"Ich bin traurig, und doch nicht wirklich"

Saarlouis. Das Spiel gegen den BC Marburg (78:69) ist kaum zu Ende, da kommen ihre beiden Töchter Amelie und Clara auf Isabelle Comteße zu gerannt. Die Aufbauspielerin des Basketball-Bundesligisten Saarlouis Royals streicht Amelie liebevoll über den Kopf, und hebt Clara auf ihre Arme. Isabelle Comteße lächelt, sie wirkt glücklich und zufrieden

 Isabelle Comteße verabschiedet sich ein letztes Mal als Spielerin von den Fans in der Stadtgartenhalle. Die Töchter Clara und Amelie begleiten sie. Foto: rup

Isabelle Comteße verabschiedet sich ein letztes Mal als Spielerin von den Fans in der Stadtgartenhalle. Die Töchter Clara und Amelie begleiten sie. Foto: rup

Saarlouis. Das Spiel gegen den BC Marburg (78:69) ist kaum zu Ende, da kommen ihre beiden Töchter Amelie und Clara auf Isabelle Comteße zu gerannt. Die Aufbauspielerin des Basketball-Bundesligisten Saarlouis Royals streicht Amelie liebevoll über den Kopf, und hebt Clara auf ihre Arme. Isabelle Comteße lächelt, sie wirkt glücklich und zufrieden. Dann geht sie in die Mitte der Stadtgartenhalle. Um sie herum Hunderte von Fans, Verantwortliche des TV Saarlouis Royals, Mannschaftskameradinnen und Trainer René Spandauw. Das erste Spiel um Platz drei der deutschen Meisterschaft am Freitagabend - es ist ihr Abschiedsspiel in eigener Halle. Nach sechs Jahren beim Basketball-Bundesligisten aus Saarlouis beendet die 29-jährige Aufbauspielerin ihre Karriere.Gefasst wollte sie eigentlich sein. "Nicht weinen", murmelt sie, immer noch lächelnd, aber mit roten, nassen Augen. Zu ergreifend sind die Szenen, die sich spät am Abend noch abspielen. "Ich bin traurig, und doch nicht wirklich", sagt Comteße. "Es war eine schöne Zeit mit so vielen tollen Erlebnissen, da kann man beruhigt gehen." Geschenke, Fotos, Blumen, unzählige Umarmungen. Die Trikotnummer vier, die Isabelle Comteße gehörte, wird bei den Royals nie wieder vergeben werden. Das verspricht ihr Trainer Spandauw.

Er hält vor den Fans in Saarlouis eine abschließende Rede für Stina Barnert, die in die spanische erste Liga wechselt, und für Comteße. Bis dahin konnte sich die blonde Saarländerin noch zusammenreißen. Doch die ganzen Erinnerungen, ihre Anfänge in Saarlouis, ihre schönsten, stärksten Momente - "das war ziemlich aufwühlend", stammelt Comteße, während ihr eine Träne die Wange herunterkullert.

"Wenn man sieht, wie sich René Gedanken gemacht hat und wie viele Leute hier geblieben sind, um diesen Moment mit mir zu teilen . . ." Comteße lacht ein wenig. Die zweifache, alleinerziehende Mutter hat ihre Tochter noch immer auf dem Arm. Ihre kleine Familie nimmt sie in Anspruch, ihr Job bei der Polizei auch. "Ich glaube, das ist so das Beste", nickt sie über ihre Entscheidung, mit dem Basketball aufzuhören.

Mit 15 nach Wuppertal

Comteße ist die wohl beste Basketballerin, die das Saarland hervorgebracht hat. Doch es dauerte lange, bis die Bouserin zur besten saarländischen Mannschaft kam. Bereits mit 15 Jahren spielte sie beim BTV Wuppertal, der fast ein Jahrzehnt lang die Liga dominierte. Fünf Jahre spielte sie dort, dann wechselte sie nach einem Zwischenstopp in Oberhausen zurück ins Saarland, als Spielertrainerin zu den Baskets 98 Völklingen. "Aber darüber will ich gar nicht mehr sprechen. Das gehört hier auch nicht hin", findet Comteße. Viel lieber denkt sie an die vergangenen sechs Jahre in Saarlouis, in denen sie ständig die Mannschaft anführte, immer wieder mit hervorragenden Vorbereitungen glänzte. Bei den meisten Fans unvergessen bleibt ihr Einsatz 2009, als sie bereits zwei Wochen nach ihrer Operation an der Hand im Playoff-Finale der Royals aufs Feld ging - und ihrer Mannschaft den Titel brachte. "Es gab hier so viele schöne Momente", überlegt sie, "heute ist so ein schöner".

Die Tränen sind wieder ein bisschen getrocknet. Noch hier und da ein paar Umarmungen, Verabschiedungen, Abklatschen mit den Fans. Dann geht Isabelle Comteße zum letzten Mal als Spielerin aus der Stadtgartenhalle, ihre beiden Töchter Amelie und Clara neben sich.

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