Im Landkreis "regiert" erstmals eine Frau

Kreis Neunkirchen

Kreis Neunkirchen. Den Genossen im Ottweiler Landratsamt war bei der Bekanntgabe der ersten Ergebnisse der Landratswahl die Erleichterung deutlich anzumerken: Als aus Ottweiler, das bei der Auszählung der Stimmen unter den sieben Kreis-Kommunen die Nase vorne hatte, 65,8 Prozent für Cornelia Hoffmann-Bethscheider gemeldet wurden, lockerte sich die Stimmung im "Conny-Lager" sichtlich. Auch wenn die 42-jährige SPD-Landtagsabgeordnete und Erste Kreisbeigeordnete dank ihrer langjährigen politischen Erfahrung und ihres Bekanntheitsgrades als Favoritin gehandelt worden war, hatten weder sie noch ihre Unterstützer die Wahl im Vorfeld schon als "gewonnen" eingeschätzt. So lieferte die Uchtelfangerin einen hoch motivierten Wahlkampf mit ungezählten Auftritten ab. Dieses Engagement wurde nun mit einem satten Sieg belohnt. "Ich danke den Wählern für ihr großes Vertrauen; das ist ein sehr positives Ergebnis für die gesamte SPD", freute sich die rote Conny in einer ersten Stellungnahme. Thomas Thiel, der vor seiner Nominierung als CDU-Landratskandidat schwerpunktmäßig in Spiesen-Elversberg als kreativer Ortsvorsteher von Spiesen kommunalpolitisch "auffällig" geworden war, arbeitete in seinem Wahlkampf intensiv daran, die Marke "Thomas Thiel" einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Seine 40,5 Prozent sind vor diesem Hintergrund in der Tat ein "respektables Ergebnis", wie es der 39-Jährige selbst gegenüber der SZ ausdrückte. In seiner Heimatgemeinde Spiesen-Elversberg fuhr Thiel sein mit Abstand bestes Ergebnis ein. Hier lag er mit 64,2 Prozent der Stimmen ganz deutlich vor seiner Mitbewerberin. Der Referatsleiter im Saar-Finanzministerium zeigte sich am Wahlabend als fairer Verlierer, wie überhaupt der Wahlkampf beider Kandidaten von gegenseitigem Respekt geprägt war. Während die Gewinnerin heute schon wieder zur Tagesordnung mit einer Sitzung der Landtagsfraktion übergeht, wird Familie Thiel sich nun erst mal erholen. Mit Frau Marion und den beiden Kindern fährt der gewesene Kandidat in den Urlaub. Die Wahlbeteiligung fiel nicht so dünn aus, wie viele Beobachter der politischen Landschaft befürchtet hatten. Mit 35,4 Prozent der insgesamt rund 115 000 Wahlberechtigten lag sie auf dem Niveau der Landratswahl 2004 als Rudolf Hinsberger ganz knapp gegen die CDU-Bewerberin Gaby Schäfer in der Stichwahl gewann. Dennoch wertete es die designierte Landrätin als positiv, dass künftig die Landratswahlen mit den Kommunalwahlen vertaktet werden sollen, um das Bürger-Interesse zu steigern. Voraussichtlich im September 2019 werden Kommunal- und Landratswahl im Kreis Neunkirchen erstmals zusammen durchgeführt. Die neue Landrätin hat also gut acht Jahre Zeit, ihre Mehr-Miteinander-Ziele durchzusetzen. Denn "Mehr miteinander" war der dominierende Slogan ihrer Kampagne. "Das haben wir Illinger gut gemacht."Cilly Kartes, SPD-Gemeinderätin, angesichts der überdurchschnittlich hohen Wahlbeteiligung"Hallo Chefin!"So begrüßten Mitarbeter des Landratsamtes die Siegerin "Dieses Ergebnis kann man gelten lassen."Eugen Roth, stellvertretender SPD-Landesvorsitzender"Die Kandidatur hat Thomas Thiel enorm voran gebracht."Gaby Schäfer, CDU-KreisvorsitzendeMeinung

Conny kannnun loslegen

Von SZ-RedakteurinSolveig Lenz-Engel Die Würfel sind gefallen. Mit Cornelia Hoffmann-Bethscheider gibt es im Saarland nun nach Daniela Schlegel-Friedrich und Monika Bachmann (beide CDU) die dritte Frau in der Position einer Landrätin. Damit gibt es ein geschlechtermäßiges Patt in diesen kommunalen Spitzenämtern: Peter Gillo (SPD) führt (allerdings mit dem Titel Direktor versehen) den Regionalverband Saarbrücken, Udo Recktenwald (CDU) ist Landrat im Kreis St. Wendel und der Genosse Clemens Lindemann ist Verwaltungschef im Saarpfalzkreis. Eine so gestandene und landespolitisch erfahrene Frau wie Hoffmann-Bethscheider dürfte die Kraft haben, die Position der sechs Kreise im Saarland, die immer wieder mit der Zusammenlegungs- oder Auflösungs-Diskussion konfrontiert werden, zu stärken. Denn sie hat über Jahre bewiesen, dass sie nicht dazu neigt, sich in ihren Ämtern auszuruhen. Im Gegenteil: Cornelia Hoffmann-Bethscheider mischt sich ein, will handeln und gestalten. Was ihr im Landtag als Mitglied der Oposition naturgemäß schwer gemacht wurde. Nun ist sie Chefin, weiß auch im Kreistag eine Mehrheit hinter sich, die allerdings auf der Verbindung der SPD mit der Links-Partei gründet. Man darf gespannt sein, wie die rote Conny am 1. April loslegt. Die Erwartungen sind angesichts ihrer bisher sehr erfolgreichen Polit-Karriere hoch.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort