"Ich mag kritische Musik"

Sind Sie Ihrer bewährten Arbeitsweise treu geblieben und haben "Diversity" sowohl in Deutschland als auch in Ihrer zweiten Heimat Jamaika aufgenommen? Gentleman: "Ja. Das sind eben die Orte, an denen ich am meisten Zeit verbringe. Ich habe jetzt auch mein eigenes Studio in Köln

Sind Sie Ihrer bewährten Arbeitsweise treu geblieben und haben "Diversity" sowohl in Deutschland als auch in Ihrer zweiten Heimat Jamaika aufgenommen? Gentleman: "Ja. Das sind eben die Orte, an denen ich am meisten Zeit verbringe. Ich habe jetzt auch mein eigenes Studio in Köln. Wenn ich also mal nachts um vier Uhr eine Idee hatte, konnte ich sie gleich in die Tat umsetzen. Diese Möglichkeit hatte ich vorher nicht. Der Rest entstand auf Jamaika."Sie stehen tatsächlich nachts auf und tüfteln an einem Song?Gentleman: "Vier Uhr ist eine wahnsinnig kreative Zeit. Stell' dir mal den Wecker und probier' es aus. Du weißt genau: Alle schlafen, es ist ruhig, und das Telefon wird auf keinen Fall klingeln. Ich hatte mir tatsächlich einige Male den Wecker gestellt und getestet, wozu ich um vier Uhr fähig war. Wenn nichts ging, bin ich gleich wieder ins Bett gegangen."Was ist das für ein Gefühl, wenn Sie nach längerer Abwesenheit Ihren Fuß auf jamaikanischen Boden setzen? Ein Gefühl von Heimat?Gentleman: "Ich fühle mich da zuhause, habe dort viele Freunde und auch Familie. Ich freue mich immer wieder, wenn ich da bin. Ich mag das Klima und das Essen. Aber Heimat ist natürlich auch Köln. Wenn ich lange auf Jamaika war, freue ich mich auch, wieder nach Deutschland zu kommen. Ich weiß das Leben hier immer mehr zu schätzen. Bei aller Kritik, die ich auch habe, muss ich sagen, dass es uns hierzulande sehr gut geht. Was mich allerdings stört, ist diese Mecker- und Beschwerde-Mentalität. Oder wenn Leute von Ghettos singen und waren noch nie in einem."Ist nicht ein Musiker mit politischem Bewusstsein automatisch ein Meckerer -- einer, der anprangert, was falsch läuft?Gentleman: "Ich mache einen Unterschied zwischen meckern und kritisch sein. Meckern heißt für mich, keine Alternative zu haben, sich zu beschweren, dass alles Mist ist, sich aber keine Mühe zu geben, etwas zu ändern oder zu bewegen. Kritik ist vielleicht eine Art des Meckerns, geht aber tiefer und versucht, die Ursache des Problems zu ergründen und Diskussionen auszulösen."Muss Musik automatisch kritisch sein, damit sie Ihnen gefällt?Gentleman: "Nicht zwangsläufig. Aber ich mag kritische Musik. Ich finde es wichtig, dass Sachen hinterfragt werden, dass wir selbstständig denken und nicht alles für gegeben hinnehmen, was beispielsweise Medien und Bücher verbreiten. Das hält einen wach und frisch im Geist."Termin: Gentleman live am 5. Mai um 20 Uhr in der Garage in Saarbrücken. Karten an allen bekannten VVK-Stellen. Infos: www.garage-sb.de

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