Merzig. Auf der Bootsanlegestelle an der Saar in Merzig war ein roter Teppich ausgebreitet, klein aber fein. Zwei Sitze im Drachenboot waren mit goldenen Sitzkissen belegt, dazu begüßte die Mannschaft "Frauenpower" des Kanuclubs aus der Kreisstadt ihre Weltmeister Elisabeth Meharon-Rauch und Ditmar Hoffmann mit Spritzkerzen und Sekt. Zuvor wurden den erfolgreichen Sportlern noch die entsprechenden Kronen aufgesetzt. Danach wurden viele Hände geschüttelt, es wurde gratuliert und Küsschen verteilt. Dann bestiegen die beiden Weltmeister das Drachenboot: Der Alltag hatte sie wieder, Trainingsarbeit war angesagt, auch für Weltmeister gibt es kaum Zeit zum Ausruhen. Mit kräftigen Paddelschlägen wurde das Boot über die Saar getrieben. Bis vergangenen Sonntag fanden in Macau (China) die Club-Crew Weltmeisterschaften statt. Am anderen Ende der Welt starteten Elisabeth Meharon-Rauch (44) und Ditmar Hoffmann (56) mit weiteren 18 Mannschaftskollegen unter dem Namen "Team Uckermark". Im Vorjahr konnte sich das Team als Zweiter der deutschen Drachenbootmeisterschaften für die WM qualifizieren. In diesem Jahr setzten sie noch einen drauf: Die Renngemeinschaft erreichte in der Disziplin "Small Boat, Senior Mix" über die 200-Meter-Distanz als erstes die Ziellinie. Darüber hinaus nahm Elisabeth Meharon-Rauch auch im Rennen über 500 Meter mit der Mannschaft teil, belegte hier ebenfalls den ersten Platz und darf sich daher Doppelweltmeisterin nennen. "Das waren schon Tage, die unvergessen bleiben", schwärmte das Duo über die Wettbewerbe. "Mit 16 Jahren habe ich mit dem Kanusport angefangen und ihn mit viel Willen und Disziplin betrieben. Seit zehn Jahren fahre ich auch Drachenbootrennen", erzählte Hoffmann. Die Mühen und Entbehrungen haben sich gelohnt. Die Erfolge sprechen dafür. Seine Vereinskollegin widmet sich dem Drachenbootsport erst knapp die Hälfte dieser Zeit. In den Kreis der Elite-Drachenbootfahrer kommt man über Bewerbungen und gute Leitungen in entsprechenden Testfahrten mit dem Einer-Drachenboot (mit Ausleger). "Im Oktober beginnt die Grundlagenarbeit für die nächste Saison. Da wird Krafttraining gemacht und die Ausdauer trainiert. Es wird nicht nur gepaddelt, sondern auch mit Hanteln gearbeitet", erzählt Hoffmann. Dicke Oberarmmuskeln sind nicht gefragt, vielmehr eine gut trainierte Rückenmuskulatur. Dementsprechend zierlich ist auch das Aussehen von Elisabeth Meharon-Rauch. "Ich halte mich mit Tanzen und Aerobic beweglich", sagte die Doppelweltmeisterin. Zuvor fand beim Oberbürgermeister der Stadt Merzig, Alfons Lauer, ein Empfang statt. Hier trugen sich die beiden Weltmeister ins Goldene Buch der Kreisstadt ein, gaben mit viel Begeisterung ihre Erlebnisse preis und standen Rede und Antwort. "Nach dem Triathlon-Olympiasieger Jan Frodeno hat unsere Stadt jetzt auch zwei Weltmeister im Drachenbootsport zu bieten. Dies ist eine weitere Auszeichnung für die Sportstadt Merzig und im Besonderen für den Kanuclub, der seit vielen Jahren erfolgreiche Vereinsarbeit leistet. Das darf uns schon ein bisschen stolz machen", begrüßte der Oberbürgermeister die erfolgreichen Sportler und gratulierte mit einer Uhr der Stadt Merzig sowie einem Gutschein für das Bad, wo sich die erfolgreichen Sportler von ihren Strapazen erholen können. "Dieser Erfolg tut dem Verein gut, gibt ihm sicherlich einen weiteren Schub nach vorne und ist Anreiz und Verpflichtung zugleich, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzumachen", betonte der Vorsitzende Volker Weber.

AUF EINEN BLICKDer Kanu-Club Merzig, 1929 gegründet, zählt rund 300 Mitglieder, wovon derzeit ein Drittel Kinder und Jugendliche sind. Seit rund zehn Jahren wird neben den ursprünglichen Sportarten wie Kanu-Wandern, Wildwasserfahren und Kanu-Slalom mit wachsendem Erfolg auch Drachenbootsport angeboten. Auch hier hat der Verein Erfolge aufzuweisen: Zweiter Platz bei den deutschen Meisterschaften mit dem Damen-Drachenboot 2008. Hierin saß auch Elisabeth Meharon-Rauch. Ditmar Hoffmann ist sechsfacher deutscher Meister, zudem Mitglied der deutschen Drachenboot-Nationalmannschaft, die bei der Europameisterschaft den dritten Platz belegte. Außerdem kann Hoffmann auf eine Olympianominierung zurückblicken. eb