"Irgendwann läuft das Fass eben über"

Webenheim. In diesem Jahr wird in Webenheim das 90. Webenheimer Bauernfest gefeiert. Oder vielleicht doch nicht? Jedenfalls knirscht es ordentlich im Gebälk des Reitervereins Bliestal, der für die Ausrichtung des Bauernfestes verantwortlich ist. Die Gefechtslage ist unübersichtlich, man hält sich bedeckt und will nicht noch mehr Porzellan zerschlagen

 Bei der Eröffnung des Webenheimer Bauernfestes 2010 schien die Welt des Reitervereins noch in Ordnung: Fassanstich mit Gernot Schunck (Zweiter von links) und Julius Sonn (ganz rechts). Foto: Schwarz

Bei der Eröffnung des Webenheimer Bauernfestes 2010 schien die Welt des Reitervereins noch in Ordnung: Fassanstich mit Gernot Schunck (Zweiter von links) und Julius Sonn (ganz rechts). Foto: Schwarz

Webenheim. In diesem Jahr wird in Webenheim das 90. Webenheimer Bauernfest gefeiert. Oder vielleicht doch nicht? Jedenfalls knirscht es ordentlich im Gebälk des Reitervereins Bliestal, der für die Ausrichtung des Bauernfestes verantwortlich ist. Die Gefechtslage ist unübersichtlich, man hält sich bedeckt und will nicht noch mehr Porzellan zerschlagen. Fakt ist, dass der bisherige Präsident des Reitervereins, Julius Sonn, von seinem Amt zurückgetreten ist. Außerdem ist auch Gernot Schunck, Erster Vorsitzender des Reitervereins und Geschäftsführer der GmbH & Co. KG, von seinen Ämtern zurückgetreten.Gernot Schunck war seit 21 Jahren sozusagen der Macher des Webenheimer Traditionsfestes, seit zwölf Jahren hatte er mit Julius Sonn zusammengearbeitet. Auslöser des Streits - so hört man - waren wohl Elektroarbeiten in der Reithalle, die Geschäftsführer Schunck an einen anderen Elektrobetrieb vergeben hatte, nicht an Sonns Firma. Aber das war nur die Spitze des Eisberges: "Irgendwann läuft das Fass eben über", stellt Julius Sonn enttäuscht fest. Er wolle sich aber nicht "seine Gesundheit wegen des Reitervereins ruinieren", so Sonn weiter. Er geht davon aus, dass das Bauernfest auch in diesem Jahr "selbstverständlich stattfindet". Gernot Schunck hatte mit seinem Rücktritt zunächst gezögert, schließlich sei das Bauernfest über Jahre auch das Ergebnis seiner vielen Arbeit gewesen: "Das schüttelt man nicht so einfach ab." Gleichwohl habe es in "grundlegenden Dingen Meinungsverschiedenheiten gegeben". Man habe gegen ihn gearbeitet, am Ende habe es vom Präsidium keine Rückendeckung mehr gegeben. Sonn habe in seinem Rücktrittsschreiben auch die Ausgestaltung verschiedener Verträge kritisiert, etwa mit der Brauerei oder der Festzeltwirtin. Oftmals sei indes Julius Sonn bei der Vertragsunterzeichnung mit dabei gewesen, aber nicht einmal anschließend habe es ein klärendes Gespräch gegeben, so Schunck. Dennoch will sich der zurückgetretene Geschäftsführer nicht weiter negativ äußern. Aber auch er glaubt, dass man unbesorgt sein könne: "Die Verträge sind gemacht, und natürlich wird man sich strecken müssen. Aber das wird schon klappen."

Das sieht auch Ralf Schunck so. Seit wenigen Tagen ist der Vorsitzende des Webenheimer Bauernvereins auch neuer Präsident des Reitervereins. Er sieht das Fest trotz der Querelen ebenfalls nicht in Gefahr: "Es ist zwar schade, dass wir unter diesen Umständen das 90-Jährige nicht größer werden feiern können. Aber keine Sorge, es wird ein Bauernfest geben, und es bleibt alles so, wie es ist", bekräftigt der neue Präsident. Er bleibe selbstverständlich in der Vorbereitungsphase mit Julius Sonn und Gernot Schunck weiter im Gespräch, es laufe ja nun etwas anders, als noch vor wenigen Wochen geplant. Das Präsidium wolle allerdings auch mehr engagierte Vereinsmitglieder in die Arbeit einbinden. "Das lief in der Vergangenheit meistens alles auf Gernot zu, das wollen wir auf eine breitere Basis stellen", so der Präsident. Auch Festzelt-Wirtin Helga Reichelt bleibt entspannt. "Die Verträge sind gemacht, die Musikkapellen engagiert, da brauchen wir nur noch gutes Wetter."

bauernfest.de

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