Irene Holbach macht weiter auf Kino

Völklingen/Neunkirchen. Im Foyer des alten Residenz-Kinos in Völklingen stehen unzählige Kinosessel in verschiedenen Farben. Im großen Kinosaal, der bald wieder 220 Gäste fassen soll, wird kräftig gewienert und geschrubbt. Neugierig und ungläubig zugleich starren Passanten immer wieder auf die kleinen Plakate am Eingang

 Die Wände sind noch kahl, die ersten Kinosessel stehen aber bereits. Bis spätestens Anfang September will Irene Holbach (Foto) das Residenz-Kino in Völklingen wieder eröffnen. Foto: Jenal

Die Wände sind noch kahl, die ersten Kinosessel stehen aber bereits. Bis spätestens Anfang September will Irene Holbach (Foto) das Residenz-Kino in Völklingen wieder eröffnen. Foto: Jenal

Völklingen/Neunkirchen. Im Foyer des alten Residenz-Kinos in Völklingen stehen unzählige Kinosessel in verschiedenen Farben. Im großen Kinosaal, der bald wieder 220 Gäste fassen soll, wird kräftig gewienert und geschrubbt. Neugierig und ungläubig zugleich starren Passanten immer wieder auf die kleinen Plakate am Eingang. "Hier eröffnet demnächst ein Kinocenter mit vier Kinos", ist darauf zu lesen.Bei einem Blick ins Innere kann man sich nur schwer vorstellen, dass hier Ende August, Anfang September wieder die neuesten Kinofilme über die noch nicht vorhandenen Leinwände flimmern sollen. Noch haben die Säle den Charme eines alten Schutzbunkers."Es gibt zwar reichlich Arbeit, aber wir schaffen das." Irene Holbach strahlt gleichsam Zuversicht und Selbstsicherheit aus. Sie will dem Völklinger Residenz-Kino, in dem Ende Februar 2006 zum letzten Mal der Filmprojektor ratterte, neues Leben einhauchen. In einem Alter, in dem die meisten Menschen bereits seit Jahren die Vorzüge des Ruhestands genießen, strotzt die 72-Jährige vor Unternehmergeist. Bis vergangenen Juni war sie Betreiberin des Corona-Kinos in Neunkirchen gewesen. Als das Haus, in dem das Kino untergebracht war, verkauft wurde, musste sie raus (wir berichteten). "Ich fühle mich noch zu jung für den Ruhestand. Zu Hause würde mir die Decke auf den Kopf fallen." Mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln geht sie das Projekt an. 20000 Euro hat sie bereits investiert, mit weiteren 40000 hat die 72-Jährige geplant. Zudem rechnet Irene Holbach mit Zuschüssen der Filmförderung und Werbefirmen in Höhe von 35000 bis 40000 Euro. Maximal 10000 Euro könnten aus dem Existenzgründungsprogramm der Stadt Völklingen hinzukommen. Zum Vergleich: Der Schweizer Bruno Ugazio hatte vor zwei Jahren ein Konzept mit Kosten von etwa 400000 erstellt - und war an der Finanzierung gescheitert."Natürlich muss ich etwas improvisieren", sagt Irene Holbach. "Derzeit steht die Finanzierung für zwei Säle, ich würde aber zu Anfang gerne drei bespielen. Der vierte Saal soll soweit hergerichtet werden, dass wir nach einiger Zeit hierfür nur noch eine Maschine besorgen müssen." Stühle oder Filmprojektoren bringt Irene Holbach bereits mit. "Die Leinwände, Boxen und Objektive sind dagegen neu. Mir ist wichtig, dass wir ein erstklassiges Bild und einen erstklassigen Ton anbieten können. Das ist entscheidend für den Kunden." Dazu werden die Böden neu gemacht, die Wände kriegen ein wenig Farbe, und die gebrauchten Kinostühle werden gereinigt und teils neu bezogen.Einen hohen fünfstelligen Betrag spart die Kinobetreiberin auch dadurch ein, dass ihr Sohn, ein gelernter Elektroingenieur und selbst Kinobetreiber in Dillingen, sich um die gesamte Verkabelung, alle Anschlüsse, das Licht, die Boxen, den Notstrom und vieles mehr kümmert. Zusätzlich soll im Foyer ein Filmcaf&; entstehen, mit Kleinigkeiten zum Verzehren. Meinung

Konzept verdient Unterstützung

Von SZ-MitarbeiterJörg Heinze Die Entscheidung Irene Holbachs, in Völklingen das Kino wiederzubeleben, ist eine mutige. Andererseits ist diese Frau seit mehr als 50 Jahren in diesem Geschäft tätig, hat alle Höhen und Tiefen der Branche mitgemacht. In jedem Fall klingt ihr Konzept der kleinen Schritte weitaus schlüssiger und Erfolg versprechender als das des Schweizers Bruno Ugazio, der vor zwei Jahren an seinen hochtrabenden und teuren Visionen noch vor der Eröffnung gescheitert war. Ihr Konzept verdient Unterstützung, denn ein gut geführtes Kino würde sicherlich entscheidend zur Belebung der Stadt beitragen.

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