Integrationshürde "Schwenken"

Es gibt eine Gemeinsamkeit zwischen der DDR und dem Saarland: das Schwenken. Allerdings wurde bei uns kein Schweinebauch geschwenkt, sondern meist Fahnen und Wimpel. Beides war dem Gemeinschaftsgefühl förderlich. Ob das Schwenken der Erich Honecker aus Wiebelskirchen mitgebracht hat, weiß ich nicht. Eins steht aber fest: Das Saarland hat überlebt, die DDR nicht

Es gibt eine Gemeinsamkeit zwischen der DDR und dem Saarland: das Schwenken. Allerdings wurde bei uns kein Schweinebauch geschwenkt, sondern meist Fahnen und Wimpel. Beides war dem Gemeinschaftsgefühl förderlich. Ob das Schwenken der Erich Honecker aus Wiebelskirchen mitgebracht hat, weiß ich nicht. Eins steht aber fest: Das Saarland hat überlebt, die DDR nicht. Folglich kann das saarländische Schwenken nicht falsch sein. Nur, als Norddeutscher habe ich mit dem Schwenken so meine Probleme: Das fängt schon beim Begriff an. Schwenker heißt ja alles: Der Schwenker steht am Schwenker und schwenkt den Schwenker. Ehrlich, das ist total irre! Wenn einer ruft, der Schwenker ist verbrannt, weiß doch keiner, ob sich s' Nicole einen neuen Mann suchen, oder irgendwer noch mal zum Metzger oder zum Baumarkt muss. Der Duden sagt mir übrigens, dass ein Schwenker ein Kognakglas ist. Da soll durchsteigen, wer will. Es heißt auch, dass ein Schwenker stabil sein muss, wie eine Panzersperre. Wenn ich mir die Geschichte und die Schwenkerdichte im Land mal so vors Auge "mithole", haben die Ur-Saarländer das bestimmt auch mehr als einmal ausprobiert. Logische Folge: So stabil kann der gemeine Schwenker also nicht sein. Bevor ich mein Grillgut auf dem Schwenker platziere, muss ich anfeuern und aufpassen, dass ich nicht die Holzkohle aus dem Keller hole. Sonst ist man ein Weichei, und keiner will mehr neben dir am Schwenker stehen. Dann steht man da und versucht mit der Gabel nach der "Bratwoorschd" zu fischen, um sie "umzuschwenken". Ich muss sagen: So gern ich auch versuche, Saarländer zu werden, mit dem Schwenken werde ich nicht warm. Bei uns daheim wird gegrillt. Das geht zügig und ist kontrollierbar. Aber eins habe ich mir dann doch zueigen gemacht. Kommt mir einer dumm, kriegt er an den Kopf geknallt: "Dein Vadder konnte aach nit schwenke." Das trifft hier jeden ins Herz!Fabian Bosse stammt aus einem Dorf an der niedersächsisch-sachsen-anhaltinischen Grenze. Sein Volontariat hat ihn nach Merzig verschlagen, hier schildert er seine Eindrücke aus seiner Wahlheimat.

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