Im Kino wird scharf geschossen

Saarbrücken. Eine grüne Wiese, Bäume, gelbe und blaue Rechtecke. Das zeigt die große Leinwand am Ende des 50 Meter langen Raumes. Moritz Rott soll auf die blauen Rechtecke zielen. Der 23-Jährige trägt Kopfhörer und Schutzbrille. Günter Schwarz steht neben ihm. "Waffe laden", ruft der Schießtrainer. Ein lautes Klacken. Moritz Rott schiebt ein Magazin in die Waffe und lädt durch

 Zielen und Abdrücken: Polizeischüler Moritz Rott in der Saarbrücker Polizei-Schießhalle. Foto: bub

Zielen und Abdrücken: Polizeischüler Moritz Rott in der Saarbrücker Polizei-Schießhalle. Foto: bub

Saarbrücken. Eine grüne Wiese, Bäume, gelbe und blaue Rechtecke. Das zeigt die große Leinwand am Ende des 50 Meter langen Raumes. Moritz Rott soll auf die blauen Rechtecke zielen. Der 23-Jährige trägt Kopfhörer und Schutzbrille. Günter Schwarz steht neben ihm. "Waffe laden", ruft der Schießtrainer. Ein lautes Klacken. Moritz Rott schiebt ein Magazin in die Waffe und lädt durch. Ein konzentrierter Blick. Anvisieren. Rott hebt die Waffe. Er drückt ab. Ein lauter Knall. Im blauen Rechteck an der Leinwand erscheint ein Einschussloch. Volltreffer. Noch ein Schuss - wieder getroffen. Schwarz nickt zufrieden. Sein Schüler schießt zum ersten Mal in seinem Leben. Rott absolviert seit August eine Ausbildung zum Polizisten.

Das, was der Polizei-Nachwuchs hier im Schießkino in Saarbrücken trainiert, soll er im Einsatz am besten nie anwenden. "Die saarländische Polizei ist sehr zurückhaltend im Gebrauch von Schusswaffen", sagt Landespolizeidirektor Paul Haben. Die Zahlen, die er vorlegt, entsprechen so gar nicht dem Klischee des schießwütigen Polizisten, das Hollywood-Filme vermitteln. In den vergangenen zehn Jahren haben saarländische Beamte nur neunmal auf Personen geschossen und gaben 13 Warnschüsse ab. "Die stärkste Waffe ist das gesprochene Wort", sagt Haben. An dieser Philosophie will er auch vor dem Hintergrund zunehmender Gewalt gegen Polizisten nicht rütteln.

Dennoch: Für den Fall der Fälle sollen die Beamten gerüstet sein. Im Schnitt gehen die saarländischen Polizisten auch nach der Ausbildung noch zweimal im Jahr auf Schießübungen. "Natürlich wäre noch mehr Training wünschenswert", sagt Haben. Doch: "Oft müssen Polizisten, die für Schießübungen vorgesehen sind, kurzfristig auf Einsätze."

Die räumlichen Kapazitäten sind jedenfalls vorhanden. Neben der modernen Schießhalle in Saarbrücken gibt es zwei ähnlich ausgestattete Übungsstätten in Merzig und Bexbach. Die Saar-Polizei beschäftigt neun hauptamtliche Schießtrainer. Selbst von Gewerkschaftsseite gibt es Lob für die Übungs-Bedingungen: "Wir haben im Saarland einen sehr hohen Trainingsstandard", sagt Hugo Müller, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). "Das Training ist sehr nahe an der Einsatz-Realität angelehnt." So gibt es neben einfachen Schießübungen auch das sogenannte Einsatz-Training. Dabei werden verschiedene Situationen simuliert, wobei jeweils die Entscheidung im Mittelpunkt steht, ob geschossen werden sollte oder nicht.

Grundsätzlich dürfen Polizisten nicht schießen, wenn Unbeteiligte gefährdet sind - außer zur Abwehr einer Lebensgefahr. Notwehr-Situationen sind auch der häufigste Grund für die Anwendung der Waffe. Sie darf zudem nur dann benutzt werden, wenn andere Zwangsmaßnahmen gegen Delinquenten keinen Erfolg versprechen - und auch dann nur unter bestimmten Voraussetzungen, die im saarländischen Polizeigesetz festgelegt sind.

Auch das lernen Moritz Rott und seine Kollegen in ihrem Schieß-Lehrgang zu Beginn der Polizeiausbildung. Der 23-Jährige hat seine heutige Übung beendet. Acht von zehn Schüssen waren Treffer. Nicht schlecht für den Anfang, findet sein Lehrer. Rott nimmt seinen Kopfhörer ab. Ganz zufrieden ist er nicht. Immerhin zwei Fehlschüsse. Ein wenig nervös war er schon vor seinem ersten Schießtag, gibt er zu. "Vor allem weil man mit der Waffe eine Menge anrichten kann." Sein Schießlehrer hört solche Worte gern. Sie zeugen von Respekt vor der Waffe.

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