Im Zeichen des Aschenkreuzes

Merzig/Neunkirchen. Eine Hand voll Asche reicht aus: Mit den Worten "Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zu Staub zurückkehren wirst" taucht der Priester seinen Daumen erst in Weihwasser, dann in Asche und zeichnet jedem Gottesdienstbesucher ein Kreuz auf die Stirn

Merzig/Neunkirchen. Eine Hand voll Asche reicht aus: Mit den Worten "Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zu Staub zurückkehren wirst" taucht der Priester seinen Daumen erst in Weihwasser, dann in Asche und zeichnet jedem Gottesdienstbesucher ein Kreuz auf die Stirn. Dieser Ritus stellt seit dem späten elften Jahrhundert in der katholischen Kirche den Beginn der Fastenzeit dar: Am heutigen Aschermittwoch beginnen die 40 Tage Fastenzeit bis Ostern.

Dechant Manfred Theesen aus Hilbringen beobachtet, dass heute noch viele Gläubige zu Aschermittwoch in den Gottesdienst gehen: "Die Kirche ist dann erheblich voller als an gewöhnlichen Tagen", wenn auch nicht ganz so voll wie an Ostern oder Weihnachten. Theesen betreut in den Merziger Gemeinden Hilbringen, Schwemlingen, Mondorf und Büdingen rund 8000 Gemeindemitglieder. "Zwar hat die Fastenzeit sicher nicht mehr die Bedeutung, die sie früher hatte, doch kann ich heute durchaus einen Umbruch feststellen."

Wenn es auf Karneval und die Fastenzeit bis Ostern zugeht, sei unter den Gläubigen ein "Bewusstsein über die Buße" zu beobachten. Der Phantasie seien hier keine Grenzen gesetzt. Beispielsweise gebe es Veranstaltungen, deren Erlöse karitativen Zwecken und Projekten zugute komme, sagt Theesen: "In der heutigen Zeit kommt es mehr darauf an, zu Gunsten des Sozialen zu verzichten." Er selbst gehe heute mit dem Kirchenchor Hilbringen zum traditionellen Heringsessen in den Gasthof.

Für Hans-Joachim Gabriel, Dechant in der Gemeinde St. Josef-St. Johannes in Neunkirchen, verblasst die christliche Bedeutung des Aschermittwochs gegenüber der Trauer um das Ende der Fastnachtszeit. Heute heißt Aschermittwoch vor allem das Ende der tollen Tage. Früher hingegen "waren Aschermittwoch und Karfreitag gleichbedeutend mit Fasten und Abstinenz", erklärt Gabriel.

Als Gründe für diese Veränderung nennt er den relativ hohen Wohlstand in weiten Teilen der Gesellschaft: "Die heutige Jugend kennt keinen Grund, sich einzuschränken." Vor diesem Hintergrund aber, könnte der Verzicht auf Konsumgüter zu einer neuen Form der Spiritualität führen: "Man sollte sich ruhig die Frage stellen, wovon man lebt." Hierfür böte sich die Fastenzeit geradezu an, denn sie und auch das Aschenkreuz beschrieben ja die "Zerbrochenheit des Lebens: Jeder will leben, aber jeder muss auch irgendwann einmal sterben." Oder die Erfahrung des Verlusts, der Einschränkung durchleben. "Es kommt darauf an, zu Gunsten des Sozialen zu verzichten."

Der Hilbringer Dechant

Manfred Theesen

Auf einen Blick

Den Besuchern der heiligen Messe am Aschermittwoch ein Kreuz aus Asche auf die Stirn zu zeichnen, symbolisiert seit dem elften Jahrhundert den Beginn der 40-tägigen Fastenzeit bis Ostern. Die Asche wird aus verbrannten Palmzweigen des jeweils vorjährigen Palmsonntags gewonnen und in der Aschermittwochs-Messe gesegnet. hcr

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