In Merzig wird der Lese-Frühling heiß

Noch ist der Run auf die Werke und die Nobelpreisträgerin Herta Müller ungebrochen. Dem Gollenstein-Verlag sei Dank, ist die Preisträgerin mit dem Saarland - vor allem aber mit der Stadt Merzig - verbunden. "Heimat ist das, was gesprochen wird", lautete der Titel ihrer Rede, mit der sie sich an die Abiturienten des Jahrgangs 2001 in Ottweiler wandte

 Ein Motiv, das den Roman Kleiner Weißer Vogel von James M. Barrie ziert. Foto: SZ

Ein Motiv, das den Roman Kleiner Weißer Vogel von James M. Barrie ziert. Foto: SZ

 Eine Atemzeichnung aus dem Gollenstein-Buch. Foto: van Haaren

Eine Atemzeichnung aus dem Gollenstein-Buch. Foto: van Haaren

Noch ist der Run auf die Werke und die Nobelpreisträgerin Herta Müller ungebrochen. Dem Gollenstein-Verlag sei Dank, ist die Preisträgerin mit dem Saarland - vor allem aber mit der Stadt Merzig - verbunden. "Heimat ist das, was gesprochen wird", lautete der Titel ihrer Rede, mit der sie sich an die Abiturienten des Jahrgangs 2001 in Ottweiler wandte. Und die ist im Gollenstein-Verlag erschienen. Heimatliebe war etwas, was das System einem abverlangte", stellte die Schriftstellerin - im deutschsprachigen rumänische Banat geboren - in einer Rückschau fest. Sprache sei auch in Demokratien kein unpolitisches Gehege. "Gesprochen oder geschrieben - die Sprache verlangt von uns eine Gratwanderung zwischen Worten, die wir uns zu eigen machen und jenen, die wir vermeiden." Das Thema Grenzen und Sprachen, über das sie vor fast neun Jahren nachgedacht habe, sei immer noch gültig, meint Verleger Alfred Diwersy. "Natürlich werden wir alles daran setzen, Herta Müller für "Literatur live", die Zusammenarbeit von Gollenstein-Verlag und SZ, zu gewinnen, verspricht Verleger Alfred Diwersy bei der Vorstellung der neuen Bücher für das Frühjahr 2010. Was im Herbst mit viel Erfolg begann, soll fortgesetzt werden: Alle Neuerscheinungen des Merziger Gollenstein-Verlags in der Kreisstadt vorzustellen. Natürlich dürfe Herta Müller in dieser Reihe mit Autoren nicht fehlen. Die Arbeit der Autorin, mit vielen Preisen ausgezeichnet, liegt vor, wurde nachgedruckt und steht in dem neuen Katalog auf Platz eins. Die Literatur-Nobelpreisträgerin ist nicht die einzige Prominenz, die der Merziger Verlag zu bieten hat. Berühmt ist auch Peter Pan. Über 100 Jahre hat der Junge mit dem legendären Filzhut bereits auf dem Buckel - als Märchen ein Klassiker, als Filmheld Kult. Dem Mann, der diese zauberhafte Geschichte erfunden hat, gratuliert der Gollenstein-Verlag aus Merzig in besonderer Weise zum Geburtstag. In dem Jahr, in dem der schottische Schriftsteller James M. Barrie 150 Jahre alt geworden wäre, steht bei Verleger Alfred Diwersy erstmals die deutsche Übersetzung von "Little White Bird - Kleiner Weißer Vogel" auf dem Programm. Und noch zwei Prominente haben sich zusammengetan, um beim Gollenstein-Verlag eine schöne Tradition aufleben zu lassen: Schriftsteller und Filmer Alfred Gulden und Zeichnerin Bettina van Haaren. "Atem" ist die Kombination von Balladen und Zeichnungen überschrieben - zwei gegensätzliche Sichtweisen eines Themas - "vom Buchbinder vereint", wie Verleger Diwersy sagt. "Aufregend ist hier jedoch eine konsequente künstlerische Ummünzung, die den Arbeiten von Bettina van Haaren und Alfred Gulden zugrunde liegt", lautet der Kommentar von Kultur-Redakteur Burkhard Baltzer in seinem Nachwort. Für diese Buchvorstellung steht bereits ein Termin fest: Donnerstag, 25. Februar, 19.30 Uhr, im Merziger Museum Schloss Fellenberg.Mehrfach ausgezeichnet ist auch eine weitere Autorin: Sibylle Lewitscharoff, Jahrgang 1954. In ihrer Rede zur Eröffnung des Zweiten Europäischen Schriftsteller-Kongresses in Saarbrücken geht die Gewinnerin des Ingeborg-Bachmann-Preises