In den Schuhen einer Frau

Burbach · Insgesamt 23 Geschichten, über eher Lapidares, wie das erste Rendezvous, bis zu Tragischem, wie der Flucht vor den Taliban, verbergen sich hinter „In den Schuhen einer Frau – eine biografische Schuhausstellung“

 Auch Sarab Ahmad und ihre Mutter Alia Thyaib haben ihre Geschichte erzählt. Foto: Iris Maurer

Auch Sarab Ahmad und ihre Mutter Alia Thyaib haben ihre Geschichte erzählt. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Auf einer blauen Stoffbahn, die sich entlang der Wände im "Psychosozialen Beratungszentrum des Deutschen Roten Kreuz Landesverband Saarland" schlängelt, sind Pumps, Halb- und Turnschuhe und Ballerinas drapiert. Die Schuhe erzählen die Lebensgeschichten von Frauen - meist arabischer Herkunft, die die Beratungsstelle des Projekts "Liha - Lebenswelt Integration Frauen arabischer Herkunft" besuchen. "Die Schuhe haben alle eine besondere Bedeutung für die Frauen und ihr Leben", erläutert Sozialpädagogin Lilia Bauer am Dienstagabend bei der Eröffnung der Ausstellung "In den Schuhen einer Frau", die als Beitrag zu den "Interkulturellen Wochen" initiiert wurde. Über den Schuhen hängen auf weißen Seiten die autobiografischen Lebensepisoden. Insgesamt 23 Geschichten vereint die Ausstellung. Manche erzählen von der Flucht aus den Heimatländern, wie die Geschichte der afghanischen Schriftstellerin Zarifa Pirzad, die als kritische Autorin und Sprachrohr der Frauen in ihrem Heimatland von den Taliban bedroht wurde. Andere Geschichten erzählen von Hochzeiten und ersten Rendezvous, ein Paar rote Pumps versinnbildlichen "Mut und Selbstbewusstsein", liest man. Unter den Schuhpaaren findet sich auch ein vereinsamter Flip-Flop von Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, die als Kind nie Flip-Flops bekam, "weil sie schlecht für die Füße waren". Und obwohl "ein Schuh" verloren ging, ist der Übriggebliebene "Erinnerung daran", dass man mit "Althergebrachten" brechen und "Neues" ausprobieren sollte, schreibt die Ministerin.

In den dicht gedrängten Räumen stellen sich die Besucher vielleicht die Frage: "Wie wäre mein Leben verlaufen, hätte ich in den Schuhen gesteckt?" Sarab Ahmad (38) beugt sich zu ihrem Paar: "Schön sind sie nicht", sagt sie lächelnd, "aber bequem." Sie trug die flachen Halbschuhe vor elf Jahren, als sie aus dem Irak flüchtete: "Ich war Chemikerin in Bagdad, arbeitete in der Pharmaindustrie. In Saddam Husseins Regime war uns nicht erlaubt, die Menschen über die Nebenwirkungen von Medikamenten aufzuklären. Wir durften nicht mal schreiben, dass sie für Kinder schädlich sein könnten. Ich hab' das nicht mehr ausgehalten", erinnert sich die dreifache Mutter. "Damals hatte ich Angst. Ich wusste nicht, was mich in der Fremde erwartet. Die Schuhe sollten mir Sicherheit geben, sie sollten bequem sein, falls ich rennen muss." Heute arbeitet Ahmad, deren Füße jetzt in modischen Stiefeletten stecken, als Tagesmutter. Ihre Geschichte "Meine Reise in die Ungewissheit" endet damit, dass sie von ihrer Einschreibung an der Saar-Uni berichtet. "Ich will wieder studieren", sagt sie strahlend. Die Ausstellung "In den Schuhen einer Frau - eine biografische Schuhausstellung", ist noch bis zum 31. Oktober im Psychosozialen Beratungszentrum des DRK, Vollweidstraße 2 in Burbach, zu sehen.

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