"Ich will die Million vollmachen"1 724 500 Kilometer und immer noch fitWer hat den ältesten Kalender?

Wadgassen. Charakterautos haben Namen. Nicht bloß eine Typenbezeichnung oder Seriennummer, sondern einen Namen. Das Auto von Barbara Stiefenhofer und Horst Rosnati heißt JJ (gesprochen: englisch "Jay-Jay"), benannt nach ihrem guten Freund Jean-Jacques. Charakter hat es, weil es für das Paar stets ein Symbol für den Freund war

 Barbara Stiefenhofer mit ihrem treuen Auto. Fotos: Jenny Kaltenbrunner

Barbara Stiefenhofer mit ihrem treuen Auto. Fotos: Jenny Kaltenbrunner

Wadgassen. Charakterautos haben Namen. Nicht bloß eine Typenbezeichnung oder Seriennummer, sondern einen Namen. Das Auto von Barbara Stiefenhofer und Horst Rosnati heißt JJ (gesprochen: englisch "Jay-Jay"), benannt nach ihrem guten Freund Jean-Jacques. Charakter hat es, weil es für das Paar stets ein Symbol für den Freund war. Und weil es bereits 929 800 Kilometer weit durch Europa gefahren ist. Dieser Kilometerstand ist Rekord unter den Pkw im Kreis Saarlouis.Weißer Lack, nachtblaue Ledersitze. Ein edles Teil, der alte Mercedes Benz SL 420 Cabriolet, Modell R 107. Und doch ein Gebrauchsgegenstand, kein Museumsauto, wie Barbara Stiefenhofer betont. "Unser Freund Jean-Jacques hatte das Auto 1987 von seiner Frau geschenkt bekommen", sagt die 49-Jährige. Der deutsch-französische Unternehmer hatte das Auto als Firmenwagen benutzt und war damit in ganz Frankreich unterwegs. Nach sieben Jahren hatte das Auto schon eine halbe Million Kilometer auf dem Buckel.

Der Deutsch-Franzose hatte lange im Saarland gelebt, in Frankreich ein Unternehmen gegründet und sich vor zehn Jahren für den Ruhestand auf die Insel Mallorca zurückgezogen. Der weiße Mercedes hatte ihn auf jeder dieser Stationen begleitet. Weil JJs Namensgeber schwer erkrankt ist, hat er sein Auto an seine Freunde aus dem Saarland weitergegeben.

Seit Ende 2009 ist JJ in Wadgassen. Die 1200 Kilometer von Barcelona bis ins Saarland und zurück ist Jean-Jacques selbst einige Male gefahren, mit der Fähre ging es dann von Barcelona bis nach Palma oder umgekehrt. "In Deutschland sind wir mit dem grün-gelben spanischen Kennzeichen unzählige Male von der Polizei angehalten worden", erzählt Barbara Stiefenhofer und lacht, "damit konnte kein Polizist hier etwas anfangen". Inzwischen hat JJ ein deutsches Nummernschild, mit seinem Namen und Jean-Jacques' Jahrgang 41.

Das Auto kommt also ursprünglich aus dem Saarland, war dann in Frankreich, danach auf dem spanischen Festland und auf Mallorca unterwegs und ist jetzt wieder zurück zu Hause. JJs Weltenbummlerei hat dabei ihre Spuren hinterlassen: Ein neuer Motor war nötig, das Automatikgetriebe wurde getauscht, es gibt ein neues Verdeck, Dichtungen wurden erneuert, Felgen aufbereitet. "So ein altes Auto ist eben ein Fass ohne Boden", sagt Horst Rosnati.

Im nachtblauen Ledersitz sitzt man wie im Wohnzimmersessel, das Verdeck abzuheben ist dagegen nicht ganz so bequem. Es gibt keinen Airbag, das Lenkrad schlackert, der Blinker klackert. JJ ist eben ein Liebhaberauto. Seine neuen Besitzer haben die weiße Schönheit auch schon zweimal als Hochzeitsauto an Familie und Bekannte verliehen.

"Wir pflegen das Auto, schonen es aber nicht übermäßig. Es ist schließlich ein altes Auto und kein wertvoller Wagen mehr", sagt Horst Rosnati. Dazu ist die Kilometerzahl dann doch inzwischen zu groß. Für seine Besitzer macht aber gerade das JJs Charme aus. "Ich will die 999 999 auf dem Kilometerzähler sehen und die Million noch vollmachen", sagt Horst Rosnati. "Und wenn's wieder auf Null umspringt!"Rehlingen. 500 PS? Standard für einen Lkw. 45 Liter Spritverbrauch? Geschenkt. 14,6 Tonnen Eigengewicht? Schwer, aber normal für dieses Modell. 1 724 500 Kilometer? Das ist unglaublich, selbst für einen Lastkraftwagen, und Rekord im Kreis Saarlouis. Alois Krotten aus Rehlingen fährt einen MAN 26.502 - seit 19 Jahren.

