"Ich vermisse die Grün-Weiße Nacht"

Berlin. Es gibt so viele kulturelle Events in der deutschen Hauptstadt - das weiß er zu schätzen. Aber es gibt keine Grün-Weiße Nacht. Die gibt es nur in Oppen, und Thomas Beckinger vermisst sie jedes Jahr. Vor allem an Fastnacht denkt der Oppener, der seit 21 Jahren in der Spree-Metropole lebt, gern an seine Heimat zurück. Trotzdem: "Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden hier

 Glückliche Familie in Berlin: Thomas Beckinger aus Oppen mit Tochter Silje und Ehefrau Rositha (von links). Foto: Thomas Beckinger

Glückliche Familie in Berlin: Thomas Beckinger aus Oppen mit Tochter Silje und Ehefrau Rositha (von links). Foto: Thomas Beckinger

Berlin. Es gibt so viele kulturelle Events in der deutschen Hauptstadt - das weiß er zu schätzen. Aber es gibt keine Grün-Weiße Nacht. Die gibt es nur in Oppen, und Thomas Beckinger vermisst sie jedes Jahr. Vor allem an Fastnacht denkt der Oppener, der seit 21 Jahren in der Spree-Metropole lebt, gern an seine Heimat zurück. Trotzdem: "Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden hier." Und das hat gleich mehrere Gründe.In der Hauptstadt fand der Auswanderer die Liebe seines Lebens. "Ich habe meine jetzige Frau Rositha in Berlin kennengelernt", erzählt der 51-Jährige. 1995 habe er mit seiner "Traumfrau" den wohl schönsten Moment seines "Exils" erlebt, fügt er hinzu: "Das war die Geburt unserer Tochter Silje." Auch beruflich hat sich für den Familienvater in Berlin einiges verändert - und gelohnt. Thomas Beckinger hat sich ein Geschäft aufgebaut; der "Autobedarf Thomas Beckinger" ist auf Reifen spezialisiert.

Daheim im Saarland war der Kfz-Meister bei der Dillinger Hütte beschäftigt, mit dem Umzug nach Berlin musste er umrüsten. "Das lag auch einfach daran, dass es in Berlin keine Stahlverarbeitung gibt. Ich habe hier erst in meinem erlernten Beruf eine Anstellung gefunden. Und später habe ich mich selbstständig gemacht."

Sein Großstadt-Leben unterscheide sich "schon erheblich" von seiner Vergangenheit im Saarland. Von der ländlichen Idylle in die Weltstadt zu ziehen, sei ihm trotzdem nicht schwer gefallen. Schließlich habe er sich ja bewusst dafür entschieden, damals, im März 1990, als Beckinger zum ersten Mal nach Berlin reiste. "Ich unternahm mit Freunden eine Wochenendfahrt nach Berlin. Dort wollten wir die Stadt mit der nun offenen Mauer endlich mal live sehen."

Was er sah, gefiel ihm, und das ist bis heute so - meistens. "Mir gefällt es in Berlin mal sehr gut, mal nicht so gut." Aber die positiven Seiten überwiegen. "Ich würde mich jederzeit wieder für diesen Lebensweg entscheiden. Das liegt aber sicher auch daran, dass ich in Berlin die Frau meines Lebens gefunden habe." Hätte er sie im Saarland gefunden, sagt er, wäre er daheim geblieben.

In Oppen fühlt sich Thomas Beckinger immer noch zuhause - auch daher fehlt ihm die Heimat manchmal sehr. "Ich war in Oppen im Fußballverein, im Tennisverein, in der Feuerwehr. In Berlin bin ich in keinem Verein mehr. Das Vereinsleben fehlt mir." Auch das saarländische Essen um Lyoner und Fleischkäse und "ein anständiges Bier" fehle in der Hauptstadt. Ganz verzichten muss der Wahl-Berliner darauf aber nicht, denn er kommt zuweilen nach Hause und hält engen Kontakt zu Freunden und Familie. Und ein bisschen Saarland findet er sogar in Berlin. "Es gibt hier monatlich ein Saarlandtreffen. Wir erhalten auch ab und zu Einladungen der Saarländischen Vertretung beim Bund in Berlin. Dort treffen wir dann auch viele 'Exil'-Saarländer."

Was aber selbst die saarländischsten Exilanten in Berlin nicht nachahmen können, sei die Oppener Fastnacht, bedauert Thomas Beckinger. "Ich vermisse die Grün-Weiße-Nacht. Für mich ist die Veranstaltung halt etwas ganz Besonderes. In den letzten Jahren konnte ich leider selten teilnehmen, da unsere Tochter zur Schule geht und an Fastnacht keine Ferien in Berlin sind." Aber vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr. Echte Fastnachter denken schließlich immer positiv - auch wenn sie in Berlin leben.

> Wird fortgesetzt.

Auf einen Blick

"Exilanten" gesucht: Die Serie "Merzig-Waderner im Exil" lebt von der saarländischen Methode "Ich kenne einen, der einen kennt". Die SZ bittet ihre Leser um Mithilfe: Haben Sie Freunde, Bekannte oder Familienangehörige, die aus dem Landkreis Merzig-Wadern in die Welt gezogen sind? Dann melden Sie sich in der SZ-Lokalredaktion in Merzig und geben Sie uns einen Tipp! Wir nehmen dann Kontakt auf. kes

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