In der Gruppe sind sie stark

Saarbrücken/Freyming-Merlebach. Saarbrücker Jazzliebhaber, die meinen, das französische Orchestre National de Jazz (ONJ) kenne man ja schon, werden sich am Samstag wundern. Zwar stimmt es, dass die Bigband schon 2005 und 2007 Konzerte beim Festival Jazz-Transfer gab. Doch im Januar 2009 erhielt das ONJ mit David Yvinec einen neuen Leiter

 Mit Motorradhelmen posieren die Mitglieder des Orchestre National de Jazz auf ihrem offiziellen Pressefoto. Fotos: ONJ

Mit Motorradhelmen posieren die Mitglieder des Orchestre National de Jazz auf ihrem offiziellen Pressefoto. Fotos: ONJ

Saarbrücken/Freyming-Merlebach. Saarbrücker Jazzliebhaber, die meinen, das französische Orchestre National de Jazz (ONJ) kenne man ja schon, werden sich am Samstag wundern. Zwar stimmt es, dass die Bigband schon 2005 und 2007 Konzerte beim Festival Jazz-Transfer gab. Doch im Januar 2009 erhielt das ONJ mit David Yvinec einen neuen Leiter. Und der hat das Orchester personell und musikalisch völlig neu aufgestellt. Yvinec, Bassist, Multi-Instrumentalist, Komponist und Produzent mit untypischem Werdegang, hat 150 Musiker vorspielen lassen, bevor er sich zehn von ihnen herauspickte, um "ein Orchester zu bilden, das etwas mehr ist als man gewöhnlich von einer Jazzbigband erwartet", wie er im SZ-Gespräch sagt. "Sie kommen aus ganz verschiedenen Richtungen, einige mehr aus dem Pop-Bereich, andere mehr aus dem klassischen Jazz, aus der elektronischen, improvisierten Musik oder dem Free Jazz." Die meisten spielen zudem mehrere Instrumente. Für Yvinec sind es diese Unterschiede, die den Reichtum des ONJ ausmachen. Auf dem Pressefoto präsentieren sich mit einheitlichen Motoradhelmen. "Um auszudrücken, wir sind als Gruppe stark", verrät Yvinec. Künstlerisch gab das Kulturministerium, dem Neuen die "carte blanche", völlige Freiheit, um den internationalen Ruf des Klangkörpers als innovatives, kreatives Laboratorium zu stärken. "Sonst hätte ich es auch nicht gemacht", sagt Yvinec. Schon sein erstes Projekt "Round John Wyatt" war alles andere als nationale Kulturpflege. Da interpretierte man Songs des Gründers von Soft Machine neu.

Zum Jazztranfer-Konzert in Freyming-Merlebach kommt das ONJ jetzt mit seinem zweiten Projekt, "Broadway in White Satin", mit dem es am Wochenende davor noch beim Jazzfest Berlin zu Gast war. Traditionalisten werden sich bei dieser Hommage an Billie Holliday wundern. "Ich kann gut verstehen, dass manche Leute den Jazz mit den Arrangements von damals hören wollen, mit einer schwarzen Sängerin mit Blumen am Kleid, aber so was hasse ich, das macht auch keinen Sinn", sagt Yvinec. "Jemandem eine Hommage zu widmen, heißt vielmehr, seine Energie zu nutzen, einen Kontext, um etwas Neues zu kreieren." Nicht um ein populäres Programm zu machen, habe ihn die Jazz-Ikone Holliday gereizt. Anders herum wird für Yvinec ein Schuh draus: Hollidays Lieder seien sehr im kollektiven Gedächtnis verankert. Je populäre das Ausgangsmaterial, desto reizvoller sei es, es in neuem Lichte zu zeigen, denn so hätten die Zuhörer eine Bezugspunkt. "Mich interessiert der Abstand zum Original." Schon stimmliche bewege sich das Projekt in einer anderen Welt. Karen Iano, die vom Pop und Folk komme, habe eine glasklare, reine Stimme. Der Belgier David Linx erinnert ein wenig an Al Jarrau. Bei den Melodien bleibe nah am Original, die Arrangements aber seien extrem anders. Man sollte sich als Zuschauer auf ein Konzert wie auf einen Abenteuerfilm im Kino einlassen, wünscht sich Yvinec. Oder auf eine Reise: "Man kann reisen, ohne den Weg vorher schon zu kennen und so einzigartige Momente erleben."

Karten für das Konzert am Samstag, 13. November, 20 Uhr, im Maison des Cultures Frontières in Freyming-Merlebach gibt es noch unter www.jazz-syndikat.de.

 ONJ-Leiter David Yvinec.

ONJ-Leiter David Yvinec.

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