Hugo Lacour wird entlassen

Saarbrücken. Als Ex-Rotlichtkönig Hugo Lacour (Foto: bub) letztes Mal für längere Zeit die Justizvollzugsanstalt am Saarbrücker Lerchesflurweg verließ, machte er es heimlich. Er stahl dem Anstaltspfarrer die Schlüssel und schlich sich in die Freiheit. Das war vor mehr als 20 Jahren. Heute wird der 65-Jährige mit französischem Pass die Haftanstalt offen durch den Haupteingang verlassen

Saarbrücken. Als Ex-Rotlichtkönig Hugo Lacour (Foto: bub) letztes Mal für längere Zeit die Justizvollzugsanstalt am Saarbrücker Lerchesflurweg verließ, machte er es heimlich. Er stahl dem Anstaltspfarrer die Schlüssel und schlich sich in die Freiheit. Das war vor mehr als 20 Jahren. Heute wird der 65-Jährige mit französischem Pass die Haftanstalt offen durch den Haupteingang verlassen. Nachdem er dort 17 Jahre wegen Mordes an dem Geschäftsmann Heinz W. verbracht hatte.

Jener W. war Mitinhaber eines Eros-Centers und ein Bekannter Lacours. Er verschwand 1985 spurlos. Das Auto und das Vermögen von W. tauchten anschließend bei Lacour auf. Der galt zu jener Zeit als einer der Großen im Milieu - mit 15 Vorstrafen vom Diebstahl bis zum Raub. Seine Gewalttätigkeit war gefürchtet. Aber gleichzeitig war Lacour auch ein Freund der Frauen, ein Mann mit einem gewissen Charme, der allein beim Kartenspiel in Hinterzimmern bis zu 30 000 Euro im Monat verdient haben soll. Außerdem war Lacour Mitbetreiber einer Saarbrücker Bar namens "La Cascade". Dort sollen öfters auchsaarländische Größen aus der Politik verkehrt sein. Und bei dem ausgelassenen Treiben in dem Lokal sollen angeblich Fotos gemacht worden sein.

Im Jahr 1986 war Schluss damit. Lacour kam wegen Mordverdachts an Heinz W. in Untersuchungshaft. Er wurde Messdiener hinter Gittern, entwendete dem Anstaltspfarrer dessen Schlüssel und flüchtete nach Frankreich. Dort prüfte die Justiz den Fall Heinz W. und entschied, dass die Beweise für einen Mordprozess nicht ausreichten. Damit war Lacour im Nachbarland ein freier Mann.

Aber er hielt weiterhin Kontakt ins Saarland, wo er ein gesuchter Mordverdächtiger blieb. Dann kam 1993 die Rotlichtaffäre. Gestützt auch auf Aussagen von Lacour berichteten die Medien bundesweit über angebliche Kontakte und Gefälligkeiten zwischen Rotlicht und Politik an der Saar. Auch von kompromittierenden Fotos aus der Bar "La Cascade" war die Rede, die allerdings niemals auftauchen sollten. Ende 1993 fuhr der zwischenzeitlich bundesweit bekannte Lacour dann in Urlaub nach Österreich. Ein Fehler.

Denn der wegen Mordes gesuchte Lacour wurde festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert. Hier wurde ihm der Prozess zum "Mord ohne Leiche" gemacht. Lacour beteuerte von Anfang an seine Unschuld. Was er bis heute tut. Aber die Strafrichter glaubten ihm nicht und verurteilten ihn am Ende eines zweijährigen Indizienprozesses wegen Mordes an Heinz W. zu lebenslanger Haftstrafe. Davon sind nun 17 Jahre vorbei. Mit Wirkung vom heutigen Tag an wird der Rest dieser Strafe zur Bewährung ausgesetzt. Der 65-jährige Lacour will sich nun um seine Familie kümmern.

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