Industrie sucht sich ihre Leute

Homburg · Das BBZ in Homburg bietet zwei neue Schulmodelle an, die den Jugendlichen den Übergang in einen Industrie-Beruf erleichtern. Ziel ist, nach einer Ausbildung für ein Mechatronik-Studium fit gemacht zu werden. Die Firma Bosch ist dabei Partnerin.

 Im Schülerlabor „EnerTec“ der Saar-Uni zeigen Studenten den Schülern aus der Mittelstufe, was Mechatronik ist. Foto: Oliver Dietze

Im Schülerlabor „EnerTec“ der Saar-Uni zeigen Studenten den Schülern aus der Mittelstufe, was Mechatronik ist. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Die Schülerzahlen nehmen ab, das Interesse für Technik auch - und die Firmen stehen vor dem Problem, angesichts des demografischen Wandels dennoch guten Nachwuchs zu bekommen.

"Da wollten wir als Schule nicht nur zuschauen", erklärt Christoph Schwarz, Leiter des Berufsbildungszentrums (BBZ), Paul-Weber-Schule, in Homburg. Und so hat er zwei neue Schulmodelle aus der Taufe gehoben, um den Mangel an Ingenieuren und Technikern beheben zu helfen. "Wir haben zum einen den Berufsschulzweig, der zur Fachhochschulreife (FH) führt und ein Abi-Modell Mechatronik", sagt Schwarz. Und wie funktionieren diese Modelle?

"Ich habe mich dafür eingesetzt, dass der Zusatzunterricht für die Fachhochschulreife in den regulären Ausbildungsstunden eingebaut wird". Das sieht so aus, dass die Schüler beim FH-Modell pro Woche an einem Tag fünf Stunden Fachoberschul-Unterricht erhalten, im letzten Ausbildungsjahr wird die Stundenzahl dann auf zehn angehoben. Diese Form, so Schwarz, habe sich in Baden-Württemberg sehr gut bewährt.

Seit August 2013 hat die Firma Bosch als Partnerin dieses Schulmodells mit 16 Auszubildenden, die einen mittleren Bildungsabschluss vorweisen mussten, einen speziellen Ausbildungsvertrag für dieses neue Modell geschlossen.

Die Schulung erfolgt im BBZ Homburg, die praktische Ausbildung bei Bosch - und in den zusätzlichen Stunden wird dann noch die Fachhochschulreife erlangt. An einem Wochentag ist, wie bereits erwähnt, Mehrarbeit erforderlich, das heißt, die Schüler haben von 11 bis 15 Uhr Unterricht mit dem Ziel, das Fachabitur zu bekommen. "Für ein anschließendes Studium sind die Firmen, sofern sie von den Fähigkeiten ihrer Azubis überzeugt sind, bereit, die Patenschaft zu übernehmen. Und in den Ferien können die jungen Leute in ihren Firmen arbeiten, etwas dazulernen und Geld verdienen", betont Schwarz.

Das zweite Modell, Abi-Modell genannt, bedeutet, dass Firmen mit Abiturienten oder Inhabern der Fachhochschulreife ebenfalls Verträge abschließen. Und zwar im Hinblick auf eine konkrete Berufsausbildung, die innerhalb von zwei Jahren absolviert werden kann. Auch bei dieser Schulform sollten die jungen Leute später in ein Studium starten, betont Schwarz. Allerdings nach der dazwischengeschobenen Mechatronik-Ausbildung. Sie würden damit zwei Vorteile mitbringen: zum einen ihre Hochschulzugangsberechtigung, zum anderen eine fundierte Ausbildung. "Der Vorteil ist, dass diese zwei Jahre Berufsausbildung in einem speziellen, von der Industrie stark nachgefragten Fach, nicht zu vergleichen sind mit Praktika während des Studiums. Dieses Modell bietet eine wirklich gute Grundlage für den späteren Beruf", betont Schwarz.

Er ist insgesamt stolz darauf, dass das BBZ in Homburg nicht nur "alle Abschlüsse anbietet, die es in Deutschland im berufsbildenden Sektor gibt, sondern auch mit einem praxisorientierten Unterricht auf die Bedürfnisse der Unternehmen eingeht."

Nun wünscht sich der Schulleiter neben der Firma Bosch noch weitere Industrie-Betriebe im Raum Homburg, die Patenschaften für diese beiden neuen Mechatronik-Modelle übernehmen wollen.

 Schulleiter Christoph Schwarz an seinem Schreibtisch. Foto: Maack

Schulleiter Christoph Schwarz an seinem Schreibtisch. Foto: Maack

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Auf einen BlickDas BBZ in Homburg gehört mit seinen über 2300 Schülern zur größten Schule im Saarpfalz-Kreis. 130 Lehrkräfte sorgen dafür, dass 18 verschiedene Schulformen nebeneinander existieren und unterrichtet werden können. Das Spektrum der Schule umfasst technisch-gewerbliche, sozialpflegerische und kaufmännische Ausbildungsberufe. Auch die Abschlüsse sind vielfältig, vom Hauptschulabschluss über die mittlere Reife bis zum Fachabitur und zur allgemeinen Hochschulreife reichen die Möglichkeiten. Das angeschlossene Oberstufengymnasium, auf dem das Abitur nach neun Jahren erreicht werden kann, erfreut sich großer Beliebtheit. Am 8. Februar findet von 8 bis 13 Uhr ein Tag der offenen Tür statt, um sich über die zahlreichen Bildungswege und Ausbildungsmöglichkeiten am BBZ zu informieren.

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