Arbeit soll im Missbrauchsskandal Homburg einfließen Ministerium beruft im August eine Kinderschutz-Kommission

Saarbrücken · Neben Experten der Ministerien sollen darin Opferschutzverbände, Psychologen und Jugendämter vertreten sein

 Die saarländische Sozialministerin Monika Bachmann (CDU)

Die saarländische Sozialministerin Monika Bachmann (CDU)

Foto: dpa/Oliver Dietze

Lange sei im Kreise der Minister aller Länder überlegt worden, wie der Kinderschutz noch expliziter gestaltet werden könne. Im Saarland hat sich Sozialministerin Monika Bachmann (CDU) für eine Kommission statt für einen einzelnen Beauftragten entschieden, wie sie am Mittwoch erklärte: „Mir ist eine Kinderschutz-Kommission mit vielen Experten lieber. Breit aufgestellt ist besser.“

Im August soll die neue Kommission berufen werden, die Konzepte würden dann „zeitnah vorgestellt“. Ziel sei es, die vorhandenen Schutz- und Hilfesysteme zu stärken, gerade im Bereich des sexuellen Missbrauchs. Es bedürfe eines frühzeitigen Warnsystems. Außerdem liege ein besonderes Augenmerk auf der Schaffung von verpflichtenden Schutzkonzepten.

In der Kommission tätig seien nach heutigem Stand der Weiße Ring, vertreten durch den Landesvorsitzenden Gerhard Müllenbach, eine leitende Psychologin, Gabi Obereicher vom SOS-Kinderschutz, der ehemalige Amtsgerichtspräsident Wolfgang Becker, Professor Dr. Jörg Fegert, ärztlicher Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Ulm, Klaus Ruffing, Jugendamtsleiter in Homburg sowie Vertreter weiterer öffentlicher Träger und der Jugendhilfe. „Neben Experten meines Ministeriums sind auch Experten des Innenministeriums, des Justizministeriums und des Ministeriums für Bildung und Kultur vertreten“, sagte Bachmann.

Es müsse eine „Kultur des Hinschauens“ gefördert werden. Die Kommission entbinde Kitas, Schulen, Kirchen, Vereine, Wohlfahrtsverbände und Kliniken nicht von ihrer Verantwortung. Viele Träger hätten bereits eigene Schutzkonzepte erstellt oder arbeiteten daran.

Die landesweite Kommission sei zwar nicht im Zuge der jüngst bekannt gewordenen Ereignisse geplant worden, die Arbeit soll aber in die Aufklärung des Missbrauchsskandals an der Uniklinik Homburg (UKS) einfließen. Ein 2016 verstorbener Assistenzarzt soll von 2010 bis 2014 in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Kinder sexuell missbraucht haben.

Bachmann betonte nochmals, nichts von den Vorfällen gewusst zu haben. Sie sei erst Ende April dieses Jahres informiert worden. Ebenso habe Staatssekretär Stephan Kolling (CDU) ihr persönlich gesagt, „dass auch er nichts wusste“. Die drei im Aufsichtsrat der UKS sitzenden Mitglieder der Landesregierung – Stephan Kolling, Staatskanzlei-Chef Jürgen Lennartz (CDU) und Vize-Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) – hätten laut Bachmann auf jeden Fall reagiert, wenn sie von den Vorwürfen gewusst hätten. Ihrer Ansicht nach hätte aber der Aufsichtsrat der UKS schon 2014 nach Entlassung des Arztes wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs informiert werden müssen. „Und vor allem hätten die Kinder und Eltern informiert und betreut werden müssen.“

Der rechtspolitische Sprecher der Linken im Landtag, Dennis Lander, sagte am Mittwoch, die neue Kommission könne nicht davon ablenken, „dass im Falle des Kindesmissbrauchs am Homburger Uniklinikum schon sehr frühzeitig hingeschaut wurde und Warnungen ausgesprochen wurden, aber die Verantwortlichen in Klinikleitung, Politik und Staatsanwaltschaft völlig versagt“ hätten. Eine Kultur des Hinschauens müsste zuallererst bei diesen Verantwortlichen beginnen.

(ter)
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