"Ich dagegen bin dafür"

Saarbrücken. "Willkommen, Zukunft!" So begrüßte Musikkabarettist Johannes Kirchberg am Freitag das Publikum im vollbesetzten Domicil Leidinger. Die Zukunft kommt bei dem adretten nadelbestreiften Mann am Klavier ohne Geld aus, denn die Welt wird ohnehin untergehen, und im Bunker kann man eh nichts kaufen

Saarbrücken. "Willkommen, Zukunft!" So begrüßte Musikkabarettist Johannes Kirchberg am Freitag das Publikum im vollbesetzten Domicil Leidinger. Die Zukunft kommt bei dem adretten nadelbestreiften Mann am Klavier ohne Geld aus, denn die Welt wird ohnehin untergehen, und im Bunker kann man eh nichts kaufen. Nicht, dass Kirchberg pessimistisch oder gar politisch wäre: Er hasst Politik. Vielmehr ist er unpolitisch korrekt und tut lauter Dinge, die er eigentlich gar nicht machen will. Deshalb fordert er aktiv-passiven Widerstand und übt zu diesem Zweck mit den Zuschauern aktiv-passiven Applaus ein, lässt sie an seinem verkorksten Italien-Pärchen-Urlaub teilhaben und macht sich auf alles seinen ganz eigenen Reim. Auf die Liebe etwa, auf die sich im Deutschen aber gegen alle Logik des Herzens partout nichts Schönes reimen will - "sprachlichen Diebstahl positiver Assoziationen" nennt Kirchberg so was. Und egal, was kommt: "Ich dagegen bin dafür", sagt der 1973 in Leipzig geborene Wahl-Hamburger. Für gespielte Szenen einer Ehe mit tödlich endendem Hochzeitstag, für sozialen Abwärtsvergleich - und für Liebeslieder mit hygienischer Pointe: Kirchberg hat nämlich eine total saubere Beziehung zu seiner Putzfrau. All das schüttelt er, wie gerade erst erdacht, ganz beiläufig, locker und schmissig aus dem Anzugärmel, ohne sich beim Slalom durch Silben-gespickte Tiraden und Chansons die Zunge zu verdrehen. Literarisch wertvoll. Und Klavier spielen kann er auch noch. kek

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