Im Freien quakt's bald einheimisch

Neunkirchen. Während die Seelöwen von ihrem mit Eisschollen übersäten Wasser aus staunend zusehen, wie der gefrorene Wasserfall allmählich wieder schmilzt, wird an anderer Stelle im Zoo kräftig gearbeitet. Der Raffael, seines Zeichens Falkner, baggert. "Erst dachten wir, der Boden sei zu hart. Aber es geht ganz gut

 Kräftig gebaggert wurde jetzt neben der Zoohalle - hier entstehen zwei Außenterrarien. Foto: hi

Kräftig gebaggert wurde jetzt neben der Zoohalle - hier entstehen zwei Außenterrarien. Foto: hi

Neunkirchen. Während die Seelöwen von ihrem mit Eisschollen übersäten Wasser aus staunend zusehen, wie der gefrorene Wasserfall allmählich wieder schmilzt, wird an anderer Stelle im Zoo kräftig gearbeitet. Der Raffael, seines Zeichens Falkner, baggert. "Erst dachten wir, der Boden sei zu hart. Aber es geht ganz gut. Der Raffael, der kann's", freut sich Zoodirektor Norbert Fritsch gegenüber der SZ, dass die Arbeiten zügig weitergehen, auch wenn's friert und unter Null geht. Von gravierenden Auswirkungen der eisigen Temperaturen blieb man im Zoo weitgehend verschont. Trotzdem ist Fritsch froh "wenn's mit dem strengen Frost Tag und Nacht aufhört". Derweil sind zwei Tage fürs Baggern angesetzt, heute soll's fertig sein. Entstehen werden hier neben der Zoohalle zwei Freiland-Terrarien mit je etwa 25 Quadratmetern Fläche. Die bauen die Zoo-Mitarbeiter in Eigenregie, "gerade so, wie's von der Zeit her passt". Im Frühjahr aber, so hofft Fritsch, soll's fertig werden. Wo sich dann einheimische Amphibien tummeln, stand bis vor kurzem die Sandstein-Sonnenuhr. Die wird man nicht wieder aufbauen, den Sandstein anderweitig verwenden. Fritsch: "Da war sowieso der Zeiger ganz verbogen.", Offensichtlich hatten immer wieder Zoobesucher Probleme mit dem Ablesen der Zeit und versucht, die Uhr zu stellen. "Und mit der Zeitumstellung ist's dann auch nicht einfacher. Mittlerweile war sie eher nach dem Mond als nach der Sonne gegangen", lacht der promovierte Biologe herzlich über den eigenen Witz. Wenn die Freiland-Terrarien dann im Frühjahr bepflanzt und besetzt werden, soll auch der Ochsenfrosch dort heimisch werden, auch "wenn der nicht so ganz einheimisch ist". Die Freunde der Amphibien brauchen allerdings nicht so lange zu warten, bis sie beim Zoobesuch Neues entdecken können. Schon bald werden sie die "bizarren" Moosfrösche aus Nordvietnam bewundern können. Die Tiere sind bis Ende des Monats erstmal noch in einer Übergangsstation untergebracht, damit sie die bereits heimischen Zootiere nicht mit Parasiten oder sonstwas anstecken. Mit ihnen gibt es laut Fritsch jetzt neun Amphibien-Arten im Zoo. Ein neues Terrarieum wurde auch gebaut für weitere Spaltenschildkröten. Sie stammen aus dem Zoo in Antwerpen und wurden ursprünglich beschlagnahmt, als sie nach Belgien geschmuggelt werden sollten. "Da haben wir jetzt auch ein paar abbekommen." Möglich wurde der Bau dieses Terrrariums übrigens mit dem Geld, dass die Jagdpächtervereinigung wie alle Jahre spendet: 3000 Euro. Den Plan für das neue Zuhuse der Amphibien hat schon länger der Bexbacher Christoph Bernd entwickelt, wie Fritsch erzählt. Bereits letztes Jahr habe er kostenlos ein Konzept aufgestellt. Er wird auch künftig als wissenschaftlicher Berater zur Seite stehen. Die Vögel, die sich früher die Zoohalle mit Amphibien und Reptilien teilten, hat man im Übrigen an andere Zoos gegeben. "Da geht es denen jetzt besser, hier war es sowieso zu dunkel. Und Amphibien und Reptilien passen sowieso besser in dieser Dschungelwelt." Im Innern wird der Besucher künftig die Exoten sehen, in den Außen-Terrarien die einheimischen Arten. Der Zoo will das seine dafür tun, die Sympathie-Träger ("man denke an Kermit, Lurchi oder den Erdal-Frosch") zu schützen.

 Ein gefräßiger Bursche: der aus Nordamerika stammende Ochsenfrosch. Foto: dpa

Ein gefräßiger Bursche: der aus Nordamerika stammende Ochsenfrosch. Foto: dpa

HINTERGRUNDLaut Zoodirektor Norbert Fritsch gibt es weltweit 6300 Amphibienarten. Rund ein Drittel davon sei bereits akut bedroht, bald werde es die Hälfte sein. Gründe dafür liegen nach Fritsch im Lebensraumverlust, Klimawandel (extreme Temperaturen) und einem für die Tiere tödlichen Pilz, den der aus Afrika stammende Krallenfrosch verbreitet hat. ji

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