Immer mehr Prostituierte im Land

Saarbrücken. Im Saarland sind nach Einschätzung der Saar-Kripo mittlerweile deutlich mehr Prostituierte tätig als noch vor zwei Jahren

Saarbrücken. Im Saarland sind nach Einschätzung der Saar-Kripo mittlerweile deutlich mehr Prostituierte tätig als noch vor zwei Jahren. Wie der stellvertretende Leiter des Kommissariats 5 der Kriminalpolizeiinspektion (KPI), Wilfried Feld, am Freitag in einem Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung mitteilte, stieg die Zahl der Prostituierten im Saarland von rund 1500 bis 1700 Anfang 2010 auf heute 1700 bis 2000.Feld führte dies nicht zuletzt auf die Osterweiterung der Europäischen Union zurück. "Vor allem die steigende Zahl der Rumäninnen erschlägt uns", sagte er. Die Saar-Kripo habe allein in den vorigen zwei Jahren über 500 junge Frauen aus dem osteuropäischen Land bei ihren Vor-Ort-Kontrollen im Rotlichtmilieu festgestellt. Zudem seien im vergangenen Jahr auch immer mehr Ungarinnen im Saarland der Prostitution nachgegangen. Die Prostituierten aus diesen beiden Ländern stellten rund die Hälfte aller im Saarland tätigen Prostituierten, betonte Feld. Daneben gebe es mittlerweile auch viele Frauen aus Bulgarien. "Dagegen stirbt die deutsche Prostituierte nahezu aus", sagte Feld. Nach seiner Schätzung ist nur noch jede zehnte Prostituierte im Saarland eine Deutsche.

Die Zahl der Etablissements im Saarland habe in den vergangenen Jahren leicht zugenommen. Derzeit seien es rund 260 bis 270. Auffällig sei der Trend zu "immer mehr Flatrate-Bordellen", bei denen eine Tagespauschale gezahlt wird, die teilweise auch als "Hartz-IV-Bordelle" beworben würden. Generell gingen die Preise im Gewerbe zurück, was wohl mehr mit der Angebots- als mit der Nachfrageseite zu tun habe. Sprich: Die steigende Zahl an Prostituierten drücke den Preis, weniger eine möglicherweise rückläufige Nachfrage.

Die Anzahl der Ermittlungsverfahren wegen Menschenhandels zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung weise in den vergangenen Jahren ebenfalls eine leicht steigende Tendenz auf. Der Kriminalhauptkommissar führte das auf Anfrage nicht auf eine verstärkte Ermittlungstätigkeit der Polizei zurück, sondern auf die gewachsene Zahl der Delikte.

Von den verschiedenen Kategorien der Prostitution wie Club- und Bordellprostitution, Haus- und Wohnungsprostitution, FKK- und Saunaclubs, Hostessen- und Begleitservice sowie Straßenprostitution sei letztere nach wie vor der kleinste Bereich. Die Saar-Kripo habe im vorigen Jahr über 200 Kontrollen der Bordelle im vergangenen Jahr durchgeführt und dabei mehr als 1100 Personen im Milieu überprüft, Prostituierte, Bordellinhaber und sonstige Milieuangehörige. Freier würden von solchen Überprüfungen üblicherweise verschont. Die Zahl der Kontrollen und der kontrollierten Personen sei damit gegenüber dem Vorjahr ungefähr gleich geblieben, unterstrich Feld. Die Polizei habe nach dem Polizeigesetz jederzeit die Befugnis, diese Etablissements während der Geschäftszeiten für Kontrollen zum Zwecke der Gefahrenabwehr aufzusuchen, weil es sich um "potenziell kriminogene" Örtlichkeiten handle.

Nach wie vor gebe es kein einheitliches Vorgehen der Kommunen, was das Einfordern von Gewerbeanzeigen bei Bordellen und bordellartigen Betrieben anbelangt. Homburg mache das zum Beispiel, Saarbrücken dagegen nicht, sagte Feld. Auch im Hinblick auf die von der Kripo in der Vergangenheit wiederholt erhobene Forderung nach Einführung einer Genehmigungspflicht für Bordelle und bordellartige Betriebe habe sich in den vorigen beiden Jahren nichts bewegt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort