Im dunklen Tunnel war Platz für viele

St. Arnual. Eine Gittertür trennt die Straße vom Eingang zum Bunker in der Julius-Kiefer-Straße in St. Arnual. "Die Zwischentür muss sein, ansonsten wird eingebrochen", erzählt uns der 82-jährige Fred Rammel, Zeitzeuge und pensionierter Mitarbeiter des Amtes für Brand- und Zivilschutz. Von fünf Eingängen ist das Innere des Bunkers zu erreichen

 Besuch im Zivilschutzstollen: Hans-Joachim Ochs vom Amt für Zivilschutz (links) und Zeitzeuge Fred Rammel. Fotos: Becker&Bredel

Besuch im Zivilschutzstollen: Hans-Joachim Ochs vom Amt für Zivilschutz (links) und Zeitzeuge Fred Rammel. Fotos: Becker&Bredel

St. Arnual. Eine Gittertür trennt die Straße vom Eingang zum Bunker in der Julius-Kiefer-Straße in St. Arnual. "Die Zwischentür muss sein, ansonsten wird eingebrochen", erzählt uns der 82-jährige Fred Rammel, Zeitzeuge und pensionierter Mitarbeiter des Amtes für Brand- und Zivilschutz. Von fünf Eingängen ist das Innere des Bunkers zu erreichen. Leichtes Unbehagen macht sich breit in der dunklen Schleuse zwischen Straße und Bunker. Man sieht die Hand vor den Augen nicht, bis Zivilschützer Hans-Joachim Ochs für Licht sorgt. Ausgerüstet mit Taschenlampe und zwei Fachmännern geht es in Richtung Inneres.Ein langer Flur schlängelt sich durch den Berg, an den Seitenwänden sorgt schwaches Licht für ein wenig Orientierung. Dass der Tunnel nicht ganz gerade gebaut ist, hat seinen Grund, weiß Rammel. "Falls beim Bombenalarm doch mal eine Tür nicht geschlossen hätte, hätte sich die Druckwelle nicht so leicht durch die gesamte Anlage ausbreiten können." Die verwinkelte Bauweise und eingemauerte Kammern sollten sie abfangen. Links und rechts gehen alle drei, vier Meter solche Kammern ab. Jede Kammer entspricht einer Wohneinheit. So sollten Familien im Ernstfall zusammenbleiben können. "Klappstühle und Decken mussten sich die Leute selbst mitbringen. Im Bunker wurden nur Toiletten und Waschgelegenheiten gestellt", berichtet Rammel weiter.

Erst lange nach dem Krieg deponierte man Chemietoiletten im dafür vorgesehenen Bereich. Früher taten es auch Eimer. Im Bunker gibt es Frischwasser aus dem städtischen Wassernetz für etwa zehn Stunden. Die bunkereigene Filteranlage, betrieben durch einen eigenen Dieselmotor, sorgt noch länger für Frischluft. "Man kann maximal vierzehn Tage im Bunker bleiben. Das entspricht der Zeit, in der sich der gefährlichste Teil von radioaktiver Strahlung, beispielsweise bei einem Atomangriff, in der Luft abgebaut hat", weiß Rammel.

 Ein Schild weist den Weg im Bunker.

Ein Schild weist den Weg im Bunker.

Sofort nutzbar ist die Bunkeranlage unter dem Wackenberg heute noch, obwohl inzwischen keine größeren Wartungsarbeiten mehr gemacht werden. "Bis 2006 hat sich das THW um die Anlagen und die Wartung des Bunkers gekümmert. Seitdem machen wir vom Amt für Brand- und Zivilschutz nur noch regelmäßige Kontrollen, lassen die Maschinen mal kurz laufen oder wechseln Glühbirnen. Mehr wird nicht mehr gemacht." Das Geld fehle der Stadt, und der Bund habe damals kein Geld für einen weiteren Ausbau bewilligt. Ganz fertig ist die 2000 Quadratmeter große Bunkeranlage nie geworden. An vielen Ecken sieht man Kammern, die notdürftig mit Beton befüllt wurden. Zu Kriegszeiten sah es sowieso völlig anders aus. "Die Anlage entstand in drei Ausbaustufen. Erst bei der letzten in den neunziger Jahren wurden etwas "komfortablere" Details eingebaut. Während des Zweiten Weltkriegs gab es hier zum Beispiel keine richtige Lüftungsanlage", erinnert sich Rammel. Und er erinnert sich an eine weitere Sache: "Es war nicht so, als ob die Leute panische Angst gehabt hätten, wenn sie bei Luftangriffen in den Bunker kamen. Es war irgendwann normal, und viele richteten sich hier drinnen häuslich ein. Panik brach nur bei Überbelegung aus. Dann, wenn keiner mehr rein durfte."

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