Neues Show-Programm Arnold macht Zirkus – im Merziger Zeltpalast

Merzig · Winter- statt Sommertheater: Am 21. Dezember startet Zeltchef Joachim Arnold in Merzig erstmals eine Weihnachts-Circus-Show.

 Ob er diese völlig verdrehte Frau wieder hinkriegt? Der saarländische Zauberkünstler Maxim Maurice hat von 21. Dezember an bei der neuen Weihnachts-Circus-Show im Merziger Zeltpalast einiges zu tun.

Ob er diese völlig verdrehte Frau wieder hinkriegt? Der saarländische Zauberkünstler Maxim Maurice hat von 21. Dezember an bei der neuen Weihnachts-Circus-Show im Merziger Zeltpalast einiges zu tun.

Foto: Michael Demmer

Dass Joachim Arnold gern mal Zirkus macht, wissen Künstler, Zuschauer und wer auch immer sonst mit ihm zu tun hat natürlich. Und ohne Frage ist der Chef des Merziger Zeltpalastes auf dem Hochseil der freien Kulturmacher ein König. Schon wegen seiner stets furchtlosen Salti über der Veranstaltungsmanege. Ins Herz schließen aber muss man den 53-Jährigen, weil er nach jedem Absturz wieder aufsteht, weitermacht – und was Neues probiert.

Das Neue ist jetzt eine eigens für die Zeltarena kreierte Weihnachts-Circus-Show. „Der Tag, an dem Santa Claus keine Lust auf Weihnachten hatte...“ heißt sie. Und sie bietet jede Menge erstklassige Artistik, Zauberkunst und „einfach geile Mucke“, verspricht jedenfalls Arnold. Womit er sagen will, dass die Band, die bereits bei diversen Musicals in Merzig das Zelt zum Kochen brachte, auch dabei ist. Und die beiden Sängerinnen Henriette Schneider und Suzanne Dowaliby. Kurzum: Aus der bislang auf Musical und Oper spezialisierten Sommerbühne wird nun ein „kuschelig geheiztes“ Winter-Revuetheater.

Doch stopp mal! Varieté in fliegenden Bauten, wenn’s draußen fröstelt: Steigt Arnold jetzt etwa ins „Kunz“-Gewerbe ein? Schließlich macht Sternekoch Alexander Kunz in seinem Spiegelpalais in Saarbrücken, dem „Kunz-Theatre“, verdächtig ähnlich Klingendes. Und das seit Jahren. Bloß, dass dort auch noch ein aufwändiges Menü dazu kredenzt wird. Während es in Merzig gebrannte Mandeln, Bratwurst, Kakao und Glühwein geben wird – traditionelle Christkindelsmarkt-Fourage eben.

 Jetzt auch noch Zirkusdirektor: Kultur- Unternehmer  Joachim Arnold.

Jetzt auch noch Zirkusdirektor: Kultur- Unternehmer Joachim Arnold.

Foto: M&T/Benny Dutka

 „Nein, das soll keine Konkurrenz sein“, weist Arnold jedweden Plagiatsgedanken zurück. Er peile vielmehr zu „vertretbaren Preisen“ (17 bis 44 Euro) die gesamte Familie als Zielgruppe an. Darum werden auch zwei anderthalbstündige Shows pro Tag bereits am Nachmittag und frühen Abend (14.30 Uhr und 18 Uhr) gespielt. „Ich denke da an Familien, die sich in den Weihnachtsferien mal ein kunterbuntes Vergnügen gönnen wollen“, so der Chef von Musik & Theater Saar. Hochpreis-Kulinarik sei nicht sein Ding. Künstlerisch aber sieht er sich mit Kunz mindestens auf Augenhöhe. Biete er doch zum Teil international renommierte und preisgekrönte Artisten, aber auch Stars aus der Region wie den Magier Maxim Maurice, der „Großillusionen“ zeigen werde.  „Und bei uns sind die Artisten 17 Meter hoch oben unter Kuppel und nicht im Wohnzimmer“, schiebt Arnold nach. Er ist halt Chef eines Zelt-Palastes, Kunz’ Dinnershow laufe bloß in einem Palais.  

