Verdi Aktion „trauriger Erfolg“ Hygiene-Inspektoren kritisieren Verdi-Aktion zu Hände-Desinfektion

Saarbrücken · Sind in den Krankenhäusern Menschenleben in Gefahr, weil den Pflegekräften die Zeit fehlt, um die Hände ordnungsgemäß zu desinfizieren? Diesen Eindruck vermittelt die Gewerkschaft Verdi. „Eine korrekte Händedesinfektion ist mit dem wenigen Personal nicht möglich“, sagte Gewerkschaftssekretär Michael Quetting. Bis zu zwei Stunden brauche eine Pflegekraft pro Schicht für die vorgeschriebene Desinfektion. Wenn dafür die Zeit fehle, stünden Menschenleben auf dem Spiel.

Gestern beteiligten sich im Saarland laut Verdi 78 Stationen an einer bundesweiten Aktion: Die Pflegekräfte sollten ihre Hände genau nach Vorschrift desinfizieren, damit deutlich wird, dass Personal fehlt. Bereits in der Frühschicht mussten laut Quetting die meisten Stationen die Aktion vorzeitig abbrechen, damit die Versorgung der Patienten nicht zusammenbricht.

Als „sehr bedenklich“ und „Effekthascherei“ bezeichnet der Berufsverband der Hygiene-Inspektoren Saar-Lor-Lux, der Fachleute aus den landesweit sechs Gesundheitsämtern vertritt, die Verdi-Aktion. „Das können wir so nicht stehen lassen“, sagte Verbandssprecher Henning Adam. Der Verband wolle den Mangel an Pflegepersonal in den Krankenhäusern keineswegs wegdiskutieren. Die Verdi-Aktion vermittle jedoch den Eindruck, man könne sich nicht mehr ruhigen Gewissens im Krankenhaus behandeln lassen. „Aus unserer Überwachungstätigkeit wissen wir aber, dass es so nicht ist“, sagte Adam. Die Hygiene-Inspektoren hätten einen sehr guten Überblick über die Situation in den Kliniken. „Wir wissen, dass es ab und an zwar zu Problemen kommt. Aber dass es ein grundsätzliches Problem mit der Hygiene in Krankenhäusern gibt, können wir nicht nachvollziehen“, sagte er. Dies gelte auch für die Händedesinfektion. In den vergangenen Jahren habe sich außerdem viel getan, auch durch Schulungen.

Die Geschäftsführerin des Klinikums Saarbrücken (Winterberg), Susann Breßlein, kritisierte die Aktion ebenfalls. In ihrer Einrichtung habe sich niemand daran beteiligt. „Die bestehende Problematik wird dadurch nicht gelöst“, sagte sie. „Stattdessen werden Patienten und Angehörige verunsichert.“

Verdi bezeichnete die Aktion hingegen als „traurigen Erfolg“, die Personalnot sei sehr schnell deutlich geworden. „Wenn die Kolleginnen und Kollegen die Hygienevorschriften einhalten, müssen sie entscheiden, was sie stattdessen weglassen. Diese Bedrängnis ist unerträglich“, sagte Gewerkschaftssekretär Quetting.

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