"Ich habe den Lastwagen 1992, als junger Unternehmer mit 30 Jahren neu gekauft", sagt Alois Krotten. "Das Auto ist bestellt worden, als mein Sohn geboren wurde, der jetzt gerade den Führerschein für so einen Lkw macht." Ursprünglich war der Lastwagen im Fernverkehr unterwegs, fuhr häufig die 460 Kilometer zwischen München und dem Saarland hin und her. Damals hatte Krotten ein Unternehmen in München. Nach acht Jahren war schon die Million auf dem Kilometerzähler erreicht. Heute ist Alois Krotten täglich auf Baustellen im Saarland, in Rheinland-Pfalz, in Luxemburg und Ostfrankreich unterwegs.

Eine eierlegende Wollmilchsau nennt er seinen Lkw, mit ihm kann er verschiedene Wechselbehälter befördern, Abfall abtransportieren, ein Gerüst niederlegen, Container abholen, Silos aufstellen. Und nach all den Kilometern und der Arbeit ist der Lastwagen immer noch fit? "Na klar!", sagt der Stuckateur. Na gut, inzwischen wurden natürlich die Bremsen überholt und es gab eine neue Kupplung. "Aber sonst war nichts", sagt Krotten, "da drin schnurrt noch immer der erste Motor!"

Alois Krotten ist selbst beeindruckt von seinem alten Diener, wie er sagt. "Ich hätte im Traum nicht gedacht, dass der so lange mitmacht!" Auch die Kontrolleure des TÜV bewundern Krottens altes Gefährt. Ein Lastkraftwagen muss gleich zweimal im Jahr zum TÜV. "Der Prüfer tritt jedes Mal mit dem Fuß dagegen und sagt: 'Mensch, der ist ja immer noch stabil!'" Krotten lacht. "Aber ich hege und pflege den Alten ja auch gut." Regelmäßig wird jedes einzelne sich drehende Gelenk von Hand mit Schmierfett abgeschmiert. "Wer gut schmiert, der gut fährt", so heißt es, und Krottens Lkw fährt täglich. "Jeden Tag wird eine neue Baustelle fertig, dann werden Gerüste und Container abtransportiert. Und jeden Tag wird eine neue Baustelle eingerichtet, mit Silo und neuen Gerüsten", sagt Alois Krotten.

Dem Lkw sieht man sein Alter gar nicht an. Bei den nachfolgenden Generationen wurde fast ausschließlich die Technik überholt, an der Form dagegen kaum etwas verändert. Für die damalige Zeit war Krottens Lkw bereits top ausgestattet, mit Klimaanlage, Standheizung, elektrischen und beheizbaren Spiegeln, Kühlschrank, luftgefedertem und beheizbarem Sitz und zwei Betten. "Das ist heute alles Standard", sagt Krotten. Aber: "Die neuen Lastwagen haben nicht mehr annährend so eine Lebensdauer wie die Alten. Die sind heute so mit Elektronik überspickt, dass sie lange nicht mehr so zuverlässig sind wie dieser alte Schinken hier. An dem geht alles noch schön mechanisch", sagt Krotten. Einen neuen Lkw wird es mit ihm als Geschäftsführer jedenfalls nicht geben.Kreis Saarlouis. Die SZ sucht alle 14 Tage außergewöhnliche Rekordhalter. In unserer Serie "Kreisrekord" stellen wir ausgefallene Höchstmarken aus dem Kreis Saarlouis vor. Jetzt suchen wir den ältesten Kalender: Ob selbst gekauft oder ererbt, ob mit Blumen, Pin-ups oder Bauernregeln, wenn Sie an Ihrer Wand oder im Keller den ältesten Kalender im Landkreis hängen haben, melden Sie sich! Meldeschluss ist Sonntag, 31. Juli. Den Gewinner stellen wir in der darauf folgenden Woche in Wort und Bild vor. Sie erreichen uns über Post, Email und über Telefon. nic

 Alois Krotten hat seinen Rekord-Lkw seit 19 Jahren.

Alois Krotten hat seinen Rekord-Lkw seit 19 Jahren.

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