oder des Marie-Luise-Kaschmir-Preises dem Ursprung des Erzählens auf den Grund. Das Erzählen versteht sie als Mittel der Beruhigung gegen den Schrecken der Tötung. Sinn und Gemeinschaft werden gestiftet, nicht zuletzt, um der Schuld zu begegnen. Das Thema der Schuld sieht sie als elementar an in allem literarischen Erzählen, ob in den biblischen Texten, wie Abraham und Isaak oder bei Kafka, Goethe oder Proust. Dieses sublime Erkunden der Schuld geht nach ihrer Einschätzung aber in der heutigen Prosa immer mehr verloren. "Ihre These vom 'mörderischen Kern' des Erzählens und ihre Feststellung, das moderne Freiheitsdenken vermöge immer weniger in der Schuldfähigkeit des Menschen sein Eigentliches zu erkennen, bietet dabei Stoff und Anregung für Diskussionen", ist sich der Verleger sicher.Doch nicht nur aus Berlin oder London rekrutiert er seine Autoren für die Neuerscheinungen des Gollenstein-Verlags. Auch Schriftsteller aus der Region kommen zum Zug - Roger Bichelberger aus dem französischen Forbach beispielsweise. Zig Romane und Erzählungen hat der Germanist und Literaturwissenschaftler veröffentlicht, vielfach ist er für sein Werk ausgezeichnet worden. Nach seinen Romanen "Die Nachtwanderer", "Anioutka", "Dantes Nacht" und "Der Mai, der schöne Mai", die der Gollenstein-Verlag in deutscher Sprache herausgebracht hat, titelt sein aktuelles Werk "Das Mädchen mit dem goldenen Stern". "Alles ist wahr, und alles ist erfunden", sagt er über sein jüngstes literarisches Kind - die Sicht eines jungen Deutschen, basierend auf dem Bericht eines Zeitzeugen. Während seiner Lagerhaft schreibt der junge Soldat Erfahrungen und Erlebnisse seiner Jugendjahre nieder und hält die Erinnerung an das Mädchen mit dem goldenen Stern wach, an Elsa, seine Königin, die ihm als Stern am Firmament erscheint. "Die deutsche Ausgabe von "La fille à l'étoile d'or" erscheint zeitgleich mit der Originalausgabe bei Albin Michel in Paris", kündigt Diwersy an. Zu einer Entdeckungsreise in Saar-Lor-Lux bricht SR-Redakteur Stefan Miller auf. "Tour de Kultur" hat er seinen Trip durch die Region genannt. Der führt über Schmugglerpfade auf den Rücken von Eseln, in historischen Eisenbahnen durch eine wunderschöne Landschaft, zu Funden aus der Vergangenheit oder zauberhaften Parks. Einen Wegweiser durch historische und zeitgenössische Gärten und Parks gibt Herausgeber Bernhard Becker seinen Lesern an die Hand. "Die Mutter Erde schmüket" hat der Kreisdenkmalpfleger aus dem Saarpfalz-Kreis als Titel gewählt. "Ursprünglich sollte dieses Buch bereits im Herbst erscheinen", sagt der rührige Verleger. Ein Novum: "Ein nackter Arsch" startet die Krimi-Serie seines Verlages. Der Roman, in dem Simarek auf rund 230 Seiten einen verzwickten Mordfall knackt, stammt aus der Feder von Christian Bauer, zuständig beim SR auch für Tatort-Filme. Zwei Rezepte hat der stellvertretende ARD-Sprecher, im Erstberuf Pfarrer, ebenfalls angehängt. "Mit diesem Buch starten wir eine Krimi-Serie. Und die soll eine große Bandbreite haben - alle Krimi-Genres sollen bedient werden", gibt Diwersy die Marschrichtung vor. "Für die Gestaltung wurde ein Wettbewerb an der Hochschule für Bildende Künste Saarbrücken ausgeschrieben." Ein rosa-farbener Kreis auf schwarzem Grund habe am meisten imponiert. Das Motiv soll die Krimis aus dem Gollenstein-Verlag als Einband zieren. Erster Termin von "Literatur Live": Donnerstag, 25. Februar, 19.30 Uhr, im Merziger Museum Schloss Fellenberg, mit Alfred Gulden, der sein Buch "Atem" präsentiert. Moderiert wird der Abend von SZ-Redaktionsmitglied Sonja Riedel. "Für die Gestaltung wurde ein Wettbewerb an der Hochschule für Bildende Künste ausgeschrieben."Verleger Alfred Diwersy

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort