Im Kuhstall läuft nichts ohne den Roboter

Hirzweiler. Wenn der Druck im Euter zunimmt, trotten Idaho, Ida, Kentucky und Kamille zum Melkroboter des Waldhofes in Hirzweiler, wo zusätzlich noch eine Portion Kraftfutter als "Leckerli" wartet. Gemeint sind Milchkühe der Sorte Holsteiner Schwarzbunte. 160 davon hat Hofchef Frank Weber im Stall stehen

 Futterprobe: Waldhof-Geschäftsführer Frank Weber (vorne links) und Minister Christoph Hartmann begutachten das Rinderfutter, beobachtet von Firmen- und Ministeriumsvertretern. Fotos: Willi Hiegel

Futterprobe: Waldhof-Geschäftsführer Frank Weber (vorne links) und Minister Christoph Hartmann begutachten das Rinderfutter, beobachtet von Firmen- und Ministeriumsvertretern. Fotos: Willi Hiegel

Hirzweiler. Wenn der Druck im Euter zunimmt, trotten Idaho, Ida, Kentucky und Kamille zum Melkroboter des Waldhofes in Hirzweiler, wo zusätzlich noch eine Portion Kraftfutter als "Leckerli" wartet. Gemeint sind Milchkühe der Sorte Holsteiner Schwarzbunte. 160 davon hat Hofchef Frank Weber im Stall stehen. Alle kann er auseinanderhalten, sagt er, und jedem der schwarz-weißen Wiederkäuer hat er einen Namen gegeben - sei es der eines US-Bundesstaates, einer Weltmetropole oder einfach ein Mädchenname. Jede davon hat ihren eingespielten Rhythmus und lässt sich zwei bis drei Mal am Tag von einem ausgeklügelten technischen System melken, das 24 Stunden am Tag in Bereitschaft ist. Und die Kühe des Hirzweiler Hofes täglich um einige tausend Liter Milch "erleichtert".Die Melkroboter sind auch im Saarland auf dem Vormarsch und wie sich dieser technologische Fortschritt in der Landwirtschaft auswirkt, ließ sich gestern der saarländische Wirtschaftsminister Christoph Hartmann auf dem Waldhof erläutern. Dazu waren auch Vertreter des Rotterdamer Melkroboter-Herstellers Lely angereist, dessen Produkte Frank Weber benutzt. Ebenso Repräsentanten der Firma Festo, die in Rohrbach für Lely wichtige Komponenten für solche Roboter fertigt und montiert.

Immerhin rund 120 000 Euro kostet eine komfortable Version des High-Tech-Gerätes. Das dann "nicht nur Melkzeug ist", wie es Lely-Repräsentant Stefan Hartmann formuliert, sondern dem Bauer auch Tier- und Gesundheitsmanagement erlaubt. So werde beispielsweise nicht nur der Fett- und Eiweißgehalt der Milch gemessen, sondern auch die Temperatur und andere Faktoren von Tier und Milch, die Hinweise auf eine Erkrankung geben können. Einen zweiten wichtigen Aspekt erwähnt Lely-Kollege Willi Schleer: Ein Familienbetrieb wie die Webers hat mehr Chancen auf ein Privatleben, wenn er nicht mehr sklavisch an die festen Zeiten der "Handarbeit" gebunden ist.

Weil dem so ist, gibt das Wirtschaftsministerium aus dem Topf Agrar-Investitionsförderung 30 Prozent Zuschuss für technologische Neuerungen auf den saarländischen Höfen - insgesamt im Zyklus 2008 bis 2013 annähernd neun Millionen Euro. "Wenn wir unsere Landwirte wettbewerbsfähig halten wollen, müssen wir ihnen die Chance geben, zu investieren", so Minister Hartmann. Weiterer Aspekt: Von den Investitionen profitiert auch die Saar-Wirtschaft. Im Fall Festo habe der Melkroboter-Boom bereits zu Neueinstellungen geführt, so Firmenvertreter Stefan Schwerdtle.

Auf einen Blick

Der Waldhof in Hirzweiler wurde 1965 als Aussiedlerhof von Frank Webers Großvater und Vater gegründet. Geschäftsführer Frank Weber bewirtschaftet ihn heute zusammen mit Ehefrau Monique als Familienbetrieb. Der Hof hat neben der Viehwirtschaft 110 Hektar Grünland, auf 35 Hektar wird Mais, auf 20 Hektar Getreide angebaut. Der Ertrag wird ausschließlich im eigenen Betrieb verfüttert. 1980 wurde der erste Melkstand gebaut, bis 1992 wuchs der Bestand auf 70 Milchkühe. Um dem weiteren Wachstum gerecht zu werden, wurde dann 2008 mit einer 700 000-Euro-Investition der Stall erweitert und mit zwei Melkrobotern versehen. Neben 160 Milchkühen hat der Waldhof ebenfalls in Stallhaltung 140 weibliche Kühe zur Nachzucht. gth

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