Industriekultur-Landschaften Grewenig läutet mit Haldenfotos Abschied ein

Völklingen · Großformatige Industriekultur-Bilder von SZ-Artdirector Robby Lorenz finden idealen Ausstellungsort im Völklinger Weltkulturerbe.

Fotos von Halden im Saarland
36 Bilder

Die Halden im Saarland

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Foto: Robby Lorenz

Nach Ferrari, Asterix, den Inkas und der Queen ist der Chef des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, Generaldirektor Professor Meinrad Maria Grewenig, 64, kurz vor dem Ende seines Vertrags auf die Montan-Basis seiner Arbeitsstelle zurückgekehrt. „Made im Saarland. Industriekultur – Fotografien von Robby Lorenz“ heißt die Ausstellung, die Grewenig und der SZ-Artdirector Lorenz am Freitag in der Möllerhalle eröffnen. „Das Thema Industriekultur und Industrielandschaft brennt mir schon länger unter den Nägeln“, sagte Grewenig am Donnerstag bei einem Rundgang durch die Fotoausstellung. Er habe die Fotos von Lorenz in der zehnteiligen Halden-Serie in der SZ 2018 gesehen. Das habe ihn „berührt“. Das seien auch „sehr gute Texte“ von SZ-Redakteur Michael Kipp, betonte Grewenig. Die Halden verdankten ihre Existenz den Bergleuten, die das Material aus den Tiefen der Erde geholt hätten. Es sei die größte zusammenhängende Fläche des Saarkohlenwalds, die mit Halden gespickt sei, sagte Grewenig. Das gebe es nirgendwo sonst, nicht im Ruhrgebiet und nicht im Aachener Becken. Daher der Titel „Made im Saarland“. „Das ist eine saarländische Stärke“, betonte Grewenig. Er habe die Bilder gesehen und gesagt: „Das ist es.“

Dabei ging es von der Idee bis zur Verwirklichung erstaunlich flott. Erst am Dienstag seien die 15 Fotos mit 2,40 Meter Kantenlänge digital auf Alu gespritzt von einer Düsseldorfer Firma geliefert worden, sagte Grewenig. Am Donnerstag wurde noch an Beschriftungen gearbeitet für die Eröffnung. Das Projekt koste ungefähr 30­ 000 Euro. Die Ausstellung der Haldenfotos wird bis 31. März zu sehen sein. „Danach kann ich mir vorstellen, dass die Bilder auch an anderen Industriekulturstandorten im Saarland gezeigt werden“, erklärte der Generaldirektor. Die Kritik, er habe bisher zu wenig saarländische Industriekultur im Weltkulturerbe gezeigt, die in Zusammenhang mit den Querelen um Grewenigs Ausscheiden am Vertragsende im Juni diesen Jahres geäußert wurde, habe mit der Entscheidung für die Ausstellung „Made im Saarland. Industriekultur“ „nichts zu tun“, betonte Grewenig. Das Thema Industriekulturlandschaft sei das größte Thema der Unesco. „Die Aufnahmen sind spektakulär. Sie sind alle perfekt, ohne Abstriche“, lobte Grewenig den „Künstler“ Lorenz, der diese Berufsbezeichnung bescheiden abwehrte. Mit dem Ort zusammen werde daraus eine „starke Ausstellung“.

„Der Ayers Rock des Saarlandes ist der Saarkohlenwald“, lautet der Eingangssatz Grewenigs auf dem Info-Blatt für die Ausstellungsbesucher. Auf die Frage, ob die von Grewenig als „mythische Landschaften“ bezeichneten Halden ähnlich wie der von den australischen Ureinwohnern Uluru genannte Hügel Ayers Rock für die Saarländer mythische Bedeutung erlangen könnten, sagte der scheidende Ausstellungs-Impresario: „Wir möchten, dass das Thema mit dieser Ausstellung noch stärker in das saarländische Bewusstsein kommt. Wir haben hier einen gigantischen Schatz. Und fast niemand kümmert sich darum.“ Kultusminister Ulrich Commerçon (SPD) hatte kürzlich hervorgehoben, dass Grewenigs Nachfolger insbesondere die Industriekulturorte des Saarlandes mit dem Weltkulturerbe verknüpfen müsse.

Grewenig betonte, dass er sich gut vorstellen könne, dass Lorenz’ mythische Fotos, die er allesamt aus der Luft mit einer Drohnen-Kamera machte, auch im Weltkulturerbe „Zeche Zollverein“ in Essen gezeigt werden könnten. Ein idealerer Ort als die Möllerhalle in Völklingen ist jedoch schwer vorstellbar. Vor dem Hintergrund der schrundigen, zerfurchten, rostroten Wände wirken die teils mit ebensolchen Farben aufwartenden Fotos der künstlich aufgeschütteten, von der Natur zurückeroberten Halden fast symbiotisch. Lorenz, 57, zeigte sich darob sehr zufrieden. „Der Ort ist optimal“, sagte Lorenz.

  Saarkohlenwald Bergehalde Viktoria, Püttlingen: Die Wege und Bäume winden sich wie eine Spirale die Viktoria-Halde in Püttlingen hinauf. Bevor sie in den 1970er Jahren bepflanzt wurde, sah sie aus wie eine schwarze Pyramide.

Saarkohlenwald Bergehalde Viktoria, Püttlingen: Die Wege und Bäume winden sich wie eine Spirale die Viktoria-Halde in Püttlingen hinauf. Bevor sie in den 1970er Jahren bepflanzt wurde, sah sie aus wie eine schwarze Pyramide.

Foto: Robby Lorenz

Öffnungszeiten: täglich 10 bis 18 Uhr. Eintritt: 17 Euro. Ermäßigt: 15 Euro. Kinder, Schüler, Studenten und Auszubildende bis 27 Jahre: freier Eintritt.

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