„Ich möchte gern auf der Bühne sterben“

Saarbrücken · Klaus-Dieter Hofmann ist ein alter Hase der freien Szene. Jetzt stemmt der Schauspieler mit „Lass Dir bloß die Nase ändern!“ einen Abend über Otto Reutter. Premiere ist am 30. September.

 Klaus-Dieter Hofmann probt für den Reutter-Abend.Foto: Oliver Dietze

Klaus-Dieter Hofmann probt für den Reutter-Abend.Foto: Oliver Dietze

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"Man ist in der freien Szene ja immer auf der Suche", erzählt Klaus-Dieter Hofmann. "Nach etwas, das mit möglichst wenig Aufwand realisierbar ist." Und weil er seit Jörg Menke-Peitzmeyers "Manndecker" Solo-erfahren ist und seit Jahren Peter Frankenfelds Lied vom "Überzieher" nicht aus dem Kopf kriegt, stemmt der Schauspieler nun mit "Lass Dir bloß die Nase ändern!" einen Abend über Otto Reutter - von dem stammt der Überzieher nämlich. Das Programm über Reutter und seine unvergesslichen Couplets dagegen stammt von den beiden Leipziger Kabarettisten Martin Verges (Buch) und Karsten Wolf (Musik) und hat am Montag, 30. September, im Theater im Viertel (TiV) Premiere.

Als Pianist mit von der Partie ist Helmut Hofmann, mit Klaus-Dieter Hofmann weder verwandt noch verschwägert: Helmut Hofmann ist Musikschullehrer, aus der freien Szene nicht mehr wegzudenken und Bruder von Hans-Joachim Hofmann, der am Saarländischen Staatstheater (SST) lange den Kinderchor leitete. Regie bei dem Abend, an dem auch Zeitgenossen von Reutter zu Wort kommen, führt Schauspiel-Kollegin Silvia Bervingas.

Natürlich gibt Hofmann auch Lieder zum Besten - bei dem Gedanken daran, dass er singen muss, lächelt er verschmitzt und meint: "Ich versuch's!" Dabei hat er schon in Musicals mitgewirkt. Das Theater ist für Hofmann, Jahrgang 1957, ein Kindheits-Traum: "Schauspieler wollte ich werden seit meinem 14. Lebensjahr. Meine Eltern haben mich immer in allem unterstützt, aber darin leider nicht." Vielleicht, sinniert er, wäre alles anders gekommen, wenn er in einer Großstadt aufgewachsen wäre statt in Bedersdorf bei Wallerfangen. So blieb es bei Schul- und Laientheater, und auch seinen alternativen Berufswunsch, Polizist zu werden, schob er erst mal zugunsten einer Ausbildung bei der Deutschen Bundesbahn auf.

Hofmann war beruflich immer auf der Suche, aber "Ich hab immer alle Ausbildungen fertig gemacht!", verteidigt er sich. Aus dem Bahnassistenten wurde doch noch ein Kriminalpolizeibeamter, der seine Fachhochschulreife nachholte, Ernährungswissenschaften studierte und zum Diplom-Ökotrophologen avancierte. Es folgten Weiterbildungen zum Europäischen Qualitätsmanager in der Lebensmittelindustrie, Speiseeishersteller und zum Multimedia- und Webmaster. Mit der Schauspielerei hätte Hofmann da fast schon abgeschlossen, wäre nicht immer wieder dieser "Sehnsuchtsschmerz" aufgebrochen.

Für eine Schauspielschule war er mittlerweile zu alt, bildete sich aber stetig parallel privat weiter, unter anderem bei Inge Veith. Dann machte er sich mit Restaurant und Eisdiele selbstständig - beides scheiterte, weil er sich als alleinerziehender Vater um seinen Sohn kümmern musste.

Hofmann hielt sich mit Jobs über Wasser, und weil er schon 1991 in der Statisterie des SST angeheuert hatte, knüpfte er rasch professionelle Kontakte und rutschte in die freie Szene rein. Theater, Chor, Film und Fernsehen, Radio und Werbung - Hofmann arbeitet auch als Moderator und macht viele Projekte mit den Kolleginnen Silvia Bervingas und Gabriele Bernstein. Mit letzterer wollte er mal ein mobiles Boulevardtheater aufziehen. Und da war es wieder, das Problem der Off-Szene: Woher das Geld nehmen und wo die Ausstattung lagern? Wie die ganzen Tantiemen, Rechte, Noten und Werbung bezahlen, wenn der Eintritt häufig gerade mal eben die Unkosten deckt? So ist das Theater für Hofmann immer noch mehr Berufung als Beruf: "Theater ist eine Sucht", sagt er und seufzt: "Ich möchte gerne auf der Bühne sterben!"

Premiere: Montag, 30. September, 20 Uhr, Theater im Viertel. Wieder: 1. Oktober. Infos, Karten: Tel. (06 81) 3 90 46 02.

dastiv.de

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