Interview mit Hasselhoff „Ich habe mit dem Mauerfall nichts zu tun“

Saarbrücken · 30 Jahre nach „Looking for Freedom“ geht David Hasselhoff wieder auf Tour. Er kommt auch nach Saarbrücken.

 David Hasselhoff fühlt sich Deutschland und vor allem Berlin sehr verbunden.

David Hasselhoff fühlt sich Deutschland und vor allem Berlin sehr verbunden.

Foto: dpa/Paul Buck

Als Sänger und Schauspieler hat David Hasselhoff (65) in den 1980er und 1990er Jahren eine ganze Generation von Kindern und Jugendlichen begeistert. Jeder konnte seinen Hit „Looking for Freedom“ mitsingen (auch wenn nur wenige wussten, was das heißt) und die Dialoge mit seinem sprechenden Sportwagen Kitt aus der Kultserie „Knight Rider“ nachsprechen. Für die TV-Serie „Baywatch“, in der er an der Seite von Pamela Anderson spielte, interessierten sich auch die Älteren. 30 Jahre nach „Looking for Freedom“ geht Hasselhoff mit seinen Top-Hits von damals wieder auf Tour – am 26. April macht er in Saarbrücken Station. Ein Telefongespräch über den Mauerfall, seine Tournee und die Fortsetzung von „Knight Rider“.

In den 80er und 90er Jahren haben meine damaligen Mitschüler und ich Sie bewundert – für den „Knight Rider“ und für „Looking for Freedom“, „Crazy for you“ oder „Limbo Dance“. Haben Sie eine Erklärung dafür, dass Sie in Deutschland populärer waren als in den USA?

HASSELHOFF Das stimmt so nicht. Zu sagen, dass ich in Deutschland beliebter bin als in den USA, ist eine witzige Aussage. Sie sollten einen Tag mit mir in Amerika verbringen, dann werden Sie feststellen, dass die Popularität genauso groß ist. Ich hatte in den USA keine große Musik-Karriere wie in Deutschland. Der Grund für meine Verbundenheit zu Deutschland ist, dass meine Tour 1987 in Österreich begann. 1989 kam ich nach Deutschland mit einer Single namens „Loo­king for Freedom“. Durch Zufall kam ein Anruf vom ZDF. Sie sagten: Wir hätten gerne, dass Sie bei der Silvester-Show singen.

Auf der Berliner Mauer.

HASSELHOFF Ich sagte: Okay, aber nur, wenn ich auf der Berliner Mauer singen kann. Ich dachte, sie würden Nein sagen. Aber sie sagten Ja! Bevor die Mauer fiel, sangen viele Menschen hinter der Mauer mein Lied. „Looking for Freedom“, nur die erste Strophe, weil sie kein fließendes Englisch sprachen. Aber sie kannten mich als den Mann, der von der Freiheit sang. Für sie war das ein Lied der Hoffnung. Nach dem Fall der Mauer am 9. November 1989 bin ich vor einer Million Menschen live in der Silvester-Show aufgetreten. Das zeigt meine Verbundenheit zu Berlin und zu Deutschland. Seitdem habe ich viel Werbung für die East Side Gallery gemacht, ich habe ein großartiges Verhältnis zu Alexandra Hildebrandt, der Chefin des Mauermuseums am Checkpoint Charlie. Sie hat mich schon öfter gebeten, dem Museum zu helfen, um die Erinnerung an die Menschen wachzuhalten, die damals getötet wurden.

In Deutschland gibt es noch heute das Gerücht, dass Sie den Fall der Mauer als Ihr eigenes Verdienst ansehen. Das ist Quatsch, oder?

HASSELHOFF Bei allem Respekt: Das war eine Falschinformation der Presse. Ich habe das nie, nie, nie, nie, nie, nie, nie, nie, nie, nie gesagt. Niemals. Ich habe in ungefähr 400 Interviews gesagt, dass ich nichts damit zu tun habe, dass die Mauer gefallen ist.

Das tut mir sehr leid. Gut, dass wir das klargestellt haben.

HASSELHOFF Ich habe nichts damit zu tun! Die Menschen in Ostdeutschland haben „Looking for Freedom“ gesungen. Als ich damals auf Tour ging, haben sie gesagt: Danke für den Mauerfall! Sie hatten Hoffnung und ein Lied der Freiheit, das sie singen konnten. Aber das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass ich angeblich die Mauer zum Einsturz gebracht hätte.

„Looking for Freedom“ wurde damals auch als politische Botschaft verstanden. Wie aktuell ist das Lied 30 Jahre später noch?

HASSELHOFF Die Welt ist immer noch looking for freedom. Deutschland ist immer noch looking for freedom und Amerika auch. 30 Jahre später suchen die Leute immer noch die Freiheit. Gott hat sie uns gegeben. Es ist Zeit, dass die Leute beginnen, den Mund aufzumachen und sich für die Freiheit zu engagieren. Die Freiheit wird verschwinden, wenn wir sie nicht in den Mittelpunkt stellen. Der einzige Weg, das zu tun und Leute dazu zu bringen, dass sie darüber reden, ist das Gespräch, der Austausch. Und meine Tournee bringt Menschen zusammen.

Sehen Sie die Freiheit in den USA bedroht?

HASSELHOFF Die Freiheit ist überall gefährdet, durch Rassismus, religiösen Fundamentalismus oder Fremdenfeindlichkeit. Auch in Ihrem Land. Meine Tour soll Menschen zusammenbringen, die Leute sollen die Lieder singen, die sie froh gemacht haben, als sie Kinder waren. Ich werde alle meine alten Hits singen: „Looking for Freedom“, „Crazy for you“, „Do the Limbo Dance“, aber auch „It’s a real good Feeling“, „Country Roads“, „Always on my Mind“, „The best is yet to come“, „You’ve lost that Loving Feeling“, „Freedom for the World“. Ich habe meine Fans gefragt: Was würdet ihr gerne hören? Das ist die Liste der Lieder, die sie mir geschickt haben. Ich werde soviel wie möglich davon singen. Die Show heißt „30 Years Looking for Freedom“, weil „Looking for Freedom“ immer noch ein Riesenhit in der ganzen Welt ist, in Deutschland, überall, wo ich hinkomme. Egal ob in der Slowakei, in Finnland oder Polen – die Leute dort kennen das Lied. Sie haben die Youtube-Videos oder meinen Auftritt an Silvester gesehen.

Stimmt es, dass Sie einen neuen „Knight Rider“ planen?

HASSELHOFF „Knight Rider“ ist weltweit die größte Show aller Zeit. Jedes Kind kennt sie, in Norwegen, in der Dominikanischen Republik, in Thailand, Hongkong, Japan oder China – die sagen alle: „Knight Rider“, Du bist mein Held! Ich versuche, es als TV-Serie zurückzubringen. Die Zeit ist reif. Meine Vorstellung ist, es zurückzubringen, wie es damals war: als eine Fortsetzung von „Knight Rider“, nicht einen Neustart. Der neue „Knight Rider“ soll alle in der ganzen Welt ansprechen, die früher als Kinder mehr „Knight Rider“ sehen wollten, und alle Kinder, die jetzt die DVDs und Wiederholungen von früher schauen.

Wann wird es so weit sein?

HASSELHOFF Hoffentlich bevor ich sterbe (lacht). Die Produktion könnte im Juli nächsten Jahres beginnen. Wir sind noch in Verhandlungen.

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