Ich hab' dein Knie gesehen

Püttlingen. Mit zunehmendem Alter, bei Männern ab 45, bei Frauen ab 55 Jahren, verändert sich die Elastizität der Knorpel, mit deren Hilfe die Knochen eines Menschen ineinander greifen. Der Volksmund sagt: "Die Knochenschmiere nimmt ab

 Dr. Siebel zeigt einem Patienten ein Partial-Kniegelenk. Fotos: Klinik/De Puy Orthopaedics Germany

Dr. Siebel zeigt einem Patienten ein Partial-Kniegelenk. Fotos: Klinik/De Puy Orthopaedics Germany

Püttlingen. Mit zunehmendem Alter, bei Männern ab 45, bei Frauen ab 55 Jahren, verändert sich die Elastizität der Knorpel, mit deren Hilfe die Knochen eines Menschen ineinander greifen. Der Volksmund sagt: "Die Knochenschmiere nimmt ab." Das hat manchmal zur Folge, dass Schmerzen in den Händen, den Fingern, an der Hüfte und besonders in den Kniegelenken auftreten können (Arthrose). Entwickelt sich daraus eine regelrechte Krankheit, dann kann manchmal nur eine Operation Abhilfe schaffen, bei der das krankhafte Kniegelenk durch eine Vollprothese ersetzt wird - bisher jedenfalls. Das Problem bei einer Vollprothese: Um ein solches komplett künstliches Kniegelenk einzusetzen, muss der Chirurg die beiden Kreuzbänder durchtrennen. "Das tut in der Seele weh", sagt Dr. Thomas Siebel, Chefarzt der unfallchirurgischen und orthopädischen Klinik am Knappschaftskrankenhaus Püttlingen. Denn die Kreuzbänder, so Siebel, seien keineswegs einfache Seile oder Stricke, die das Kniegelenk führen. Vielmehr handele es sich um sensible Dehnungsinstrumente, die mit tausenden von Sensoren bestückt sind, und die, über Rückenmark und Gehirn, das Kniegelenk reflexartig wechselnden Anforderungen anpassen. Nun hat Siebel in Zusammenarbeit mit internationalen Kollegen aus den USA, Kanada und England eine Partial-Knieprothese entwickelt. Das Wort partial bedeutet teilweise: Hier handelt es sich in der Tat nicht um ein komplettes herkömmliches künstliches Kniegelenk, sondern vielmehr um einzelne Teile. Diese ersetzen stückweise, je nach Bedarf, die geschädigten Bestandteile des betroffenen Knies. Siebel bemüht ein Bild: "Sie können das gut mit dem Unfall bei einem Auto vergleichen: Anstatt die ganze Frontpartie zu wechseln, tauschen Sie lediglich einen Kotflügel und beispielsweise die Frontschürze aus. Der Rest bleibt im Originalzustand und wird lediglich verspachtelt und neu lackiert." Für den Chirurgen handelt es sich um eine technisch sehr aufwendige und anspruchsvolle Operation, wie Siebel bei der Pressekonferenz anhand einer Computer-Simulation eindrucksvoll zeigen konnte. Für den Patienten heißt die neue Methode, den Eingriff als deutlich schonender zu empfinden, kein Fremdkörpergefühl zu haben und durch den Verzicht auf die nicht mehr notwendige Durchtrennung der Kreuzbänder sehr viel schneller wieder gehen zu können. Patient Werner Löw, Jahrgang 1930, hat die Vorteile am eigenen Knie erfahren - er kam bereits neun Tage nach der Operation ins Rehazentrum Bietschied. Löw: "Dort konnte ich sofort alle Übungen machen, die von mir verlangt wurden und sogar noch viel mehr." Bleibt die Frage, wie man überhaupt der Kniegelenks-Arthrose vorbeugen kann: "Kein Übergewicht, moderat Sport treiben, nicht rauchen und viel Wärme", sagt Chefarzt Siebel.

 Modell einer Teil-Prothese im Knie mit umgebender Muskulatur und Sehnen.

Modell einer Teil-Prothese im Knie mit umgebender Muskulatur und Sehnen.

 Modell einer Knie-Teilprothese am Ober- und Unterschenkelknochen.

Modell einer Knie-Teilprothese am Ober- und Unterschenkelknochen.

Auf einen BlickEinen Vortrag über Knieprothesen hält Dr. Thomas Siebel morgen, Donnerstag, 19. August, 18 Uhr, im Rahmen der Patientenveranstaltungen der Knappschaftsklinik Püttlingen. Themen sind die unterschiedlichen Arten von Prothesen und wann bei welcher Krankheit das Einbauen einer Knieprothese sinnvoll sei. Dr. Siebel wird auch auf Fragen eingehen. red

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