SLLV wählte neuen Vorstand Inklusion läuft „noch immer mangelhaft“

Dillingen · Der Lehrerverband SLLV sieht deshalb die Gesundheit der Pädagogen gefährdet. Es müsse dringend etwas passieren.

 Die Bedingungen zur Integration von Schülern mit Behinderung sind nach Ansicht des SLLV im Saarland „noch immer mangelhaft“.  Foto: Jonas Güttler/dpa

Die Bedingungen zur Integration von Schülern mit Behinderung sind nach Ansicht des SLLV im Saarland „noch immer mangelhaft“. Foto: Jonas Güttler/dpa

Foto: dpa/Jonas Güttler

Lisa Brausch bleibt Vorsitzende des Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (SLLV). Die rund 130 Delegierten bestätigten bei der gestrigen Vertreterversammlung des mit 2300 Mitgliedern stärksten Lehrerverbandes in Dillingen die Grundschulpädagogin mit 98,4 Prozent im Amt. Zu ihren Stellvertretern wurden Elke Boudier, Michaela Günther und Johannes Klauck gewählt.

 Lisa Brausch wurde als SLLV-Vorsitzende bestätigt.  Foto: Lena Schwickart

Lisa Brausch wurde als SLLV-Vorsitzende bestätigt. Foto: Lena Schwickart

Foto: Lena Schwickart

Der Lehrermangel an Grund- und Förderschulen, die Umsetzung der Inklusion, die Stärkung der Gemeinschaftsschulen sowie die Verbesserung der Arbeitsbedingungen waren Hauptthemen. „Es gelingt im Saarland nicht, dass vor jeder Klasse ein für die Schulform ausgebildeter Lehrer steht“, kritisierte Brausch. So unterrichteten mittlerweile rund 100 Lehrer aus anderen Schulformen zum Teil nur mit erstem Staatsexamen an Grund- und Förderschulen. Dabei seien mit Blick auf die Inklusion unbedingt speziell für diese Schulform ausgebildete Lehrer erforderlich. Daher fordert der SLLV, Lehrerstellen aus der freiwilligen Ganztagsschule in den Vormittagsunterricht zu verlagern – die große Koalition plant jedoch, die Nachmittagsbetreuung mit weiteren Lehrerstunden auszuweiten. Nach Ansicht des SLLV könnte die Hausaufgabenbetreuung auch durch anderes pädagogisches Personal erfolgen.

Handlungsbedarf sieht die Gewerkschaft auch bei der Umsetzung der Inklusion, also dem gemeinsamen Unterricht von Schülern mit und ohne Behinderung. Die Bedingungen zur Integration von Schülern mit Förderbedarf an Regelschulen seien „noch immer mangelhaft“. „So wie die Inklusion im Saarland durchgeführt wird, führt sie die Lehrkräfte an die Grenze der Belastbarkeit und sie geht auf Kosten ihrer Gesundheit“, sagte Brausch, „es muss dringend etwas passieren, und zwar schnell.“ Die Lehrer im Saarland seien die Inklusion engagiert angegangen, doch sie fühlten sich allein gelassen. „Das Vertrauen ist etwas verloren gegangen“, sagte Brausch.

In einem Leitantrag riefen die Delegierten die Landesregierung dazu auf, dass in jeder Klasse neben dem Regelschullehrer für mindestens zehn Wochenstunden ein Förderschullehrer anwesend sein müsse. Die Klassengröße solle auf maximal 20 Schüler reduziert werden, die Unterrichtsverpflichtung für Lehrer abgesenkt und die Schulen neue Raumstrukturen mit Möglichkeiten zur Pflege oder des Rückzugs erhalten. Die Gemeinschaftsschulen müssten so gestärkt werden, dass Eltern sie als wirkliche Alternative zum Gymnasium betrachteten.

Bernhard Bone, Abteilungsleiter im Bildungsministerium, sagte, das Land habe für die Inklusion zusätzliche Stellen bereitgestellt, auch wenn weitere Anstrengungen nötig seien. Für Abhilfe solle auch das geplante Kompetenzzentrum Inklusion sorgen.

Scharfe Kritik an Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD) übte der Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes (dbb), Ewald Linn. „Ich halte es nicht für zielführend, wenn sich der Bildungsminister auch in seiner zweiten Amtszeit nicht der Diskussion mit den Delegierten stellt. Das geht nicht. (...) Heute wäre für den Bildungsminister ein Pflichttermin gewesen“, rief Linn unter dem Applaus der Delegierten. Commerçon hatte sich bereits bei der Vertreterversammlung 2013 vertreten lassen.

Linn sicherte den Lehrern die Unterstützung im Kampf gegen die abgesenkte Eingangsbesoldung zu. Für „Besoldungsgerechtigkeit“ sprach sich auch der Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) von Rheinland-Pfalz, Gerhard Bold, aus. Dies sei notwendig, um die Attraktivität des Grundschullehramts wieder herzustellen, damit es auch in Zukunft ausreichend Lehrer gebe. „Der Schlüssel lautet: Aufhebung des Kooperationsverbots zwischen Bund und Ländern“, rief Bold. Wenn der Bund in die Bildung in den Ländern investieren dürfe, könne so manches schulpolitische Problem gelöst werden.

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