Deutschförderung im sozialen Brennpunkt Deutschlernen im Sommercamp: Malstatter Angebot als Modell?

Saarbrücken · Fatima ist begeistert: Ein dreidimensionales Buch mit Wassertieren, das auch noch Geräusche macht! Damit lassen sich Tiernamen leichter lernen. Wie viele andere Kinder aus Migrantenfamilien hat auch Fatima in den Monaten des Lockdowns viel von ihrem Deutsch vergessen.

 Deutschlernen und Verkehrserziehung: Förderlehrerin Elmira Christensen erklärt den Kindern, welche Teile ein Fahrrad hat.

Deutschlernen und Verkehrserziehung: Förderlehrerin Elmira Christensen erklärt den Kindern, welche Teile ein Fahrrad hat.

Foto: Iris Maria Maurer

Die Schülerin der Wallenbaum-Grundschule in Saarbrücken-Malstatt nimmt deshalb am „Sommercamp“ teil, das Integrationsmanagerin Lena Reichhart mit vielen Partnern der etablierten Gemeinwesenarbeit in dem als sozialem Brennpunkt geltenden Quartier kurzfristig auf die Beine gestellt hat.

„Die Schulleiter der beiden Grundschulen Wallenbaum und Kirchberg haben uns rückgemeldet, dass viele der Kinder ein Schuljahr verlieren werden, vor allem diejenigen, die noch nicht lange in Deutschland sind und die Sprache schlecht sprechen“, berichtet Reichhart. 80 bis 90 Prozent beträgt der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund an den beiden Schulen. „Die meisten hatten während der Schulschließung keinen Zugriff auf digitale Geräte, um mit ihren Lehrern in Kontakt zu bleiben. Viele Familien haben mehrere Kinder, aber nur wenige Handys und oft auch kein WLAN“, weiß sie. Man wollte den Kindern daher ein Angebot machen, um wenigstens ihr Deutsch zu stärken und ihnen zudem am Nachmittag eine Ferienbeschäftigung zu bieten, denn sechs Wochen Ferien bedeuten noch mehr Sprachverlust, so Sprachförderlehrerin Yvonne Symonds.

40 Kinder bekamen einen Platz in der Deutschförderung, die zwei Wochen lang in vier Zelten auf dem Gelände zwischen den beiden Grundschulen vormittags von 9 bis 12 Uhr angeboten wird. In vier Zehnergruppen lernen Grundschüler der ersten und zweiten Klasse spielerisch Deutsch. „Für die Dritt- und Viertklässler fehlten leider die Mittel“, bedauert die Integrationsmanagerin. Rund 7000 Euro hat sie aus dem „Beteiligungspaket“ zur Verfügung, zudem Mittel der Stadt Saarbrücken und des Bildungsministeriums für Honorare. Das Projekt in den Herbstferien nochmals anzubieten, ist angedacht. „Wir hätten allein hier in Malstatt Bedarf für gut 200 Kinder“, sagt Lena Reichhart.

Das Land werde in den nächsten beiden Jahren (2020/2021) 18 Millionen Euro in die Sprachförderung investieren, teilte das Bildungsministerium mit. Das ist dreimal mehr als im aktuellen Haushalt. Der Ausbau der Sprachfördermaßnahmen für das neue Schuljahr werde  derzeit noch beraten. Ein Projekt wie in Malstatt kann also nur ein Anfang sein.

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