Saarbrücken. Wenn er lässigen Schrittes zum Treffen um die Ecke biegt, ruht wie so oft das Handy an seinem Ohr. Jürgen Rath ist immer im Dienst, und das macht ihm riesige Freude - hat er doch sein Hobby Musik zum Beruf gemacht. Und wie: Beim Blick in die Auftrittsliste auf seiner Homepage verliert man leicht den Überblick. Schließlich steht er mit seinen verschiedenen Formationen Blies Blues Band, Big Jim & the Twins, J. R. & the Screamers, Jam und Smokin' Strings alle paar Tage auf dem Podium. "Ich kenne nur meine Arbeit", sagt der 1959 geborene Neunkircher, der erst mit 17 zu den magischen sechs Saiten fand, mit der gleichen Überzeugung wie: "Ich bin ein glücklicher Mensch". Ein Workaholic aus Passion, der die Frage nach eventuell doch vorhandenen Hobbys mit weiteren Teilbereichen seines Schaffens beantwortet: Jürgen Rath ist Erfinder des Rath-Amps, eines in Fachkreisen geschätzten Gitarrenverstärkers, und übrigens eines Rath-Plektrons (eines Schlagplättchens für Gitarristen) - und er entwickelte bereits Musikelektronik für größere Firmen. Desweiteren betreut der durchaus kritische Szene-Beobachter befreundete Bands in Sachen Bühnentechnik und veranstaltet mit Christoph Gottschalk die neuen, erfolgreichen Völklinger Konzertreihen Tuesday Station Music (TSM) im Alten Bahnhof und, jetzt im Sommer, die Schillerpark Open-Airs (SOA). Apropos Sommer: Ob Jürgen auftrittstechnisch nun in der heißen Jahreszeit open-air oder im Winter unter Dach und Fach zugange ist, ist ihm egal: "Beides hat seinen Reiz, ich bin auch durch Glatteis nicht zu bremsen." Neben seinen konstanten Qualitäten als äußerst fingerfertiger Gitarrero ("Bei mir gibt's keinen schlechten Gig") führt er seinen prall gefüllten Terminkalender auf Tugenden wie Seriosität und Schnelligkeit zurück. "Ich bin rund um die Uhr erreichbar, habe immer den Terminplaner in der Tasche, kann also direkt reagieren und zusagen." Und das Managen mit Akquise, Kontaktpflege, Rechnungen- und Angeboteschreiben, Steuererklärung, alles in allem mehrere Stunden täglich, erledigt er gelassen. "Ich habe mich so organisiert, dass ich das im Griff habe". "Privat" ist Jürgen Rath allen angenehmen Dingen des Lebens sehr zugetan. Kulinarisch etwa liebt der Genussmensch ("ich esse fast alles gern") Fisch, Meeresfrüchte, rote Steaks und "einen schönen Klaren". Bei Büchern findet er "leider" nur noch Zeit für Sachliteratur und Musikerbiografien; im Kino schätzt er Anspruchsvolles ebenso wie britischen Humor. Und auf der Bühne mit der Gitarre gilt der Rat(h)spruch: "Du musst die Leute in den Bann ziehen wollen." uhr