"Ich wollte einfach nur dabei sein"

Marpingen. "Ich bin eine Spätberufene", sagt Rita Schreier von der Marpinger Rheinstraße und lacht, als sie auf die Feuerwehr angesprochen wurde. "Erst 1997 bin ich eingetreten, war also nie in der Jugendwehr." Dennoch hat sie es zu etwas gebracht: Sie ist in Marpingen Löschbezirksführerin, eine von zweien, die es im Saarland gibt

Marpingen. "Ich bin eine Spätberufene", sagt Rita Schreier von der Marpinger Rheinstraße und lacht, als sie auf die Feuerwehr angesprochen wurde. "Erst 1997 bin ich eingetreten, war also nie in der Jugendwehr." Dennoch hat sie es zu etwas gebracht: Sie ist in Marpingen Löschbezirksführerin, eine von zweien, die es im Saarland gibt. Lange ist die Zeit vorbei, dass die Feuerwehr eine Männerdomäne war. Im Zeitalter der Gleichberechtigung stehen die Feuerwehrfrauen ebenbürtig neben den Feuerwehrmännern. Beileibe laufen die Frauen in den Wehren nicht einfach nur so mit. Sie tun ihren Dienst gleichwertig und stehen bei Einsätzen zu 100 Prozent ihren "Mann". Frauen haben sich bei der Feuerwehr Ansehen erworben. Viele von ihnen sind auf dem Treppchen der Erfahrungen und des Wissens nach oben gestiegen und werden genauso wie ihre männlichen Kollegen regelmäßig befördert.Eine dieser Aufsteigerinnen ist die 44-jährige Rita Schreier. "Mein Mann war in der Gehweiler Feuerwehr, mein Vater in der Marpinger Wehr, mein Schwiegervater sogar 60 Jahre lang in Gehweiler dabei", erzählte die Rheinsträßerin. Neun Jahre nach ihrer Hochzeit entschied sie sich, ihrem Mann Jürgen dorthin zu folgen, wo er schon einige Jahre war: zur Marpinger Feuerwehr. Sie fing als einfache Feuerwehrfrau an, wurde später Oberfeuerwehrfrau, Löschmeisterin und Oberlöschmeisterin. "Das Amt der Löschbezirksführerin habe ich nie angestrebt. Ich wollte einfach nur dabei sein, Verantwortung tragen und den Menschen in Not helfen." Das habe ihr im Laufe der Zeit soviel Freude bereitet, dass sie Lehrgänge besuchte und die ihr angebotenen Förderungen gerne annahm. Dann kam das Jahr 2008. Löschbezirksführer Martin Geßner schied aus dem Amt aus. Rita Schreier hatte sich zwischenzeitlich damit befreundet, vielleicht sein Nachfolger zu werden, "wenn die Wehr mich möchte und mich wählt". So kam es dann. Die Oberlöschmeisterin wurde Löschbezirksführerin und zur Brandmeisterin befördert. Mit Patrick Mascioni bekam sie einen fähigen Stellvertreter. Von dieser Zeit an musste Rita Schreier noch sorgfältiger mit der ihr zur Verfügung stehenden Freizeit umgehen. Neben ihrem geringfügigen Job ist sie noch in der Katholischen Frauengemeinschaft tätig und macht Handballtrainerin bei den Minis der DJK. Neue Aufgaben kamen hinzu. Jetzt muss sie die Übungen vorbereiten und viele schriftliche Arbeiten erledigen. Das Betreuen der Wehrleute nimmt einen breiten Raum ein. Im vergangenen Jahr gab es 45 Einsätze der Wehr, darunter 26 technische Hilfen. Darüber hinaus hat sich Rita Schreier auch Ziele gesetzt. Sie will die Zusammenarbeit und Kameradschaft fördern, die Brandschutzerziehung im Kindergarten intensivieren und ihn bei den Kindern der Grundschule neu angehen. Auch Werbemaßnahmen plant sie, damit die Zahl der Aktiven (derzeit 39) und die der Jugend (25) gesteigert werden kann.Beruf, Familie, Vereinsämter und Feuerwehr - ist das unter einen Hut zu bringen? "Ich habe mein neues Amt vorher mit der Familie abgestimmt", sagte die Marpingerin. "Und es funktioniert." Vielleicht deshalb, weil auch die beiden Töchter Stefanie (18) und Melanie (15) in der Wehr sind. Hat die Brandmeisterin die Uniform angezogen, dann herrschen, was die Familie betrifft, andere "Befehlsverhältnisse". Schwierigkeiten habe sie damit aber nicht, versicherte Rita Schreier.

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