Bürgerversammlung Wenig Begeisterung für Südviertel-Bebauung

St. Ingbert · Experten wollen eine weitere Bebauung des Südviertels nicht kategorisch ausschließen. Die meisten Anwohner sehen das anders.

 Viele Anwohner des Südviertels waren ins Rathaus gekommen, um sich darüber zu informieren, was es mit Plänen zur Bebauung der St.Fidelis-Straße und der Pfuhlwiese auf sich hat.

Viele Anwohner des Südviertels waren ins Rathaus gekommen, um sich darüber zu informieren, was es mit Plänen zur Bebauung der St.Fidelis-Straße und der Pfuhlwiese auf sich hat.

Foto: Cornelia Jung

Als die Anwohner der Südviertels erfuhren, dass es Bebauungspläne für Brachflächen in ihrer Nähe gebe, waren sie entsetzt. Denn es ging bei der „Pfuhlwiese“ um einen Nahversorger mit vielen Parkplätzen und bei der St. Fidelis-Straße um über hundert Wohneinheiten in mehrstöckigen Gebäuden. Zu beiden Standorten gab es Bürgerversammlungen, zu denen Ortsvorsteher Ulli Meyer eingeladen hatte. Dort waren Argumente ausgetauscht worden, doch die Verunsicherung blieb. Deshalb hatte Oberbürgermeister Hans Wagner am Freitagabend zu einer Bürgerversammlung ins Rathaus eingeladen, bei der Mitarbeiter der Verwaltung sowie Karsten Schreiber vom Marktforschungsbüro Isoplan, der im Auftrag der Stadt ein Gutachten erarbeitet hatte, Antwort auf viele Fragen der Bevölkerung gaben. Mehr als 150 St. Ingberter waren ins Rathaus gekommen, um die brennendsten Fragen zu stellen.

Zu Beginn der Veranstaltung übergaben die beiden mittlerweile gegen die Bebauung gegründeten Bürgerinitiativen jeweils Listen mit insgesamt rund 1850 Unterschriften. Rebecca Arimond erklärte zu Beginn der Veranstaltung, was einen Landesentwicklungs-, einen Flächennutzungs- und einen Bebauungsplan ausmacht, was sie unterscheidet, für welche räumlichen Bereiche sie gelten und wie sie miteinander zusammenhängen.

Schon hier wurde klar, dass es für die genannten Flächen noch keinen Bebauungsplan gibt, da dafür auf Grundlage des Flächennutzungsplanes zwingend ein Stadtratsbeschluss und eine öffentliche Auslegung Pflicht seien. Die Mitarbeiterin der Abteilung Stadtentwicklung und Demografie im Rathaus sagte, dass die Verwaltung von höherer Stelle dazu aufgefordert worden sei, einen veralteten Flächennutzungsplan von 1979 zu aktualisieren. Sie hob vor allem die Verantwortung hervor, die man mit der Erstellung eines solch komplexen Planes habe, da er für mindestens 15 Jahre gelte. „Bei Wohnbauflächen müssen wir beispielsweise herausfinden, wieviel Wohnraum wir in Zukunft brauchen und wie sich der demografische Wandel auch in unserer Stadt auswirkt.“ Ein Nahversorgungskonzept wurde erarbeitet, aber auch das Grün- und Freiflächenkonzept sei eine Grundlage für weiterer Planungen. „Da sind wir noch dran“, so Arimond. Karsten Schreiber von Isoplan sei damit beauftragt worden, „Fakten zu sammeln, damit St. Ingbert eine gute Entscheidung für seine Bevölkerung treffen kann“.

Er malte ein düsteres Bild der Einwohnerentwicklung, selbst wenn es eine konstante Zuwanderung gebe. Man müsse dem Bevölkerungsdefizit entgegen wirken, indem man attraktiven Wohnraum vorhalte. Dafür müssten Plätze ausgewiesen werden, wie es andere Kommunen vormachen. „Die Wohnbautätigkeit in den letzten Jahren ist stark rückläufig“, so der Gutachter. Es sei ein Paradoxon, dass immer weniger Menschen auf immer mehr Fläche wohnen. Leerstände seien in St. Ingbert drastisch angestiegen. „Ich will nicht nur schwarz malen. Ihre Stadt ist als Wohnort sehr beliebt“, so Schreiber. Es gebe drei Möglichkeiten, um Wohnraum auszuweisen und damit die Stadt attraktiv zu machen: die 500 leer stehenden Gebäude zu nutzen, die 650 Baulücken zu schließen oder die 24 Potenzialflächen für 2750 Wohneinheiten zu nutzen. Dabei habe man für den Bereich Südviertel eine hohe Priorität und die Pfuhlwiese eine mittlere Priorität festgestellt.

 Carsten Schreiber.

Carsten Schreiber.

Foto: Cornelia Jung

„Man sollte hier Flächen nicht restriktiv zur Bebauung ausweisen, aber trotzdem sollte man es tun. Schließlich ist das die Zukunft der Stadt“, wie Schreiber sagte. „Deswegen haben wir uns einige Flächen eben schon mal angeschaut. Das muss man sich ja auch vorstellen können“, sagte die städtische Mitarbeiterin daraufhin. Das konnte oder wollte man sich seitens der Zuhörer gar nicht erst vorstellen, die gegen eine Bebauung mit dem Biosphärenstatus oder dem „grünen Kleinod“ argumentierten und dagegen protestierten, die Grünflächen vor ihrer Haustür zu bebauen. Fraktionen, Oberbürgermeister, der Ortsvorsteher und die Besucher der Veranstaltung tauschten ihre Argumente aus, die meist gegen eine Bebauung sprachen. „Aber denken Sie an das Wohl der gesamten Stadt und nicht nur an sich“, sagte Schreiber zu den Besuchern, „der Stadtrat hat die schwierige Aufgabe, alle Interessen abzuwägen.“ Oberbürgermeister Hans Wagner lobte nach über drei Stunden Dauer die Diskussion sowie das Einbringen vieler Ideen und gab seiner Hoffnung Ausdruck „dass Ihre Wünsche vom Stadtrat berücksichtigt werden“.

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