken. Proppenvoll mit Musik ist das geräumige Wohnzimmer in der Fechinger Ringstraße. Die Cello Kids üben für ihr großes Jubiläumskonzert am 16. März. Die jugendlichen Musikerinnen, darunter ein einziges männliches Ensemblemitglied, sitzen in einem großen Oval

 Cello-Probe im Wohnzimmer. Sabine Heimrich (rechts mit kurzen Haren) inmitten ihrer jungen Musiker. Foto: Oliver Dietze

Cello-Probe im Wohnzimmer. Sabine Heimrich (rechts mit kurzen Haren) inmitten ihrer jungen Musiker. Foto: Oliver Dietze

Saarbrücken. Proppenvoll mit Musik ist das geräumige Wohnzimmer in der Fechinger Ringstraße. Die Cello Kids üben für ihr großes Jubiläumskonzert am 16. März. Die jugendlichen Musikerinnen, darunter ein einziges männliches Ensemblemitglied, sitzen in einem großen Oval. In dieses integriert ist die Leiterin Sabine Heimrich; ihre energische Stimme freilich hebt sich aus dem sonoren Cellochor heraus: "Was spielt ihr denn da, ist das Schiff schon untergegangen?", kritisiert sie, während "My heart will go on", die Hitmelodie aus dem Kinodrama "Titanic", in baritonalem Streichertimbre dahin schmachtet. Temperamentvoll scheucht die burschikose Chefin ihre Schäfchen mit: "Nicht schlafen bitte!" Heftig die Cellosaiten streichend, gibt sie Anweisungen, summt auch mal ein paar Takte laut mit - und immer wieder findet sie saftige Worte. "Ihr seid nicht pünktlich" etwa ist Heimrichs Lieblingsformulierung bei rhythmischen Inkorrektheiten.Vielfältig liest sich das Repertoire der Cello Kids, es reicht bis zu Johann Sebastian Bach und sogar zu Renaissance-Tänzen. Die Probe kurvt nun freilich zügig über einen wackeren Tango eher mitteleuropäischen Zuschnitts hin zum Evergreen "Memory" aus dem Musical Cats - hierzu werden die herkömmlichen Celli durch mittels Verstärker auf Lautstärke gebrachte E-Celli ersetzt. "Memory" löst bei den Kids Entzücken aus, und bei "Nothing else matters" von Metallica - im maßgeschneiderten Heimrich-Arrangement - bekundet auch die Chefin helle Begeisterung.

Nicht so hoch im Kurs zu stehen ("Oooch nein!") scheint beim Nachwuchs "Heinzelmännchens Wachtparade". Doch gerade bei diesem fröhlichen Uralt-Oldie lassen sich trefflich dynamische Kontraste und Akzentuierungen herausarbeiten, und da ist Heimrich besonders penibel: "Wer begleitet, der begleitet, und spielt nicht irgendeinen Schrott 'rein!", moniert sie. Aber Sabine Heimrich kann auch eingehend loben, ist mächtig stolz auf ihre Cello Kids und deren Musizier-Eifer und mag kein Gezeter über die Jugend von heute. Nicht leicht sei es für ihre Teenager, trotz verkürzter Gymnasialzeit zu den Probenwochenenden anzutreten. Die Beschränkung auf einige wenige projektorientierte Trainingsphasen klappe auch nur, so Heimrich, weil alle zehn Cello Kids im Alter zwischen zwölf und 16 Lenzen ihre Schüler sind. Die erdrückende Damenübermacht im gut eingespielten Team kann sich die mehrfache "Jugend musiziert"-Siegerin und studierte Orchestermusikerin freilich nicht erklären: "Ich weise keine Herren ab."

Zusammen mit ihrer Mutter Christa Frischkorn leitet Sabine Heimrich eine private Musikschule für musikalische Früherziehung und Cello, das Musikstudio Saarbrücken. Vor diesem Hintergrund hob sie 2003 die Cello Kids aus der Taufe, das erste saarländische Cello-Orchester, für das sie von Anfang an das Gros der Bearbeitungen selbst schrieb. Neben Auftritten im privaten Rahmen und einer ersten gemeinsamen Fahrt in die Provence (2006) ist das regelmäßige Frühjahrskonzert ein Fixpunkt im Kalender. Wie alle Jahre wieder so werden Heimrichs Cello Kids nun auch zum Jubiläum ein brandneues Programm vorstellen. uhr

Samstag, 16. März, 16 Uhr, Konzertsaal der Hochschule für Musik Saar (HfM): Jubiläumskonzert der Cello Kids.

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