Im Land der bekanntesten Fagottisten

Saarbrücken. "Das Fagott war mein Notnagel", sagt Guilhaume Santana lachend. Denn als er ein Teenager war, entschied der Direktor des Konservatoriums seiner französischen Heimatstadt Toulouse kurzerhand, dass er die Geige in die Ecke zu legen und somit das Institut zu verlassen habe. Denn in Frankreich läuft die musikalische Ausbildung ein wenig anders als hierzulande

 Guilhaume Santana. Foto: DRP

Guilhaume Santana. Foto: DRP

Saarbrücken. "Das Fagott war mein Notnagel", sagt Guilhaume Santana lachend. Denn als er ein Teenager war, entschied der Direktor des Konservatoriums seiner französischen Heimatstadt Toulouse kurzerhand, dass er die Geige in die Ecke zu legen und somit das Institut zu verlassen habe. Denn in Frankreich läuft die musikalische Ausbildung ein wenig anders als hierzulande. Begabte Kinder, die den Sprung ins Konservatorium schaffen, müssen jährlich Prüfungen auf dem Instrument und in Theoriefächern ablegen. So wird eine enge Verzahnung zwischen Musikschulausbildung und Studium gewährleistet. Dabei hatte Guilhaume Santana sehr gerne Geige gespielt, um am Konservatorium bleiben zu dürfen, musste er sich jedoch nach einem anderen Instrument umschauen. "Groß war die Auswahl nicht, denn Vierzehnjährigen war es nur noch erlaubt, Fagott, Kontrabass oder Tuba zu lernen", erklärt er. Die Wahl fiel auf das tiefe Holzblasinstrument. Spaß hat es ihm von Beginn an gemacht, auch, weil er einen Lehrer hatte, der es verstand, die Schüler zu motivieren.

Nach dem Abitur zog es Santana zunächst für ein Jahr nach Paris, doch dann entschied er sich, sein Studium in Deutschland fortzusetzen. "Das war immer schon mein Traum, denn aus diesem Land kommen die bekanntesten Fagottisten", sagt er. Französische Fagottisten findet man in der Regel selten im deutschen Musikleben, was hauptsächlich daran liegt, dass unterschiedliche Instrumententypen gespielt werden, was sich nicht zuletzt auf die Klangvorstellung auswirkt. Santana hatte allerdings von Beginn an auf einem deutschen Fagottmodell gelernt. Über Düsseldorf kam er in die Eliteschmiede von Dag Jensen nach Hannover und erspielte sich schnell einen der begehrten Plätze in der Karajan-Akademie des Berliner Philharmonischen Orchesters.

Diese Fördermaßnahme öffnet die Karrieretüren ins internationale Musikleben, noch während seiner Akademiezeit heuerte Santana beim renommierten Mahler Chamber Orchestra an. "Das waren tolle musikalische Erfahrungen, doch dieses Ensemble ist ein Reiseorchester und ich lebte nur aus dem Koffer", erinnert er sich. Ihm gelang, zunächst über eine Aushilfsstelle, der nahlose Übergang in die Deutsche Radiophilharmonie (DRP). Das hohe Niveau des Klangkörpers machte es ihm leicht, zuzugreifen, als man ihm die Festanstellung anbot. Neben seiner Orchestertätigkeit macht er sich auch stark für den solistischen Einsatz des Fagottes. Das ist nämlich ein Stiefkind im Konzertbetrieb, was vornehmlich daran liegt, dass im romantischen Repertoire große Lücken klaffen und so die großen Komponistennamen wie Brahms oder Schumann im Kanon fehlen. Verantwortlich dafür sind viele Veränderungen an der Bauweise im 19. Jahrhundert, die das Fagott über ein paar Jahrzehnte lang eher störrisch denn virtuos machten.

"In der neueren französischen Musik kann das Fagottspiel hingegen zum Abenteuer werden", sagt Santana. So hat er sich für seinen Auftritt mit dem Collegium Instrumentale Saarbrücken das 1961 entstandene Konzert von Henri Tommasi ausgesucht. Ein musikalischer Leckerbissen, der es in sich hat und vom Solisten alles fordert. Für Santana eine tolle Gelegenheit, sein Können auch außerhalb des Orchesters unter Beweis zu stellen. Flankiert wird das Fagottkonzert von einer Mendelssohn-Sinfonie für Streichorchester und Musik vom Hofe des Sonnenkönigs. Die Leitung hat Markus Korselt. sad

Konzert am Sonntag, 14. November, 17 Uhr, im Konzertsaal der Hochschule für Musik Saar. Karten zum Preis von 9/6 Euro sind an der Konzertkasse erhältlich.

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