Hunde helfen verbitterten Kindern

Saarbrücken. Mit zärtlichem Blick beobachtet Sarah das kleine zierliche Wesen auf ihrem Schoß, das sich eingekringelt hat. Peaches, ein fünfmonatiges Dackelmischlingskind, ist endlich zur Ruhe gekommen, schließt die Augen für ein Nickerchen und ist gut behütet bei dem Mädchen

 Ein Hund, der sich tierisch freut, wenn er einen bestimmten Menschen trifft, kann diesem Menschen helfen, sein seelisches Gleichgewicht wiederzufinden. SZ-Archiv-Foto: dpa

Ein Hund, der sich tierisch freut, wenn er einen bestimmten Menschen trifft, kann diesem Menschen helfen, sein seelisches Gleichgewicht wiederzufinden. SZ-Archiv-Foto: dpa

Saarbrücken. Mit zärtlichem Blick beobachtet Sarah das kleine zierliche Wesen auf ihrem Schoß, das sich eingekringelt hat. Peaches, ein fünfmonatiges Dackelmischlingskind, ist endlich zur Ruhe gekommen, schließt die Augen für ein Nickerchen und ist gut behütet bei dem Mädchen.Sarah hat in den vier Monaten, in denen sie Teilnehmerin des Schnittstellenprojektes Stabil-Wohnclearing ist, schon einige schöne Augenblicke mit dem jungen Hund ihrer Bezugsbetreuerin Nadine Schütz erleben können.

"Ich weiß, dass ich leider allzu oft aggressiv werde, und dann zieht mich alles runter. Später tut es mir dann auch leid, aber seit ich Peaches kenne, hat sich was geändert." Das bestätigen auch ihre Mitbewohner im Stabil-Wohnclearing. Der kleinen Dackelmischlingsdame gelingt es immer wieder, durch ihr zartes und offenes Wesen einen beruhigenden Einfluss auf ihre Umgebung auszuüben.

"So wie die Biographie von Sarah liest sich die von vielen Jugendlichen, die bei uns ins Projekt kommen," sagt die Sozialpädagogin Nadine Schütz und berichtet weiter: "Geprägt durch Missbrauchs- und Gewalterfahrungen hat Sarah gelernt, selbst Gewalt anzuwenden, um sich durchzusetzen und gehört zu werden."

Mehrere Jugendhilfemaßnahmen hat sie schon erfolglos durchlaufen. Kurz vor der Obdachlosigkeit wurde Sarah ins Stabil-Wohnclearing aufgenommen. Hier soll sie lernen, sich in Einzel- und Gruppensettings auf individuell zugeschnittene Hilfestellungen bei der Erarbeitung und Weiterentwicklung sozialer Kompetenzen, einer tragfähigen beruflichen Perspektive, hauswirtschaftlichen Fertigkeiten, Gesundheitsfürsorge etc. einzulassen, um so für sich einen positiven Lebensentwurf zu entwickeln. Sarah selbst erzählt: "Peaches begrüßt mich immer mit Schwanzwedeln. Ihr ist es egal, wie ich so drauf bin und was ich alles erlebt habe. Sie mag mich so, wie ich bin."

"Selbstverständlich kann der Hund nicht die sozialpädagogischen Interventionen ersetzen", erläutert Heike Bollinger, die ebenfalls im Projekt tätig ist. Die kritische Kontaktsituation mit dem Hund findet deshalb zunächst grundsätzlich nur unter pädagogischer Aufsicht statt. Doch danach wirkt der Kontakt zwischen Tier und Mensch mehr und auch für sich. "Die Tiere strahlen eine besondere Form von Loyalität und Wärme aus, die gerade für jene junge Menschen wichtig sein kann, die häufig Beziehungsabbrüche erlebt haben und deren Vertrauen in die eigene Familie, aber auch in professionelle Helfersysteme, erschüttert ist", darin sind sich Sarah und die beiden Pädagoginnen einig. Und es verwundert nicht, dass das Mädchen nun allmählich beginnt, unruhig auf ihrem Stuhl hin- und herzurutschen. Sie will "nun noch eine kleine Runde" mit ihrem vierbeinigen Liebling drehen, bevor sie sich in die "nervigen Antragssachen" für ihre erste eigene Wohnung stürzen kann. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort