In der "Wundertüte" waren viele Punkte

Neunkirchen. "Männer mit Geld zu kennen, das ist doch ein Vorteil." Das Publikum schmunzelt, als Janine Reinsch mit frecher Stimme aus dem Kinderbuch "Das Leben ist eine Wundertüte" vorliest. Die Titelheldin Kitty wird von einem Freund in die Pizzeria eingeladen. Und wenn Kitty eines hasst, dann ist es Haferflockensuppe, klärt Janine die Zuhörer auf

 So sehen Siegerinnen aus: Janine Reinsch und Michelle Braun lagen beim Vorlesewettbewerb vorn. Foto: Thomas Seeber

So sehen Siegerinnen aus: Janine Reinsch und Michelle Braun lagen beim Vorlesewettbewerb vorn. Foto: Thomas Seeber

Neunkirchen. "Männer mit Geld zu kennen, das ist doch ein Vorteil." Das Publikum schmunzelt, als Janine Reinsch mit frecher Stimme aus dem Kinderbuch "Das Leben ist eine Wundertüte" vorliest. Die Titelheldin Kitty wird von einem Freund in die Pizzeria eingeladen. Und wenn Kitty eines hasst, dann ist es Haferflockensuppe, klärt Janine die Zuhörer auf. Damit scheint sie auch die Jury überzeugt zu haben. Die 12-Jährige, die die sechste Klasse der Erweiterte Realschule (ERS) Illingen besucht, gewinnt den Vorlesewettbewerb des Landkreises Neunkirchen in der Gruppe der ERS. Insgesamt traten 14 Schüler, die bereits Wettbewerbe an ihrer Schule gewonnen hatten, gegeneinander an.In der Kategorie Gymnasien und Gesamtschulen siegt Michelle Braun (12) vom Steinwald-Gymnasium, die aus "Das Vermächtnis der Feen" las. Die Gewinnerinnen freuten sich über den Sieg und gaben zu, "sehr aufgeregt" gewesen zu sein. "Es macht Spaß, weil ich es gut kann. Ich mag das, in eine Traumwelt einzutauchen, mir etwas vorzustellen", sagt Michelle. Die beiden Siegerinnen haben sich so für den Landesentscheid qualifiziert.

Für die Jury war die Entscheidung "sehr knapp". Ein Fragebogen mit Punkten für Lesetechnik, Textgestaltung und Textverständnis sollte die Beurteilung objektivieren. "Wir bewerten unter anderem, ob Betonung und Tempo stimmen, ob jemand am Text klebt, wie stark Dialekt einfließt und wie deutlich die Aussprache ist", erklärt Stephanie Gomolla, Lehrerin am Illtal-Gymnasium. "Wichtig ist auch, wie der Leser die Zuhörer in seinen Bann schlägt und ob es Lust macht, zuzuhören", sagt Anke Birk von der Buchhandlung Bücher König in Neunkirchen. "Die Entscheidung war sehr schwierig, meist liegen die Kinder in ihren vorbereiteten Texten eng beieinander." Darum mussten die Schüler auch aus einem Werk vorlesen, das sie nicht kannten, aber inklusive eines Büchergutscheins als Geschenk mitnehmen durften: das Abenteuer "Flussfahrt in die Nacht" von dem kanadischen Autor Richard Scrimger.

Interessant war aber auch, wie unterschiedlich die Sechstklässler ihre Bücher gewählt hatten. Antonio Silesu hatte sich das Abenteuer "Reise zum Mittelpunkt der Erde" von Jules Verne ausgesucht, das so spannende Passagen enthielt, dass ihn seine Stimme beim Lesen fast davontrug. Marie-Luise Liebel hingegen hat sich mit "Sing, Luna, Sing" ein schweres Thema vorgenommen - es geht um ein jüdisches Mädchen, das das Warschauer Ghetto überlebt. Beliebt war auch die Fantasy-Reihe "Magic Girls" um das Hexenmädchen Elena, die gleich zwei Mal gewählt wurde.

Nur zwei Jungen waren diesmal dabei. "Die Lehrer berichten, dass Mädchen schon eher zum Buch greifen und auch mehr dabei bleiben", sagt Jugendpfleger Dietmar Bonnstaedter. Der Vorlesewettbewerb soll Spaß an der Literatur und am Vorlesen wecken - "denn die Konkurrenz von PC und Internet ist hart." mwi

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