Windräder sind keine Gegner

Gegen Windräder kämpfen dieser Tage Bürger des Bliesgaus mit der gleichen Intensität, wie einst des spanischen Dichters Cervantes berühmte Figur Don Quijote gegen Windmühlen ritt. „Gegen Windmühlen kämpfen“ ist dabei heute eine Redewendung für einen vergeblichen Kampf.

Auf den literarischen Ursprung zurückgehend geht es aber vor allem um einen nicht existenten Gegner. Die Bedenken der Windrad-Gegner sind verständlich: Niemand will ein Dauerbrummen oder einen Schattenschlag im Wohnzimmer. Niemand will in allen Himmelsrichtungen auf Metallsäulen starren. Manch einer macht sich Sorgen um bedrohte Vögel. Dennoch ist das Windrad als Stromproduzent per se kein Gegner. Es liefert, an der richtigen (und verträglichen) Stelle platziert, umweltfreundlich hohe Energiemengen. Um die Landschaft nicht zu "zerspargeln", sollen Flächennutzungspläne Konzentrationszonen ausweisen. Ohne diese Vorgaben wäre ein Wildwuchs wahrscheinlich. Wer die drehenden Rotorblätter generell ablehnt, muss sich die Frage gefallen lassen, wie ein Nachbar des Kohlekraftwerks Bexbach wohl dessen Betonwände findet oder ein Atommeiler-Anlieger in Cattenom den Charme der Kühltürme einschätzt. Es ist wie mit dem Auto: Wir alle nutzen die Maschinen, wollen aber - jedenfalls die meisten - in ruhigen Anliegerstraßen wohnen. Und unser Energiehunger wird beileibe nicht geringer. Ein Vier-Personen-Musterhaushalt wird heute oft mit einem Jahres-Stromverbrauch von 4500 Kilowattstunden (kWh) berechnet. Noch vor wenigen Jahren hatte Familie Mustermann mit 3500 kWh genug. Und selbst mit 2000 kWh müsste sie nicht bei Kerzenschein lesen. Anstelle des Kampfes gegen die Windräder wäre der Kampf gegen Energieverschwendung eine Herausforderung, der sich die Bürger der Biosphäre verpflichten könnten.

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