Hungrige Kinder können nicht lernen

Saarbrücken, eine Stadt für Kinder - dieser Werbespruch klingt wie Hohn angesichts der Schreckensmeldungen in dieser Woche aus Malstatt. Rund neun Prozent der dortigen Kinder haben Untergewicht, kommen ohne Frühstück in die Schule. Und viele Eltern, die von Hartz IV leben, trauen sich nicht, den Zuschuss fürs Mittagessen zu beantragen

Saarbrücken, eine Stadt für Kinder - dieser Werbespruch klingt wie Hohn angesichts der Schreckensmeldungen in dieser Woche aus Malstatt. Rund neun Prozent der dortigen Kinder haben Untergewicht, kommen ohne Frühstück in die Schule. Und viele Eltern, die von Hartz IV leben, trauen sich nicht, den Zuschuss fürs Mittagessen zu beantragen. Die Situation der Kinder in Malstatt ist ein Skandal. Politiker werden den Zustand bedauern, sich gegenseitig die Schuld zuschieben - und nichts passiert. Oder Parteien machen einen guten Vorschlag, sagen aber nicht, wer's bezahlen soll. So wie die CDU-Fraktion im Regionalverband mit ihrer durchaus guten Idee, mehr gegen Kinderarmut zu tun. Statt öffentlichkeitswirksam mehr Modellprojekte zu fordern, hätten die Christdemokraten zuvor bei ihren Parteifreunden in der Landesregierung dafür sorgen können, dass auch Geld fließt. Dann wäre der Vorstoß der CDU glaubwürdiger. Denn ohne das Land wird es keine weiteren Projekte geben. Wenn die Parteien es ernst meinen im Kampf gegen die Kinderarmut, dann braucht erstmal das Modellprojekt in Alt-Saarbrücken und Malstatt über 2008 hinaus finanzielle Sicherheit. Danach kann man über weitere Projekte nachdenken. Außerdem sollte jedes Hartz-IV-Kind kostenlos ein Mittagessen bekommen. So würde Saarbrücken ein gutes Stück kinderfreundlicher. Dazu braucht es auch verantwortungsvolle Eltern. Dass manche ihre Kinder ohne Frühstück in die Schule schicken, ist ebenso skandalös. Denn Kinder, die hungern, können nicht lernen.

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