Der Weihnachts-Circus nun ist eine eigene Produktion von M & Theater Saar. Dazu hat Andreas Gergen, mittlerweile quasi der Hausregisseur in Merzig, sich eine Rahmenhandlung ausgedacht, in die Artisten und Sängerinnen ihre Nummern und Auftritte einbetten können. „Es geht um Santa Claus, dem der ganze Kommerz zu Weihnachten zuviel wird“, skizziert Arnold die Story von Santa im Jingle-Bells-Burnout. Doch weil die Kinder natürlich auf Geschenke warten, drehen Elfen, Rentiere und sonstiges Weihnachtsvolk mächtig auf, damit Santa wieder auf Touren kommt.

So einen Zirkus zur Winterszeit, hatte Arnold vor fast 20 Jahren schon im Sinn; die großen circensischen Weihnachtsspektakel  aus den Niederlanden beeindruckten ihn. Erst wollte er eine solche Produktion einkaufen. Doch warum nicht selber machen? Und mit dieser Idee erfüllt er offenbar auch seinem Publikum einen Wunsch. Über 1500 Karten seien schon weg für die 27 Vorstellungen, obwohl man noch nicht mal mit der Werbung richtig losgelegt habe.

  Olga Tsolga kommt ebenfalls nach Merzig.

Olga Tsolga kommt ebenfalls nach Merzig.

Foto: Ann-Kathrin Brocks/Musik & Theater Saar/Ann-Kathrin Brocks

Die Stars in der Wintermanege sind aber natürlich auch der Versuch, das Zelt neben den Opern- und Musical-Produktionen im Sommer ganzjährig zu bespielen. „Wir sind ja schon gut gebucht“, erklärt Joachim Arnold. 50 bis 60 Veranstaltungen pro Jahr habe man, von Firmenpräsentationen bis zu Großpartys, dazu die Auf- und Abbautage. Nur um den Jahreswechsel herum klaffte noch eine Lücke. In der Arnold jetzt Zirkus macht. Sollte der gut laufen, ist die Fortsetzung wahrscheinlich.

Gleichzeitig denkt der Veranstalter darüber nach, sein Sommerprogramm 2019 neu zu justieren. Vielleicht sogar mal mit einem Musikfestival statt einer Opern- oder Musical-Neuproduktion. Nichts Szenisches also, sondern Konzerte. Als Reaktion darauf, dass die aufwändige Inszenierung von „Entführung aus dem Serail“ (für die Arnold sogar den Schriftsteller Feridun Zaimoglu mit einer neuen Textgrundlage beauftragte) diesen Sommer keinen Volltreffer landete, will er das aber nicht verstanden wissen.

„‚Die Entführung’ lief „zufrieden bis gut“, meint er. 7000 Zuschauer kamen. Aus dem Veranstalter-Deutsch in Klartext übersetzt heißt das aber wohl: Die Produktion spielte lange nicht das ein, was der M&T-Chef kalkuliert hatte. „Die Hoffnung, dass das Publikum, das zu unseren Musicals kam, auch in die Oper kommt, hat sich nicht erfüllt“, bilanziert der Kulturmacher. Ohnehin schrumpfe die Zahl der Opernfreunde so unaufhörlich wie unwiederbringlich. Für den Mann, der vor vielen Jahren mal die kühne Idee hatte, auf dem Land im Sommer in einem alten Zirkuszelt Oper zu spielen, bedeutet das, einmal mehr neu zu denken. So plant er jetzt im Winter einen Zirkus. Wieder mal ein Salto auf dem Hochseil der Kulturmacher.

Weihnachts-Circus-Show im Merziger Zeltpalast: 21. Dezember bis 6. Januar. Vorstellungen: 14.30 Uhr und 18.30 Uhr.

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