"In jedem Fall die Eltern einschalten"

Saarlouis. Selbstkritisch und entschlossen zu handeln, zeigte sich das Podium bei der abschließenden Diskussion. "Was ich hier über selbstverletzendes Verhalten gehört habe, bestätigt mich darin, dass ich als Lehrer nicht alles richtig gemacht habe", sagte Herbert Möser, der Vorsitzende des Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrer-Verbands

Saarlouis. Selbstkritisch und entschlossen zu handeln, zeigte sich das Podium bei der abschließenden Diskussion. "Was ich hier über selbstverletzendes Verhalten gehört habe, bestätigt mich darin, dass ich als Lehrer nicht alles richtig gemacht habe", sagte Herbert Möser, der Vorsitzende des Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrer-Verbands. "Die Ursachen für das Verhalten waren uns völlig unklar. Aber wir Lehrer können einen Spezialisten nicht ersetzen, jede Schule braucht einen Sozialarbeiter." Die Projektleiterin der Schoolworker im Landkreis Saarlouis, Ulrike Dehmelt, berichtete: "Nach meiner Beobachtung hat das Phänomen in den letzten drei Jahren massiv zugenommen." Sie räumte ein: "Wir mussten bisher improvisieren. Weil wir erkannten, dass wir zu wenig wissen, haben wir diese Tagung organisiert. Wir wollen kurze Wege bei der Hilfesuche schaffen und diese allen Schülern zugänglich machen."Mehr SchulpsychologenDer Schulpsychologische Dienst im Landkreis wurde aufgestockt, so dass jetzt vier Psychologen rund 30 000 Schüler betreuen, im Bundesschnitt ist es nur einer pro 16 000. "Schüler haben noch ein halbes Jahr Wartezeit für einen Termin bei uns", sagte der Leiter der Schulpsychologen, Roland Waltner. "Es ist viel geschehen, aber es muss weiter nachgebessert werden." Er hob hervor: "Die meisten uns bekannten Fälle sind nicht in akuter Gefahr. Aber dass jemand das Ritzen nur ,ausprobiert', ist die Ausnahme. Meistens steht eine massive Problematik im Hintergrund." Auf Fragen von Lehrern gab Dr. Eva Möhler, Chefärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der SHG-Klinik in Kleinblittersdorf, Handlungsratschläge: Weil es bei Selbstverletzungen kaum ein "Ausprobieren" gebe, sollte man nicht abwarten, ob sich das Verhalten von alleine legt. "Bei jeder Auffälligkeit sollte man sofort mit den Eltern Kontakt aufnehmen", riet Möhler. Dabei unterstrich sie: "Der erste Weg geht immer zu den Eltern. Schalten Sie als Lehrer nicht selbst den Schulpsychologen ein." Man dürfe die Eltern nicht entmündigen. "Machen Sie die Eltern auf die Situation aufmerksam und bestehen Sie darauf, dass diese etwas unternehmen und fachliche Hilfe hinzuziehen. Erst wenn das nicht nützt, nehmen Sie den Weg über die Jugendhilfe", sagte sie. In eine Klinik aufgenommen würden die Jugendlichen nur bei lebensbedrohlichen Situationen. kni

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