In der Familie lauern Katastrophen

Saarbrücken. Eine deutsch-georgische Uraufführung und eine Premiere runden die Spielzeit im Schauspiel des Saarländischen Staatstheaters ab. Nach langjähriger Abstinenz wird mit "Kokoro" von Nino Haratischwili die Theaterpartnerschaft zwischen Saarbrücken und Tbilissi neu belebt in Gestalt einer Produktion für ein deutsch-georgisches Ensemble. Am Samstag, 19. Mai, 19

Saarbrücken. Eine deutsch-georgische Uraufführung und eine Premiere runden die Spielzeit im Schauspiel des Saarländischen Staatstheaters ab. Nach langjähriger Abstinenz wird mit "Kokoro" von Nino Haratischwili die Theaterpartnerschaft zwischen Saarbrücken und Tbilissi neu belebt in Gestalt einer Produktion für ein deutsch-georgisches Ensemble.Am Samstag, 19. Mai, 19.30 Uhr, in der Alten Feuerwache feiert Nino Haratischwilis neues Stück "Kokoro" in der Inszenierung der Autorin seine Uraufführung. Das Bühnenbild entwarf Julia Bührle Nowikowa, die Kostüme stammen von Gunna Meyer. Es spielen die drei georgischen Schauspielerinnen Nino Burduli, Ekatarine Kalatozishvili und Tamar Mamulashvili gemeinsam mit den SST-Kollegen Natalie Hanslik, Saskia Petzold, Hans-Georg Körbel, Pit-Jan Lößer, Heiner Take und Ron Zimmering.

Nino Haratischwili hat "Kokoro" im Auftrag des Staatstheaters für ein deutsch-georgisches Ensemble entwickelt. Sie ist eine Grenzgängerin zwischen der deutschen und georgischen Kultur. In Tbilissi aufgewachsen hat sie in Hamburg Regie studiert und schreibt seit einigen Jahren in deutscher Sprache zahlreiche Theaterstücke und Romane. In "Kokoro" begegnen sich neun Figuren in lose aufeinander folgenden Episoden. Zufällig zusammengewürfelt wirken sie auf den ersten Blick, scheinbar parallel entwickeln sich ihre Geschichten, bis sich Schritt für Schritt ein feines Beziehungsnetz offenbart. Mütter, Söhne, Ehepartner, Liebhaber, Traurige, einsame Glückssucher sind sie. Deutsche, Georgier, Heimatlose. In ihren familiären Bindungen finden sie keinen Trost, hier lauern die wahren Katastrophen. Aber trotzdem, da ist Hoffnung.

Einen Tag zuvor, am Freitag, 18. Mai, 20 Uhr, in der sparte4 hat "worst case" Premiere. Es inszenierte Antje Thoms, die sich dem Saarbrücker Publikum schon mehrfach als Expertin für zeitgenössische Autoren und Stücke vorgestellt hat; die Ausstattung übernahm Florian Barth, der am SST schon viele Arbeiten mit Christoph Diem und Antje Thoms realisiert hat . Es spielen Gertrud Kohl, Gabriela Krestan, Marcel Bausch, Klaus Meininger und Merlin Sandmeyer.

Kathrin Röggla beschreibt in ihrem absurden Szenario eines möglichen Ausnahmezustands keine konkrete Katastrophe. Sie verzichtet auf Schilderungen von Tsunamis, entgleisenden Zügen, Killerviren oder Schlammlawinen, sondern konzentriert sich auf die Perspektive derer, die im Konsum der Massenmedien feststecken. Manipuliert und "hysterisiert" von Hollywood und Co. brennen sich unbemerkt apokalyptische Bilder in das kollektive Gedächtnis ein. red

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