"Ich wollte keine Mannequins"

Riegelsberg. Ab Sonntag stellt die Künstlerin Gertrud Weber in der Riegelsberger Rathausgalerie ihre Tonskulpturen aus. Wir haben ihr beim Aufbau über die Schulter geblickt und uns ein wenig in ihre Arbeit einführen lassen. In der lichtdurchfluteten Galerie stehen bereits viele Skulpturen, die meisten davon stellen Frauen oder Familienbeziehungen dar

 Gertrud Weber bereitet ihre Ausstellung im Riegelsberger Rathaus vor. Foto: Becker&Bredel

Gertrud Weber bereitet ihre Ausstellung im Riegelsberger Rathaus vor. Foto: Becker&Bredel

Riegelsberg. Ab Sonntag stellt die Künstlerin Gertrud Weber in der Riegelsberger Rathausgalerie ihre Tonskulpturen aus. Wir haben ihr beim Aufbau über die Schulter geblickt und uns ein wenig in ihre Arbeit einführen lassen. In der lichtdurchfluteten Galerie stehen bereits viele Skulpturen, die meisten davon stellen Frauen oder Familienbeziehungen dar. Alle vermitteln einen geerdeten und oft auf beruhigende Weise natürlichen Eindruck. Weber: "Ich wollte keine Mannequins erschaffen, meine Skulpturen bilden richtige Frauen ab." Meistens arbeite sie in ihrer kleinen Werkstatt zu Hause in Saarbrücken am späten Nachmittag, dann weiß sie in der Regel nur, was beim Arbeiten entstehen soll, aber in der Regel nicht, wie das geschehen soll. "Ich fertige keine Skizzen oder ähnliches an, ich lasse die Figur als solche von innen heraus, Zentimeter für Zentimeter entstehen", so die Künstlerin im Gespräch mit der SZ. Benannt werden vor allem die Frauenskulpturen im Nachhinein, oft werde ihr dann erst bewusst, aus welcher Stimmung heraus das Kunstwerk entstanden sei und was es zum Ausdruck bringt. So tragen die Werke dann auch bezeichnende Namen wie "Die Nachdenkliche", "Die Lauschende" oder "Hommage an Picasso". Letztgenannte entstand nach einem Besuch der Picasso-Ausstellung im Saarland Museum vor zwei Jahren. In hellen Lilatönen gehalten und mit einem typischen doppelten Picassokopf versehen ist die Inspirationsquelle klar zu erkennen. Neben diesem Highlight ernennt Weber zwei weitere persönliche Lieblinge für die Ausstellung. Da wäre zum einen eine Skulptur, über deren Namen sich die Kunsttherapeutin noch nicht sicher ist. Nach ihrer Herstellung ging sie zu Bruch und stellt nun statt einem stehenden Frauentorso eine liegende Frau in fließenden Formen dar, die entspannte Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt. Als zweites nennt Gertrud Weber ihre Installation. Auf Sand stehen verschieden große Kopffüßler, die fremdartig anmuten, aber natürliche Urformen zeigen sollen. Und als einen weiteren Höhepunkt sollte man die feingliedrige, kathedralenartige Skulptur nennen, die aus etwa zwölf Kilo Ton, der in viele kleine Wülste gerollt wurde, entstand und in mehreren Schichten zu einem andächtigen Gesamtwerk werden konnte. Die mannigfaltigen Farben der Skulpturen bestehen in diesen Fällen nicht aus Glasuren, sondern sind durch verschiedene Brenntechniken entstanden, zum Beispiel in Fässern, bei denen mit verschiedenen Oxyden und Sulfaten gearbeitet wurde. Man kann viel über die Kunst und ihre Wirkung schreiben, doch am Ende muss man sie erleben. So sollte es nahe liegen, die Vernissage zur Ausstellung "Frauen - Ansichten" am Sonntagabend, 29. August, um 18 Uhr in der Riegelsberger Rathausgalerie zu besuchen. Die Laudatio wird der Kunsthistoriker Martin König halten und die Formation Zartbesaitet wird die Veranstaltung musikalisch abrunden. Nach der Eröffnung ist die Ausstellung bis zum 30. September montags bis freitags von 7 Uhr bis 12.30 Uhr und montags bis donnerstags zusätzlich von 13.30 Uhr bis 16.15 Uhr geöffnet. Am 5. September, wenn in Riegelsberg der Herbstmarkt stattfindet, besteht am späten Vormittag bis in den Nachmittag hinein die Möglichkeit, sich mit der Künstlerin in der Galerie zu unterhalten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort