"Ich wollte nicht das Heimchen am Herd sein"

Dillingen. Frauen starten im Beruf durch, machen Karriere, engagieren sich in der Gesellschaft, Kultur und Politik. Dass sie das dürfen, war nicht immer selbstverständlich. "Und der Glaube, dass einmal Erreichtes für immer festgeschrieben ist, ist ein Irrglaube", sagt Erika Ternes, 68, mit Blick auf den Internationalen Frauentag, der heute auf dem Kalender steht

 Frauen müssen für ihre Rechte kämpfen, sagt Erika Ternes. Foto: hth

Frauen müssen für ihre Rechte kämpfen, sagt Erika Ternes. Foto: hth

Dillingen. Frauen starten im Beruf durch, machen Karriere, engagieren sich in der Gesellschaft, Kultur und Politik. Dass sie das dürfen, war nicht immer selbstverständlich. "Und der Glaube, dass einmal Erreichtes für immer festgeschrieben ist, ist ein Irrglaube", sagt Erika Ternes, 68, mit Blick auf den Internationalen Frauentag, der heute auf dem Kalender steht. Die SPD-Politikerin ist Mitbegründerin des Frauenhauses Saarlouis, der Dillinger Initiative Frauen und Arbeit (Difa) sowie des Kulturtreffs Farbklang in Dillingen.

"Ich war nie jemand, der sich laut polternd in Szene setzte, sondern versuchte, mit Diplomatie zu handeln. Ich glaube, nur so war der Weg, den ich gegangen bin, möglich", sagt Ternes. Als jüngstes von neun Kindern 1941 in Hemmersdorf geboren, habe sie im eigenen Zuhause schon früh erkennen müssen, dass Mädchen und Jungs unterschiedlich behandelt werden. "Mädchen haben zwar gearbeitet, aber Jungs haben etwas geleistet", sagt Ternes. Auch in ihrem Umfeld habe sie Ungleichbehandlungen miterlebt, habe miterlebt, wie Frauen wenig akzeptiert, in der Ehe nicht respektiert wurden, gar Gewalt erfahren mussten.

Sie selbst versuchte zunächst der klassischen "Frauenrolle" gerecht zu werden, merkte jedoch, dass sie sich darin nicht wohl fühlte. "Ich wollte nicht das Heimchen am Herd sein", sagt Ternes. Sie machte eine Ausbildung als Einzelhandelskauffrau, arbeitete später als Einsatzleiterin für den mobilen sozialen Hilfsdienst der Arbeiterwohlfahrt in Saarlouis.

Frauen in Arbeit zu bringen, das war ihr immer ein großes Anliegen. Eine Etage über den Räumen des Kulturvereins "Farbklang", der 1993 gegründet wurde, ist ein weiteres Projekt beheimatet, das Ternes mit der Difa auf den Weg gebracht hat: "Kostüme & Co", ein Qualifizierungs- und Beschäftigungsprojekt für Frauen, die wieder im Berufsleben Fuß fassen wollen.

Ternes ist aber auch politisch aktiv. Seit 1979 ist sie Mitglied der SPD, engagierte sich in der Partei für die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, ist im Vorstand des Dillinger Ortsverbands "Überm Berg", war von 1990 bis 2004 im Landtag. Ternes fordert junge Frauen auf, sich zu engagieren, um ihre Interessen und Rechte durchzusetzen - beruflich, politisch und gesellschaftlich. Vieles, was Frauen erkämpft hätten, reiche nicht aus.

Hintergrund

Der erste Internationale Frauentag in Deutschland wurde 1911 begangen. Der 8. März gilt als Tag der Solidarität für gleiche und bessere Arbeits- und Lebensbedingungen von Frauen. Er dokumentiert zugleich ein Stück Geschichte im Kampf um soziale und politische Gleichberechtigung. Entwickelt hat sich der Frauentag aus der sozialistisch orientierten Arbeiterschaft in Amerika. In der Republik Russland ist der 8. März bis heute ein gesetzlicher Feiertag. hth

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