Immer wieder samstags ...

SZ-Redakteurin Michèle Hartmann holt sich gern Kindheitserinnerungen auf den Teller.

Meinung:

Immer wieder samstags ...

Es ist das "Jahr der Hülsenfrüchte" - ausgerufen von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen. Das weckt Erinnerungen an die Kindheit, denn immer samstags kam - auf vielfachen Wunsch eines einzelnen Mannes - im elterlichen Haushalt eine Suppe auf den Tisch.

Ja, das war so. Kein Schnitzel, kein Hähnchen, kein Määählkneppche, nein. Eine Suppe musste es sein. Selbst wenn die Russen das Saarland überfallen hätten - man hätte erst die weiße Fahne gehisst nach Verzehr der mehr oder minder gehaltvollen Brühe.

Das Wort "Fraß" habe ich immer nur gedacht und diese regelmäßigen Schlabber-Mahlzeiten verabscheut. Wie man eine schleimige Nacktschnecke verabscheut, die sich mit gierigen Fühlern über den Salat hermacht. Erbsensuppe , Linsensuppe, Bibbelches-Bohnesupp - ein Gruselkabinett für den kindlichen Gaumen. Wobei der Herr im Hause zur Erbsensuppe auch gern noch ein glibberiges Schweinsfüßchen verspeiste.

Und heute? Sehne ich mich oft nach einer solch feinen Suppe. Die ich selbst auch kochen würde, wenn denn der Nachwuchs Wert darauf legte. Doch der pfeift mir auf all das, was sich im tiefen Teller präsentiert. ,,Was soll ich essen - RAUPENSUPPE?" ,,Du hörst nicht zu - GRAUPENSUPPE!" Der folgende Blick bringt größtmögliche Unwissenheit zum Ausdruck.

Na schön, dann du Schnitzel, ich Suppe. Auch wenn ich sie fünf Tage lang hintereinander essen muss.

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